Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

17.04.2008

07.00 Uhr Ich mache die Augen auf und kann kaum glauben, dass heute meine LASIK Operation in einer Münchner Fachklinik auf den Programm steht. Voller Vorfreude hüpfe ich aus den Federn und führe den wichtigen Frühsport am geöffneten Fenster durch. Während ich meine eingeschlafenen Muskeln stähle, blicke ich auf den informativen Wandkalender und lerne, dass heute vor genau 47 Jahren erste US-amerikanische Kampfverbände auf Kuba landeten und die Operation "Schweinebucht" einleiteten. Wie jedes Kind weiss, wurde dieses Manöver nötig, weil die Vereinigten Staaten von Amerika unter Federführung John F. Kennedys ihren Einfluss auf der Karibikinsel bedroht sahen. Schon zwei Tage vorher bombardierten gut zwei Dutzend B-26 Bomber die militärischen Flugplätze der Insel und schafften es mit Leichtigkeit, die Schlagkraft der kubanischen Luftabwehr entscheidend zu schwächen. Am Morgen des 17. April 1961 gingen in der Schweinebucht auf der Südseite des Inselstaates etwa 1.500 schwerbewaffnete Exilkubaner unter dem Kommando zweier hochrangigen CIA-Beamten an Land und wurden von kubanischer Artillerie in Dauerbeschuss genommen. Da der Invasionsplan bereits Monate vorher verraten wurde, konnten Fidel Castros hochmotivierte Milizen zu einem blutigen Gegenschlag ausholen und den Spuk schnell beenden - wie schade. Dieses Ereignis war erst der Anfang des Jahrzehnte andauernden "kalten Krieges", der in den folgenden Jahren zur bedrohlichen Kubakrise ausartete. Nur dem Verhandlungsgeschick der Amerikaner war es zu Verdanken, dass anno 1962 der dritte Weltkrieg abgewendet werden konnte - Gott sei Dank gehört dieses dunkle Kapitel längst der Vergangenheit an.
07.30 Uhr Redlichst informiert begebe ich mich in die Nasszelle und bereite mich bei einem Wirbelbad auf die anstehende Operation vor. Wie es sich für einen politisch interessierten Menschen gehört, lausche ich während der Morgenwäsche dem Nachrichtenprogramm des bayerischen Rundfunks und bringe in Erfahrung, dass einige Parlamentarier der EU einen besonders dreisten Vorschlag gemacht haben und Synchronisationen fremdsprachiger Programme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbieten möchten. Wenn es nach dem Willen dieser Schlaumeier ginge, dürften Fernsehfilme bei ARD und ZDF in Zukunft nur noch im Original mit eingeblendeten Untertitel laufen - wie lächerlich. Nach Angaben der EU-Kommission in Brüssel würde dieser Vorstoss jungen Menschen das Erlernen von Fremdsprachen erleichtern und einen entscheidenden Vorteil für schwerhörige Bürger bringen - das wird ja immer besser. An diesem Beispiel sieht man anschaulich, welches Verständnis von Pressefreiheit in der Europäischen Union vorherrscht. Anstatt alles so zu belassen wie es ist, ziehen es die Heinis vor, Unsinn am laufenden Band zu beschliessen und vor allem ältere Fernsehzuschauer, Sehbehinderte und Analphabeten vor den Kopf zu stossen. Vielleicht wäre es doch besser, noch heute das Ränzlein zu schnüren und nach Amerika auszuwandern. Im Sonnenscheinstaat kann man wenigstens noch in Ruhe und Frieden leben und muss sich nicht über dumme Vorschläge unterbelichteter Volksvertreter ärgern - wo soll das noch hinführen.
08.30 Uhr Stinksauer beende ich das Badevergnügen und greife noch vor dem wichtigsten Mahl des Tages zum Telefonhörer, um bei meinem löblichen Neffen anzurufen. Als sich James nach dem dritten Klingeln meldet, horche ich ihn genau aus und erfahre, dass wir in einer Stunde von Amanda in die bayerische Landeshauptstadt kutschiert werden. Ausserdem plappert der Junge davon, dass wir uns vor der Operation noch einer eingehenden Voruntersuchung stellen müssen - das ist wirklich phantastisch. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, beende ich das Telefonat schnellstmöglich und nehme neben meiner Untermieterin am Frühstückstisch platz. Ich verfrachte zwei Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) in den Röster (unlöblich: Toaster) und erzähle meiner Mitbewohnerin, dass ich in wenigen Stunden glasklar sehen werde. Sandra zeigt sich jedoch skeptisch und merkt an, dass ich mich angesichts des Eingriffs in den nächsten Tagen nicht überanstrengen sollte. Ich nicke eifrig und zeige mit erhobenem Zeigefinger auf, dass ich den Ratschlägen der Ärzte uneingeschränkt Folge leisten und während des Wochenendes einen Gang zurückschalten werde - immerhin bin ich nicht mehr der jüngste.
08.45 Uhr Zungeschnalzend lasse ich mir das Frühstück schmecken und lese währenddessen in der Tageszeitung, dass der iranische Machthaber Mahmud Ahmadinedschad am "Nationalfeiertag für Atomtechnik" die Installation 6.000 neuer Zentrifugen bekannt gegeben hat - wie unlöblich. Obwohl der Irre aus Teheran anfügte, dass diese Technik ausschliesslich der friedlichen Nutzung zu Gute komme, gehen angesehene Wissenschaftler davon aus, dass das Land nur Atom anreichern will, um Israel zu bedrohen. Selbstverständlich meldeten sich kurz nach dieser Ankündigung einige Vertreter aus den USA, Grossbritannien und Frankreich zu Wort und erteilten dem frechen Handeln der iranischen Führung eine Absage. Gregory Schulte, seines Zeichens US-Botschafter bei der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, erklärte in diesem Zusammenhang, dass "der Iran keinen Respekt vor den Wünschen der Welt habe und nur noch schärfere Sanktionen heraufbeschwöre" - dem kann man nichts hinzufügen. Um schlimmeres Ungemach von der freien Welt abzuwenden, muss die internationale Gemeinschaft jetzt handeln und den zwielichtigen iranischen Plänen geschlossen die rote Karte zeigen.
09.15 Uhr Nachdem mir Sandra viel Freude beim bevorstehenden medizinischen Eingriff gewünscht und das Eigenheim verlassen hat, giesse ich mir ein Glas Coca Cola ZERO (löblich: NULL) ein und lösche meinen Durst mit einem grossen Schluck - das tut richtig gut. Anschliessend schlüpfe ich in ein modisches Sakko und lasse es mir nicht nehmen, zum Eigenheim der Kinder zu gehen und die jungen Leute zur Abfahrt zu drängen. Da James immer noch nicht abreisefertig ist, setze ich mich zu Herrn Dietz an den Küchentisch und vertreibe mir die Zeit mit einem Kleingespräch (unlöblich: Smalltalk). Der Gitarrenspieler aus dem fernen Toronto versorgt mich mit wissenswerten Fakten und berichtet, dass Frau Laurie (28) vor einer halben Stunde mit der S-Bahn nach München gefahren ist, um sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt aus nächster Nähe anzusehen - wie schön. Ferner unterrichtet mich der junge Mann über die Arbeit am neuen "Northstar" (löblich: Nordstern) Album und behauptet, dass er der CD angesichts grossartiger Kompositionen beste Schanzen einräumt, nach der Veröffentlichung im Herbst in die Top 50 der US- amerikanischen Landmusikhitparade (löblich: Billboard Country Charts) einzusteigen - das wäre wirklich phantastisch.
09.30 Uhr Endlich ist es so weit und wir können uns auf den Weg in die bayerische Landeshauptstadt machen. Während Amanda den OPEL SIGNUM auf schwindelerregende 100 Stundenkilometer beschleunigt und auf der Landstrasse immer wieder zu waghalsigen Überholmanövern ansetzt, schwärmt James in den höchsten Tönen und freut sich sehr, dass seine Kurzsichtigkeit in wenigen Stunden der Vergangenheit angehören wird. Der gute Junge gibt vor, sich gestern Abend noch einmal über das LASIK Verfahren im Internetz schlau gemacht zu haben und sagt, dass die Vorgehensweise denkbar einfach ist und erstmals im Jahre 1989 angewendet wurde. James ist bestens unterrichtet und fährt fort, dass alleine in unserem Land in den letzten Jahren weit über 250.000 refraktive Laseroperationen durchgeführt wurden. Wenn man den Ausführungen Glauben schenken kann, konnten über 90% der behandelten Personen hinterher auf Sehhilfen aller Art verzichten - das ist ja kaum zu glauben.
10.00 Uhr Just als wir an der Bausünde "Allianz Arena" vorbeibrausen, überreicht mir James ein Faltblatt der Augenlaserklinik und weist mich darauf hin, dass bei der Operation die Lichtbrecheigenschaft der Hornhaut korrigiert und somit die Position des Brennpunkts verbessert wird. Der Zweck dieses Verfahrens ist es, mit Hilfe heimrechnergesteuerter Berechnungen die bestmögliche Sehschärfe bei den Patienten zu erreichen. So wird zum Beispiel bei Kurzsichtigkeit die Hornhaut abgeflacht, um den zu weit entfernten Brennpunkt näher an die Netzhaut zu positionieren - wie interessant.
10.30 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffen wir am Laserinstitut in unmittelbarer Nähe des Münchner Hauptbahnhofs ein und können das KFZ sicher auf einem kostenpflichtigen Parkplatz abstellen - das klappt wieder wie am Schnürchen. Zufrieden steige ich aus und fordere meine Begleiter auf, mir in das fünfstöckige Gebäude zu folgen. Im zweiten Stock angekommen, melden wir uns bei einer blonden Dame an der Rezeption an und erhalten die Auskunft, dass Dr. Klein (40) in wenigen Minuten mit der Voruntersuchung beginnen wird - das kann mir nur Recht sein. Die kleine Frau führt uns unverzüglich in den gemütlichen Warteraum und bietet uns frischen Bohnenkaffee sowie gesundes Mineralwasser an. Bei dieser Gelegenheit bekommen wir auch gleich Augentropfen verabreicht und erfahren, dass die Pupillen für die Untersuchung erweitert sein müssen - wie aufregend.
11.00 Uhr Während ich gelangweilt aus dem Fenster schaue, kommt ein besonders freundlicher Herr in Tschiens, modischem Polohemd und weissem Kittel dazu und bittet meinen Neffen, ihm in den Behandlungsraum zu folgen. Während der folgenden Minuten rutsche ich aufgeregt auf meinem Stuhl hin und her und mache mir die grössten Sorgen. Amanda beruhigt mich jedoch redlichst und sagt, dass sich jährlich unzählige Menschen zu diesem Schritt entschliessen und bisher noch kein einziger an den Folgen der Behandlung erblindet, geschweige denn gestorben ist - das will ich auch hoffen.
11.45 Uhr Als ich mir den Angstschweiss von der Stirn wische und das Treiben auf der Strasse verfolge, kommt James gutgelaunt aus dem Behandlungszimmer zurück und sagt, dass er die Voruntersuchung ohne Schwierigkeiten hinter sich gebracht hat - wie schön. Wenig später erscheint Herr Klein im Raum und meint, dass als nächstes ein gewisser Reinhard Pfaffenberg an der Reihe ist. Mit Herzklopfen nehme ich an einer futuristisch anmutenden Maschinerie platz und höre, dass als erstes eine sogenannte Autorefraktometermessung vorgenommen wird. Herr Klein drückt fachmännisch auf mehrere Knöpfe und misst in sekundenschnelle die Brechkraftfehler sowie den Innendruck meiner Augen. Anschliessend bugsiert mich der Fachmann zu einer weiteren Apparatur und macht sich während des intensiven Sehtests einige Notizen. Als die Prozedur abgeschlossen ist, erfahre ich auf Anfrage, dass meine Sehschwäche von -2,3 bzw. -2,75 Dioptrien ohne weiteres durch das LASIK Verfahren behoben werden kann - das ist phantastisch.
12.00 Uhr Als die Kirchenglocken der Stadt zwölfmal schlagen, kommt eine nette Mitarbeiterin daher und erklärt, dass die Operation um 13 Uhr stattfinden wird und dass wir in der Zwischenzeit die Praxis verlassen dürfen - wie schön. Gemeinsam mit Amanda fahren wir im Aufzug nach unten und verlassen das Gebäude, um in ein einladendes Kaffeehaus in der Nachbarschaft einzukehren.
12.15 Uhr Bei Käsekuchen und Bohnenkaffee plaudern wir über die Voruntersuchung und können kaum glauben, dass alles so problemlos gelaufen ist. Amanda will mich wieder einmal ärgern und meint frech grinsend, dass mir der schlimmste Teil erst noch bevorsteht - wie unlöblich.
12.45 Uhr Nachdem ich zur Beruhigung noch ein Gläschen Schaumwein der Marke Moet getrunken habe, bezahlt James die Zeche und meint, dass wir uns jetzt wieder in die Praxis begeben sollten. HEUREKA - jetzt wird es ernst. Wir fahren mit dem Lift in den zweiten Stock und werden von der Empfangsdame gebeten, noch einmal im Warteraum platz zu nehmen und uns zu entspannen.
13.00 Uhr Endlich ist es soweit und ein freundlicher Mitarbeiter der Klinik bittet meinen Neffen, ihm in den Operationsraum zu folgen. James scheint kein bisschen Angst zu haben und folgt dem Mann im grünen Kittel gutgelaunt den Gang hinunter.
13.30 Uhr Nachdem mein löblicher Neffe erleichtert, aber mit geröteten Augen aus dem Operationsraum gekommen ist, bin nun ich an der Reihe. Bevor ich den Behandlungsraum betrete, spricht mir James Mut zu und gibt zu Protokoll, dass die Sache ein Kinderspiel ist und überhaupt nicht weh tut - das hoffe ich sehr. Während die OP Mitarbeiter alle Geräte desinfizieren und das hochwertige Laser Gerät vorbereiten, bekomme ich nochmals Augentropfen verabreicht und muss aus Hygienegründen Plastikfolien über meine löblichen Schuhe ziehen sowie eine lächerliche Plastikhaube aufsetzen - wie unlöblich.
13.45 Uhr Endlich liege ich unter dem Excimer-Laser-System der Marke "Allegretto Wave" und höre von Dr. Klein, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Im nächsten Moment wird auch schon mein rechtes Auge von einer Augenklammer offengehalten und erneut mit Tropfen behandelt. Plötzlich sehe ich vier weisse Lichter sowie einen grünen Punkt und werde aufgefordert, immer den Punkt anzuschauen - wie aufregend. Nach einem winzigen Schnitt in die Hornhaut beginnt der Laser sein Werk und ich kann einen leichten Verbrennungsgeruch wahrnehmen. HEUREKA - hoffentlich hat der Arzt das Gerät richtig programmiert.
14.00 Uhr Nachdem am linken Auge die gleiche Prozedur stattgefunden hat, beglückwünscht mich der Doktor und ich darf den Operationsraum auf wackligen Beinen verlassen - das wäre geschafft. Amanda und James erwarten mich bereits und möchten wissen, wie es mir ergangen ist. Selbstverständlich winke ich lässig ab und sage, dass dieser Eingriff der reinste Spaziergang war.
14.30 Uhr Nach einer kurzen Nachuntersuchung bei Dr. Klein überreicht uns eine Mitarbeiterin zwei Pakete und gibt uns zu verstehen, dass wir die Augentropfen gemäss des Beipackzettels einnehmen und in den ersten Nächten die Schutzbrillen tragen müssen - wie schön. Auf dem Weg zum Fahrzeug erzähle ich meinem sonnenbebrillten Neffen, dass mein Blickfeld immer noch etwas verschwommen und neblig ist. James nickt zustimmend und sagt, dass die 100%ige Sehkraft erst im Laufe der nächsten Tage erreicht sein wird - das kann ja heiter werden. Laut seufzend setze ich wieder meine Sonnenbrille auf und lasse mich von Amanda sicher nach Hause bringen. Während der Fahrt kommt James aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und sagt, dass wir morgen Mittag zu einer weiteren Nachuntersuchung nach München fahren müssen. Nebenbei schaue ich aus dem Fenster und bin ganz überrascht, weil ich zwar immer noch wie durch einen Nebel, aber trotzdem schon alles klar sehe - wie aufregend.
15.15 Uhr Zuhause angekommen, nehme ich neben Jenny und Tony auf dem Sofa platz und gönne mir eine kleine Ruhepause. Ich strecke genüsslich die Füsse aus und finde mich wenig später im Reich der Träume wieder - wie schön.
16.00 Uhr Just als ich auf einem kilometerlangen Sandstrand am Golf von Mexiko entlang spaziere, wird mein Nickerchen durch lautes und sehr aggressives Telefonklingeln gestört. Zu allem Überfluss meldet sich Prof. Kuhn im Rohr und möchte wissen, ob er mir in dieser schweren Stunde zur Seite stehen soll. Als ich genauer nachfrage, unkt Edelbert, dass ich bestimmt nichts sehen kann und mich kaum in meiner Villa zurecht finde - papperlapapp. Selbstverständlich lache ich laut auf und erwidere, dass ich zwar wie durch Nebel sehe, aber mittlerweile einen klaren Blick habe. Mein Gesprächspartner ist sehr überrascht und animiert mich, umgehend auf ein Weissbier in den Wilden Esel zu kommen und genau Bericht zu erstatten - das kommt natürlich nicht in Frage. Da mir Dr. Klein geraten hat, mich während der kommenden Tage zu schonen, erteile ich dieser Bitte eine schnelle Absage und antworte, dass ich erst wieder am Sonntag ausgehen werde.
16.30 Uhr Nachdem Ruhe und Frieden im Waldweg 11 eingekehrt ist, brühe ich frischen Bohnentrunk von ONKO auf und genehmige mir zudem ein Stück Coppenrath und Wiese Apfelkuchen mit etwas Sahne aus der praktischen Sprühdose. Anschliessend nehme ich sonnenbebrillt am leistungsstarken Heimrechner platz und beginne mit der wichtigen Anschnurarbeit. Als ich meinen modernen PHILIPS Flachbildschirm einschalte, stelle ich verärgert fest, dass die Buchstaben auf meiner Heimseite leicht verzerrt daherkommen und ich sehr blendungsempfindlich bin - wie unlöblich. Da es mir unter diesen Umständen nicht möglich ist, die elektronische Post zu lesen, geschweige denn das Tagebuch zu verfassen, gehe ich schnell wieder von der Leine und ziehe es vor, erneut auf dem Sofa neben meinen beiden Haustieren platz zu nehmen.
17.15 Uhr Just als ich mir Tropfen in die Augen einträufle, kommt Sandra von der Arbeit zurück und erkundigt sich nach meinem Befinden. Natürlich lasse ich die Erlebnisse des Tages noch einmal Revue passieren und gebe vor, dass der Eingriff ein reines Kinderspiel war. Wie nicht anders zu erwarten, nimmt meine Mitbewohnerin meine Pupillen neugierig in Augenschein und kommt erschrocken zu dem Ergebnis, dass die Netzhäute blutunterlaufen sind - wie unlöblich. Um Sandra einen kleinen Einblick in die LASIK Technik zu gewähren, plaudere ich aus dem Nähkästchen und berichte, dass die roten Augen natürliche Reizungen sind, die sehr bald abklingen werden. Meine Mitbewohnerin ist hellauf begeistert und sagt, dass sie sich nach ihrem Thailand Urlaub eventuell auch lasern lassen wird - dazu kann ich nur raten.
18.00 Uhr Nachdem ich eine kleine Brotzeit in Form mehrerer Scheiben Bauernbrot, irischer Landbutter sowie Cheddarkäse verzehrt und auf Anraten des Augenarztes zwei süffige Biere getrunken habe, begebe ich mich erschöpft ins Schlafzimmer und ziehe die Vorhänge zu. Um mich während der Nacht nicht versehentlich am Auge zu verletzten, lege ich zur Sicherheit meine Plastikaugenklappen an und gehe dann ins Bett. Zufrieden lausche ich der Radioschau "Zündfunk" auf Bayern 2 und erfahre neues aus der Münchner Kunst- und Musikszene - da kommt Freude auf.
19.00 Uhr Als die Erkennungsmelodie der Nachrichten erklingt, drücke ich auf den "OFF" (löblich: AUS) Knopf und schlafe wenig später ein. Gute Nacht.

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 17.04.2008
© Reinhard Pfaffenberg