26.01.2008
07.15 Uhr Mein Radiowecker geht an und läutet einen weiteren
Urlaubstag im Rentnerparadies ein - wie schön. Da bereits zur frühen Stunde
die Sonne vom Himmel lacht, verlege ich die Morgengymnastik kurzerhand ins Freie
und ertüchtige mich mit dem Hampelmann - wer rastet, der rostet.
07.30 Uhr Nachdem ich meine eingeschlafenen Muskeln in Form gebracht habe,
entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und lausche nebenbei dem Radioprogramm
aus meiner weissblauen Heimat. Neben den üblichen Schreckensmeldungen aus der
Welt der Politik erfahre ich ausserdem, dass die Gebührenkommission des öffentlich
rechtlichen Fernsehens neue Zahlen auf den Tisch gelegt und eine Gebührenerhöhung
für Fernseh-, Radio- und Handtelefonbesitzer ins Gespräch gebracht hat. Die
schlauen Mitarbeiter der "Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der
Rundfunkanstalten" (KEF) haben am vergangenem Montag ihre offizielle
Empfehlungen für die Neugestaltung der künftigen GEZ-Gebühren bekannt gegeben
und angekündigt, dass die monatliche Abgabe von 17,03 EUROS im Jahre 2009 auf
17,98 EUROS steigen wird - das ist ja allerhand. Zu allem Überfluss kündigten
die Verantwortlichen ab 2013 einen neuen Modus für die Bestimmung der
staatlichen Gebühren an. Schon jetzt gehen Fachleute davon aus, dass uns in 5
Jahren eine erhebliche Steigerung von mindestens 25 % ins Haus steht. Um die
zirka 130.000 Beschäftigten des öffentlich rechtlichen Rundfunks bezahlen zu können
und Moderatoren wie Thomas Gottschalk ein schönes Leben zu ermöglichen, werden
die Fernsehzuseher bald gezwungen sein, mindestens 20 bis 25 EUROS pro Monat
aufzubringen. Während die meisten Volksvertreter die Vorschläge der
"KEF" abnicken und den Bürger ordentlich zur Kasse bitten, hat
wenigstens der mecklenburg-vorpommerischer FPD Politiker Michael Roolf der GEZ
den Kampf angesagt und die Bundesregierung unmissverständlich aufgefordert, das
Grundübel der Finanzierung zu überdenken. Schliesslich kann es nicht sein,
dass ein jeder Fernsehbesitzer gesetzlich verpflichtet ist, viel Geld für
Spartenprogramme wie zwielichtige Musiksendungen, reisserische Politformate,
Sportberichterstattungen und Seifenopern aus dem Fenster zu werfen. ARD, ZDF und
die Dritten Programme müssen dazu gezwungen werden, sich endlich auf die
wesentlichen Elemente des öffentlichen Informationsauftrages zu beschränken.
Nur dieser Schritt würde nach Angaben des FDP Politikers zu erheblichen
Einsparungen führen und die Spirale steigender Rundfunksgebühren aufhalten -
wo soll das noch hinführen mit dieser Welt.
08.30 Uhr Nachdem ich mich in Schale geworfen habe, greife ich zu meinem
Blackberry (löblich: Schwarzbeere) und stelle fest, dass ich bereits in sechs
Tagen die Heimreise antreten muss - wie schnell die Zeit doch vergeht. Trotz
allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und eile cowboybehütet zum
JEEP, um "Julies Restaurant" aufzusuchen. Just als ich aus dem Haus
trete und aufbrechen möchte, erscheint Herr Wang auf der Einfahrt und fragt
neugierig nach dem Rechten. Selbstverständlich stehe ich meinem Nachbarn Rede
und Antwort und gebe vor, dass ich gestern Abend gegen halb sieben aus
Jacksonville zurückgekehrt bin. Mein Bekannter lässt sich alle Einzelheiten
meines aufregenden Konzertbesuchs schildern und schlägt letztendlich ein
gemeinsames Frühstück im Gasthaus unseres Vertrauens vor - wie schön. Während
Herr Wang in seinen frisch aufpolierten BMW steigt und mit quietschenden Reifen
von der Einfahrt prescht, hüpfe ich in den verschmutzten JEEP und komme rasch
zu dem Schluss, dass ich in den nächsten Tagen eine Autowäscherei aufsuchen
muss - schliesslich sind Ordnung und Sauberkeit in der heutigen Zeit ganz
besonders wichtig.
09.00 Uhr Nach wenigen Minuten treffen wir endlich vor dem einladenden Gasthaus
ein und können unsere PS-strotzenden Autos sicher parken. Da wir sehr hungrig
sind, nehmen wir umgehend an einem schönen Fenstertisch platz und geben bei
Frau Julie eine Kanne Kaffee sowie zwei grosse Frühstücke, bestehend aus
gebutterten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreiern mit Speck,
gegrillten Tomatenscheiben und knusprigen Frühstückskartoffeln in Auftrag. Während
wir kraftvoll zubeissen, lasse ich meinen Ausflug nach Jacksonville noch einmal
Revue passieren und berichte, dass sich der Besuch in der besagten Stadt trotz
aller Reisestrapazen wirklich gelohnt hat. HEUREKA - als Musikliebhaber darf man
sich einen Auftritt des renommierten Landmusiksängers George Strait wirklich
nicht entgehen lassen.
09.15 Uhr Als ich etwas Bohnentrunk nachschenke und weiter in Erinnerungen
schwelge, wechselt Herr Wang plötzlich das Thema und weist mich darauf hin,
dass findige Anleger östlich von Marco Island derzeit ein nagelneues
Wohnviertel mit wunderschönen Einfamilienhäusern entstehen lassen - wie
interessant. Herr Wang schnalzt demonstrativ mit der Zunge und sagt, dass die Häuser
wegen der momentanen US-amerikanischen Immobilienkrise günstig zu haben sind.
HEUREKA - da ich heute keinen wichtigen Terminen nachkommen muss, entschliesse
ich mich spontan, eine kleine Ausfahrt zu unternehmen und das besagte Baugebiet
genauer in Augenschein zu nehmen.
09.45 Uhr Da es mich mittlerweile in den Fingern kribbelt, leere ich meine Tasse
schnellstmöglich und wünsche Herrn Wang einen schönen Arbeitstag.
Anschliessend kehre ich zum KFZ zurück und fahre in einer halsbrecherischen
Hochgeschwindigkeitsfahrt auf die Interstate 75. Nach sieben Meilen verlasse ich
gekonnt die Schnellstrasse und setze meinen Weg auf der vierspurigen Srasse 41
fort. Während ich das Gaspedal bis zum Anschlag durchtrete, lausche ich dem
Radioprogramm von "WCKT CAT
COUNTRY" und erfahre, dass die junge Landmusiksängerin Kimberly Kelly
mit ihrem nagelneuen Album ein sagenhaftes Debüt hingelegt hat. Um die Zuhörer
an den stimmungsvollen Klängen teilhaben zu lassen, legt Vormittagsmoderatorin
Stacy sogleich das schön Lied "The Best of Texas" (löblich: Das
Beste von Texas) auf und verwöhnt uns mit eingängigen Steelguitar- (löblich:
Stahlgitarren) und Dobroklängen - das ist wirklich phantastisch.
10.30 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten treffe ich endlich auf einer Halbinsel an
der "Johnsons Bay" ein und erkenne mit geschultem Auge, dass unzählige
Bauarbeiter gerade damit beschäftigt sind, das unwegsame Gelände mit
Erde aufzuschütten und Strassen anzulegen - wie aufregend.
10.45 Uhr Just als ich mein Fahrzeug laut hupend vor einem ansehnlichen
Modellhaus abstelle, kommt auch schon ein Heini im Anzug daher und begrüsst
mich überschwänglich. Der Angeber stellt sich mir als Mr. Barnes von der
ortsansässigen Maklerfirma "Barnes & Ernest" vor und animiert
mich, ihm in das Vorzeigehaus zu folgen und zeitnah einen Vorvertrag
abzuschliessen - papperlapapp. Als ich mir weiterführende Informationen erbete,
legt mein Gegenüber die Stirn in Falten und behauptet grossspurig, dass gut und
gerne 98% aller Grundstücke bereits vergriffen sind - wie aufregend.
11.00 Uhr Bevor ich Nägel mit Köpfen mache und zum Füllfederhalter greife,
laufe ich interessiert durch das Anwesen und erkenne in meiner Funktion als
Immobilienbesitzer, dass die Innenarchitekten ihr Handwerk wirklich gelernt
haben. Neben sündteuren Innenhölzern aus dem brasilianischen Regenwald haben
die Bauarbeiter im gesamten Haus schicke Steinböden verlegt und gänzlich auf
staubfangende Teppichbeläge verzichtet. Herr Barnes geht sogar noch weiter und
kündigt an, dass dieses Wohngebiet den Namen "Isle of Capri" (löblich:
Insel Capri) tragen und 74 Familien ein neues Zuhause bieten wird. Ferner höre
ich, dass die zukünftigen Bewohner dank modernster Haustechnik auf eine
zentrale Klima- bzw. Heizautomatik zurückgreifen und sich nicht mehr um zu hohe
Stromkosten sorgen müssen.
11.15 Uhr Als ich auf die Terrasse trete und meinen Blick über das azurblaue
Wasser der Johnsons Bay schweifen lasse, kommt Herr Barnes auf den Kaufpreis zu
sprechen und sagt, dass ich für die Summe von lediglich 349.000 DOLLARS ein
wahres Schnäppchen in Südflorida erwerben könnte - gleich schlägt es
Dreizehn. Da ich als leidgeprüfter Rentner jeden ZENT zweimal umdrehen muss,
zeige ich dem Heini prompt den Vogel und ziehe es vor, schnell das Weite zu
suchen und wieder nach Naples zurückzukehren.
11.45 Uhr Kopfschüttelnd zwänge ich mich hinters Lenkrad und steure den JEEP
bei angenehmen Temperaturen um die 25°C (77°C) auf der Strasse 951 gen Norden.
Da mir nach der anstrengenden Hausbesichtigung der Magen knurrt, halte ich nach
einer geeigneten Wirtschaft Ausschau und entscheide mich, in eine "Wendy's"
Gaststätte an der Airport Pulling Road einzukehren. Zungeschnalzend betrete ich
das Gasthaus und begebe mich direkt zur Essensausgabe, um mir einen "Southwest
Taco Salad" (löblich: Südwest Taco Salat), "3/4 lb. Triple with
Cheese" (löblich: Dreiviertelpfünder mit Käse), eine kleine Portion
French Fries (löblich: Kartoffelstäbe) sowie einen vitaminreichen "Vanilla
Frosty" zu leisten - schon beim Anblick dieser Speisen läuft einem das
Wasser im Munde zusammen.
12.15 Uhr Während ich mich an der schmackhaften Mahlzeit labe und dem Treiben
im Schnellessgasthaus zusehe, werde ich plötzlich auf eine ältere Dame (67)
aufmerksam, die grösste Schwierigkeiten hat, einen Beutel Ketschup zu öffnen.
Selbstverständlich eile ich der Frau als Kavalier der alten Schule zur Hilfe
und sorge dafür, dass sie ihre Mahlzeit mit köstlicher Tomatensosse verfeiern
kann. Wie nicht anders zu erwarten, freut sich die Frau sehr und ermuntert mich,
ihr beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten - nichts lieber als das. Während
wir mit unseren Frosty Getränkebechern anstossen und ein Kleingespräch (unlöblich:
Smalltalk) halten, bringe ich in Erfahrung, dass die Frau aus dem Bundesstaat
Indiana stammt und den Winter unter der Sonne Floridas verbringt - wie schön.
Frau Carlson kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und berichtet stolz,
dass sie sich mit ihren Schwestern Anno 1987 eine kleine Wohnung in Flughafennähe
gekauft hat und seitdem von Oktober bis April in Naples wohnt.
12.30 Uhr Als die gute Seele ihren Monolog endlich beendet und mich zu Wort
kommen lässt, gebe ich mit erhobenem Zeigefinger vor, dass ich ein waschechter
Bayer bin und derzeit meinen Urlaub im Ferienhaus meines Bruders im Lowbank
Drive verbringe. Mein Gegenüber ist begeistert und sagt, dass das Klima im Süden
der USA wirklich hervorragend ist - wie wahr.
13.00 Uhr Nachdem ich mich händeschüttelnd verabschiedet habe, kehre ich
radiohörend in den Lowbank Drive zurück und freue mich auf ein entspanntes
Nachmittagsschläfchen auf der Veranda.
13.45 Uhr Zuhause angekommen parke ich den Wagen fachgerecht in der Garage und
nehme anschliessend laut gähnend auf dem Liegestuhl am Schwimmbecken platz.
Wenige Augenblicke später schlafe ich auch schon ein und finde mich im Traum
vor dem eindrucksvollen
Buckingham Palast in London wieder - das waren noch Zeiten.
14.45 Uhr Ich erwache völlig verschwitzt und bemerke, dass ich nicht mehr im
Schatten, sondern in der prallen Sonne liege - wie unlöblich. Um keinen
Sonnenstich zu riskieren, entledige ich mich umgehend meiner Kleider und hüpfe
kopfüber ins Schwimmbecken - das tut richtig gut.
15.15 Uhr Just als ich mich kraftstrotzend aus dem Becken schwinge, werde ich
durch aggressives Telefonklingeln gestört. Zu meiner Freude meldet sich James
im Rohr und erkundigt sich nach dem George Strait Konzertereignis. Um dem Buben
einen Einblick zu gewähren, schwärme ich in den höchsten Tönen und berichte,
dass "King George" besonders gut aufgelegt war und den 16.000
Zuschauern eine Schau der absoluten Extraklasse geboten hat. Mein löblicher
Neffe ist staunt nicht schlecht und meint, dass auch seine Musikkollegen von den
Konzerten des Weltstars sprechen und aktuell den Wunsch geäussert haben, den
Auftritt am 16. Februar in Philadelphia zu besuchen. Natürlich spreche ich dem
Buben gut zu und gebe ihm zu verstehen, dass er sich dieses Spektakel unter
keinen Umständen entgehen lassen darf.
15.30 Uhr Nachdem ich mich verabschiedet und das kostspielige Ferngespräch
beendet habe, eile ich wie der Wind in die Küche und bereite das löbliche
Kaffeekränzchen vor. Neben würzigem Bohnenkaffee aus dem Hause Bustelo gibt es
ausserdem zwei lustige Rosinenmuffins sowie einen schmackhaften
"Butterfinger" Schokoladenriegel - das schmeckt.
16.00 Uhr Zufrieden lasse ich mich am Heimrechner nieder und beginne mit der
wichtigen Anschnurarbeit. Ich segle direkt auf meine löbliche Internetzpräsenz
und beantworte Fragen
besorgter Eltern. Unter anderem schreibt Herr Gunther H. aus Magdeburg, dass
sein Sohn Ronny (18) in wenigen Wochen zum sogenannten "Spring
Break" (löblich: Frühlingsbruch) nach Amerika reisen wird - wie
schrecklich. Ich schlage umgehend die Hände über dem Kopf zusammen und
empfehle dem Mann, meinen investigativen und mehrfach preisgekrönten Bericht zu
diesem Thema zu studieren. Ausserdem rate ich dem Familienvater, dem Kleinen
ordentlich die Leviten zu lesen und ihm den Reisepass wegzunehmen - wo kämen
wir denn da hin.
17.00 Uhr Ich sende weitere Briefe im Rahmen der Anschnurseelsorge ab und
begutachte dann die neuesten Einträge in meinem löblichen
Gästebuch. HEUREKA - anscheinend finden zur Zeit wieder besonders viele
jugendliche PISA-Absolventen den Weg auf meine löbliche Heimseite.
17.15 Uhr Nachdem ich noch elektronische Grüsse an meine netten Mieter im
Waldweg 7, Familie Omariba, sowie an Prof. Edelbert Kuhn verschickt habe, fahre
ich den Heimrechner fachmännisch herunter und genehmige mir ein kühles
Budweiser direkt aus dem Eiskasten. Während ich mir den spritzigen Hopfentrunk
im Stehen schmecken lasse und mir eigene Gedanken bezüglich meiner Abreise
am 3. Februar mache, klopft plötzlich Herr Wang an die Türe und animiert
mich, ihm beim Abendessen Gesellschaft zu leisten. Als ich nach dem Rechten
frage, teilt mir mein freundlicher Nachbar mit, dass er vor wenigen Minuten eine
Packung Fischstäbe aus dem Eisfach geholt hat - wie schön.
17.45 Uhr Zu stimmungsvoller Radiomusik schwingen wir in Herrn Wangs Küche die
Kochlöffel und zaubern in minutenschnelle ein schmackhaftes Gericht, bestehend
aus panierten Seelachsstäbchen, Kartoffelbrei sowie gesundem Tomatensalat mit
lustigen Zwiebelringen - wie gut das duftet. Nebenbei plaudere ich mit meinem
Gastgeber über Dies und Das und berichte, dass ich mir heute einen entspannten
Nachmittag im Garten gegönnt habe. Ferner bringe ich meinen Ausflug nach Marco
Island zur Sprache und erzähle, dass mein Erspartes kaum ausreicht, um mir
einen luxuriösen Zweitwohnsitz am Golf von Mexiko leisten zu können - wie
schade.
18.15 Uhr Düdeldü - während wir kraftvoll zubeissen und uns das maritime
Schmankerl mit einem Fläschchen Weisswein munden lassen, referiert Herr Wang über
seinen heutigen Arbeitstag im "Old Town Hotel" (löblich: alte Stadt
Hotel) und sagt, dass Mitarbeiterin Jenna (68) trotz ihrer Fussverletzung schon
wieder mit angepackt und sich um die Gäste gekümmert hat - wie schön. Da ich
nach meinem Ausflug nun auch wieder einsatzbereit bin, verspreche ich meinem
Bekannten, mich morgen Nachmittag ebenfalls nützlich zu machen und Frau Jenna
redlichst zur Hand zu gehen.
19.00 Uhr Just als ich mir den letzten Fischstab auf den Teller lege und Herrn
Wang etwas Rebensaft nachschenke, werden wir plötzlich durch ohrenbetäubende
Hartfelsenmusik gestört. Missgelaunt richten wir unsere Blicke gen Osten und
sehen, dass in der Villa jenseits des Teichs eine Feier stattfindet. Mein Gegenüber
kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und informiert mich, dass
gestern Nachmittag die aus England stammenden Mieter besagten Anwesens im
Sonnenscheinstaat eingetroffen sind - wie furchtbar. Herr Wang klopft mit dem
Zeigefinger auf die Tischplatte und kündigt an, dass er bald Nägel mit Köpfen
machen und zur Schrotflinte greifen wird - wie unlöblich.
19.45 Uhr Nachdem wir auf der Terrasse für Ordnung und Sauberkeit gesorgt und
die Spülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen haben, kehre ich zufrieden
ins Ferienhaus zurück und lasse mich erschöpft auf das bequeme Wohnzimmersofa
fallen. Budweisertrinkend folge ich einer informativen Nachrichtensendung auf
CNN und lerne, dass bereits am kommenden Dienstag die weichenstellenden
Vorwahlen der demokratischen und republikanischen Präsidentschaftsanwärter in
Florida stattfinden. Wenn man den aktuellen Erhebungen der Wahlforscher Glauben
schenken darf, wird der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudi Giuliani diese
wichtige Abstimmung mit grossem Vorsprung gewinnen und seine Vormachtstellung in
der republikanischen Partei untermauern - das ist wirklich phantastisch.
20.00 Uhr Redlichst informiert drücke ich mich weiter durch die unzähligen
Satellitenprogramme und bleibe letztendlich auf dem "SCI FI CHANNEL" hängen,
um mir das Remake des 1970er Gruselklassikers "Amityville Horror"
anzusehen - da kommt Freude auf. Wie jeder weiss, erzählt besagter
Hollywoodstreifen die wahre Geschichte der Familie Lutz, die im Jahre 1974 ihr
Traumhaus in Amityville, Long Island bezogen hat. Bereits wenige Tage nach der
Ankunft der vierköpfigen Familie meldete sich jedoch ein Anrufer bei der
ortsansässigen Polizeidienststelle und teilte den überraschten Beamten mit,
dass sich auf dem Anwesen ein schreckliches Blutbad ereignet hat. Als die
Gesetzeshüter wenig später am Tatort eintrafen, stellte sich heraus, dass Herr
Lutz vom Gehirnbrand befallen war und seine ganze Familie in den Tod getrieben
hat - wie unlöblich.
22.30 Uhr Laut seufzend beende ich den spannenden Fernsehabend und genehmige mir
zum Abschluss des langen Tages eine heisse Dusche. Danach gehe ich zufrieden ins
Bett und schlummere schon bald ein. Gute Nacht.
Hier lässt es sich leben - leider ist ein Ferienhaus für
mich unbezahlbar:
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 26.01.2008
©
Reinhard Pfaffenberg |
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