25.01.2008
07.30 Uhr Ich erwache löblichst und steige laut gähnend aus dem Bett.
Obwohl mir die Beine weht tun, trete ich ans Fenster und absolviere die wichtige
Morgengymnastik. Während ich meine Muskeln mit stetigem Auf- und abhüpfen stähle,
denke ich an das gestrige Konzertspektakel zurück und habe immer noch das schöne
Lied "The Cowboy rides away" (löblich: Der Kuhjunge reitet weg) im
Ohr. Der Ausflug in die schönen Stadt Jacksonville hat sich trotz der langen
Anreise und der hohen Hotelkosten wirklich gelohnt.
08.00 Uhr Nachdem ich auf den "ON" (löblich: AN) Knopf der
Fernsehfernbedienung gedrückt habe, ziehe ich mich laut pfeifend ins Badezimmer
zurück und wasche mich ordentlich. Nebenbei lausche ich dem informativen
CNN-Nachrichtenprogramm und höre, dass wegen der Aussage des US-amerikanischen
Heimatschutzministers Michael Chertoff ein Streit zwischen den europäischen
Staaten und den USA ausgebrochen ist. Der gute Mann sprach in der vergangenen
Woche in einem Interview (löblich: Zwischenschau) mit dem britischen Sender BBC
von einer "terroristischen Bedrohung aus Europa" und wies darauf hin,
dass diese schleichende Entwicklung zu einem grossen Sicherheitsproblem für die
USA werden könnte. Weiter berichtete der gute Mann, dass die Behörden in den
letzten Jahren eine stetige Zunahme von in Europa heranwachsenden Terroristen
beobachten konnten. Chertoff bezeichnete es als wichtig, die
Sicherheitskontrollen für Europäer, die in die USA reisen wollen, schnellstmöglich
zu verschärfen. Nach Angaben des Ministers soll unter anderem ein neues
Identifikationssystem dafür sorgen, dass ausschliesslich unbescholtene Bürger
nordamerikanischen Boden betreten können. Um garstige Terroristen schon im
Vorfeld auszusortieren, sollen sich USA-Urlauber und Geschäftsleute vor
Reiseantritt bei den US-Behörden durch Fingerabdrücke und ein Lichtbild
identifizieren - das wird ja immer besser. Dieses Beispiel zeigt wieder einmal
anschaulich auf, dass offene Grenzen, der sich ausbreitende Sozialismus und der
demographische Niedergang auf dem europäischen Kontinent zu weitreichenden
Konsequenzen für freiheitsliebende Menschen führen. Vielleicht wäre es doch
besser, gar nicht mehr nach Deutschland zurück zu fliegen, sondern für immer
im Sonnenscheinstaat zu bleiben.
08.45 Uhr Kopfschüttelnd beende ich das Badevergnügen und trete vor den
Spiegel, um mich für die anstehende Heimfahrt in Schale zu werfen. Da heute
schon wieder eine stundenlange Autofahrt vor mir liegt, schlüpfe ich in ein
Paar Wohlfühltschiens von WRANGLER sowie ein luftiges Hawaiihemd mit lustigem
Papageiaufdruck. Danach packe ich meine sieben Sachen zusammen und verlasse das
schöne Zimmer in Richtung Hotelempfang.
09.15 Uhr Da man auf nüchternen Magen keine 300 Meilen lange Autofahrt meistern
kann, begebe ich mich hungrig in das hoteleigene Gasthaus "St. Johns
Cafe" und verzehre ein kleines, aber feines Frühstück in Form von frisch
aufgebrühtem Bohnenkaffee aus Kolumbien, einem Glas Orangensaft sowie einem
"Ultimative Breakfast" (löblich: Ultimatives Frühstück), bestehend
aus lustigen Pfannkuchen, Toast, gebratenen Speckstreifen, Rühreiern und
einigen Scheiben Käse - das schmeckt.
09.30 Uhr Während ich mir etwas Kaffee nachschenken lasse, habe ich ein
Liedchen auf den Lippen und überlege mir, wie schön es wäre, George Strait
auf seiner Tournee zu begleiten. Es muss wirklich wunderbar sein, jeden Abend
auf einer grossen Bühne zu stehen und schöne Lieder vor Tausenden vorzutragen.
HEUREKA - wenn ich einige Jahre jünger wäre, würde ich sofort nach Nashville
umziehen und ebenfalls die Karriere eines Supersterns einschlagen - leider kann
man im Leben nicht alles haben.
09.45 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, laufe ich mich mit schnellen
Schritten zum Empfang und gebe dem Schnösel hinter dem Tresen meine Schlüsselkarte.
Bei dieser Gelegenheit begleiche ich die Rechnung mit meinem unlöblichen
Zahlungsmittel namens Meisterkarte und teile dem Angeber mit erhobenem
Zeigefinger mit, dass ich mich im "Wyndham
Riverwalk Hotel" sehr wohl gefühlt habe.
10.00 Uhr Frisch gestärkt eile ich in die Tiefgarage und steige in den JEEP
PATRIOT ein, um das neumoderne Navigationssystem mit den erforderlichen
Reisedaten zu füttern. Das schlaue Gerät aus dem Hause GARMIN berechnet die
Wegstrecke in Sekundenschnelle und meldet, dass es aufgrund drohender
Wochenendstaus am besten wäre, via Gainesville, Ocala und Tampa nach Naples zu
fahren - das soll mir auch Recht sein. Zufrieden lasse ich den Motor aufheulen
und kruse gemächlich in Richtung Autobahn 301 davon.
10.30 Uhr Während im Autoradio die schönsten Georg Strait Schläge (unlöblich:
Hits) erklingen, erinnere ich mich, dass die Autobahn 301 im US-Bundesstaat
Delaware ihren Ursprung hat und sich knapp 1.100 Meilen an der Ostküste nach Süden
schlängelt – wie aufregend. Wenn ich nicht wichtigen Verpflichtungen
nachkommen müsste, würde ich mir ein kleines Wohnmobil zulegen und die
sehenswerte Ostküste genauer erkunden. Schliesslich gibt es nichts schönere,
als auf bestens ausgebauten Strassen unterwegs zu sein und jeden Abend in einer
anderen Stadt zu übernachten. Ganz im Gegensatz zu Deutschland findet man hier
nämlich an jeder Ecke interessante Ausflugsziele, freundliche Menschen,
einladende Museen oder Schlachtfelder, auf denen vor vielen Jahrhunderten der
Unabhängigkeitskrieg oder der Sezessionskrieg gewütet hat.
11.15 Uhr Als ich am Orange Lake vorbei fahre und eine Dose Diät Coca Cola öffne,
bemerke ich plötzlich, dass sich in diesem Gebiet eine Orangenplantage an die nächste
reiht. Da etwas frisches Obst nicht schaden kann, halte ich an einem
Strassenverkauf an und winke den freundlichen Händler wild gestikulierend zum
Fahrzeug. Der nette kubanische Migrant hält mir prompt zwei stattliche Orangen
unter die Nase und sagt, dass zwei Pfund (unlöblich: Pound) lediglich mit einem
Dollar zu Buche schlagen - über diesen Preis kann man sich wirklich nicht
beklagen. Selbstverständlich nicke ich eifrig und erwidere, dass ich unter
diesen Umständen gerne 5 Pfund mit nach Hause nehmen würde. Nachdem ich dem
Mann mehrere funkelnde Münzen überreicht habe, setze ich meinen Wagen gekonnt
auf die Strasse zurück und rase unaufhaltsam in Richtung Westküste weiter - da
kommt Freude auf.
11.45 Uhr Just als ich die Kompaktscheibe wechsle und Gary Allans Neuveröffentlichung
"Living Hard" (löblich: Lebe Hart) in die Musikanlage schiebe, wird
meine Fahrt durch ohrenbetäubendes Telefonklingeln gestört - wie unlöblich.
Misstrauisch nehme ich die Schwarzbeere zur Hand und freue mich ganz besonders,
meinen Bruder in der Leitung zu haben. Georg kommt sogleich auf den Grund seines
Anrufs zu sprechen und erkundigt sich neugierig nach dem gestrigen Konzert. Natürlich
schnalze ich demonstrativ mit der Zunge und teile meinem Bruder mit, dass ich
ein unvergessliches Jahrhundertereignis erlebt habe und immer noch ganz
hingerissen bin. Ausserdem bringe ich die vorgetragenen Musikstücke zur Sprache
und berichte, dass Herr Strait insgesamt 27 Lieder gesungen und das beigeisterte
Publikum unter anderem mit "The Seashore of Old Mexico" (löblich: Die
Meeresküste von Alt Mexiko), "It just comes Natural" (löblich: Es
kommt ganz natürlich) und sogar mit dem Johnny Cash Lied "Folsom Prison
Blues" verwöhnt hat. Mein Bruder will es kaum glauben und munkelt, dass
ich bestimmt eine schöne Zeit in Jacksonville hatte - wie wahr.
12.15 Uhr Nachdem ich das Telefonat knopfdrückend beendet habe, beschleunige
ich den PS-strotzenden JEEP auf die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit und
labe mich bei angenehmen Temperaturen weiter an meiner eisgekühlten Cola.
12.30 Uhr Da nun die Zeit für das Mittagessen gekommen ist, halte ich am Lake
Pannasoffkee nach einer geeigneten Gaststätte Ausschau und komme schnell zu dem
Schluss, dass es hier ausser Angelgeschäften und heruntergekommenen Motels
keine Möglichkeit zur gepflegten Nahrungsaufnahme gibt - wie schade. Um nicht
zu verhungern, kehre ich kurzerhand in ein zwielichtiges Gewerbe namens "Smiley's"
ein und lasse mich an einem mit Ketchup verschmierten Plastiktische nieder. Während
ich die vergilbte Tageskarte studiere und mich gar nicht entscheiden kann, kommt
eine ältere Dame in einer ekelerregenden Schürze an meinen Tisch und sagt mit
einem Lächeln auf den Lippen, dass die Miesmuscheln ganz vorzüglich sind -
papperlapapp. Um keine gefährliche Lebensmittelvergiftung zu riskieren, erteile
ich der Frau eine schnelle Absage und gebe stattdessen einen gut durchgebratenen
Käseburger mit Kartoffelstäben sowie eine Zitronenlimonade namens 7UP (löblich:
Sieben auf) in Auftrag.
12.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und gelangweilt aus dem Fenster
blicke, kommen plötzlich mehrere Freizeitangler in Latzhosen zur Türe herein
und nehmen direkt am Nachbartisch platz - wie unlöblich. Die Herren kommen aus
dem Plappern gar nicht mehr heraus und berichten den Wirtin in allen
Einzelheiten, wie sie gerade einen sogenannten Sunfish (löblich: Sonnenfisch)
aus dem Wasser gezogen haben. Bevor es mir schlecht wird, winke ich die
Bedienung heran und begleiche die Rechnung über 9 Dollars und 80 Zent mit einem
druckfrischen Schein. Anschliessend laufe ich schnurstracks zum Wagen zurück
und suche schnellstmöglich das Weite.
13.15 Uhr Ohne Umwege fahre ich wieder auf die Autobahn 301 auf und erkenne
anhand der Anzeige meines Navigationssystems, dass immer noch 200 Meilen vor mir
liegen - das hat gerade noch gefehlt. Stinksauer stelle ich den Tempomat auf 65
Meilen pro Stunde ein und folge der Strasse weiter gen Süden. Während die grüne
Landschaft an mir vorbei rast, mache ich mir meine eigenen Gedanken und
entschliesse mich, morgen einen Ruhetag einzulegen und die Seele am
Schwimmbecken baumeln zu lassen - immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
14.15 Uhr Kurz vor der knapp 2,7 Millionen Einwohner fassenden Tampa Bay Area
steuere ich eine "TEXACO" Tankstelle an und befülle meinen PKW mit
sechs Gallonen Premium-Benzin sowie einem Liter Leichtlauföl - wie schön. Als
es ans Bezahlen geht, leiste ich mir zudem ein Päckchen Kaugummi sowie eine
lustige Kappe mit "FLORIDA" Aufdruck - sieht wirklich prima aus.
15.00 Uhr Nachdem ich die Tampa Bay hinter mich gebracht habe und auf die
Interstate 75 auffahre, erstreckt sich plötzlich der azurblaue Golf von Mexiko
in voller Pracht vor mir - dieses Bild muss man einfach gesehen haben. Ich
drossle die Geschwindigkeit und denke an die unzähligen Rentner in meiner
weissblauen Heimat, die gerade fröstelnd in den Wohnzimmern sitzen und dieses
Paradies wohl niemals zu Gesicht bekommen werden - wie schade. Vielleicht sollte
ich doch Nägel mit Köpfen machen und meinen Lebensmittelpunkt nach Südflorida
verlegen - verdient hätte ich es mir allemal.
16.00 Uhr Als es 4 Uhr schlägt, betätige ich den "FM" Knopf des
Radios und freue mich ganz besonders, endlich wieder das Qualitätsradioprogramm
von "WCKT CAT COUNTRY"
empfangen zu können - wie schön. Nach einer Werbebotschaft für eine neu eröffnete
Autowerkstatt in Fort Myers meldet sich Frau Stacy zu Wort und kündigt laut
lachend den Kenny Chesney Nummer 1 Schlag (unlöblich: Number 1 Hit) "Don't
Blink" (löblich: Nicht blinken) an - da kommt Freude auf. Da ich den
stimmungsvollen Beitrag während meines Aufenthalts schon viele Male gehört
habe, fällt mir das Mitsingen nicht schwer. Ich setze blinkend zum Überholen
an und schaffe die wenigen Meilen bis zur Stadtgrenze von Naples in nicht einmal
sechzig Minuten - das soll mir erst mal einer nachmachen.
17.00 Uhr Bevor ich den Lowbank Drive ansteuere und den anstrengenden Tag vor
dem Fernseher ausklinge lasse, besuche ich "Julies Restaurant" und
freue mich auf ein gepflegtes Abendessen in meiner Lieblingsgaststätte - schon
jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Hungrig stelle ich den Wagen
direkt vor dem Lokal ab und staune nicht schlecht, als ich Scherriff Bradfort
sandwichverzehrend an einem der Fenstertische vorfinde. Selbstverständlich
leiste ich dem Gesetzeshüter Gesellschaft und berichte, dass ich soeben aus
Jacksonville zurückgekommen bin. Mein Bekannter nickt wissend und erwidert,
dass er bereits von Herrn Wang über die Umstände meines Ausflugs unterrichtet
wurde. Nachdem mir Frau Julie ein spritziges Budweiser sowie ein vitaminreiches
T-Knochen Schnitzel mit Bratkartoffeln und Krautsalat serviert hat, schwärme
ich in den höchsten Tönen und lasse das gestrige George Strait Konzert noch
einmal Revue passieren. Um dem Scherriff an meinen Erlebnissen teilhaben zu
lassen, berichte ich jede Einzelheit und gebe vor, dass ich immer noch hellauf
begeistert bin und am liebsten weitere George Strait Auftritte besuchen würde.
Scherriff Bradfort stimmt mir uneingeschränkt zu und sagt, dass der Sänger
nicht ohne Grund "King George" (löblich: König George) genannt wird
und in der Vergangenheit unzählige "Country Music Awards" (löblich:
Landmusik Preise) einheimsen konnte.
18.00 Uhr Nach einer weiteren Runde zapffrischer Biere bezahle ich die Rechnung
mit meinem letzten Reisescheck und gebe ausserdem ein ordentliches Trinkgeld.
Anschliessend machen ich mich erheitert auf die Heimfahrt und lege die wenigen
Kilometer bei stimmungsvoller Radiomusik zurück - wie schön.
18.30 Uhr Daheim im Lowbank Drive parke ich den JEEP sicher in der Garage und
laufe dann in den Garten, um mich bei Herrn Wang zurück zu melden. Leider muss
ich feststellen, dass mein Nachbar gar nicht zu Hause ist - wie schade. Trotz
allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und nehme biertrinkend im
Wohnzimmer platz. Fachmännisch greife ich zur neumodernen Fernbedienung und
schalte mich auf der Suche nach rentnergerechter Freitagabendunterhaltung durch
die unzähligen Satellitenprogramme - leider ohne Erfolg.
18.45 Uhr Nach einiger Zeit werde ich doch noch fündig und fröne auf dem
"War Channel" (löblich: Kriegskanal) einer lehrreichen Dokumentation
über den blutigen Afrikafeldzug der garstigen Nationalsozialisten. Ich verfolge
das Geschehen auf dem Bildschirm gespannt und werde Zeuge, wie Johannes Erwin
Eugen Rommel mit seinen Soldaten anno 1941 in Tripolis einmarschiert und fast
den ganzen Norden des Kontinents in seine Gewalt bringt - wie furchtbar.
19.30 Uhr Nach dieser informativen Geschichtsstunde, drücke ich mich weiter
durchs Programm und verweile letztendlich auf MOMAX, um mir den 1980er
Kinoerfolg "Caddyshack" mit Chevy Chase und Rodney Dangerfield in der
Hauptrollen anzusehen. Kartoffelchipsverzehrend widme ich mich den haarsträubenden
Ereignissen in einem noblen Golfverein und kann mich vor Lachen kaum mehr
halten. Während sich die Neureichen wüst beschimpfen und ihren Streit bei
einem 160.000 Dollar Turnier ausfechten, versucht der unterbelichtete Platzwart
Carl Spackler, gespielt von Bill Murray, einem lustigen Erdhörnchen den Gar
auszumachen. Da dieses Unterfangen trotz unzähliger Versuche nicht gelingen
will, füllt der Heini die Golflöcher mit Dynamit auf und sprengt zu guter
Letzt den ganzen Platz in die Luft.
21.00 Uhr Übermüdet beende ich den Fernsehabend und genehmige mir vor dem zu
Bett gehen eine kalte Dusche. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, ziehe ich mich
laut gähnend ins Schlafzimmer zurück und schlummere wenig später ein. Gute
Nacht.
Das schicke Ferienhaus im Lowbank Drive:
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 25.01.2008
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Reinhard Pfaffenberg |
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