Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

16.01.2008

07.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und beginne den 16. Tag des neuen Jahres mit der wichtigen Morgengymnastik auf der Terrasse. Während ich den Hampelmann absolviere und in die aufgehende Sonne blinzle, werde ich plötzlich auf zwei ekelerregende Enten aufmerksam, die es sich am Schwimmbecken bequem gemacht haben. Stinksauer schleudere ich meinen Hausschuh nach den Vögeln und sorge dafür, dass sich die Tiere schnell in die Lüfte erheben und das Weite suchen - wo soll das noch hinführen mit dieser Welt. 
07.30 Uhr Nachdem ich einen prüfenden Blick auf das Aussenthermometer geworfen und mir den Schweiss von der Stirn gewischt habe, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad und fröne nebenbei dem informativen Kurzwellenradioprogramm aus meiner bayerischen Heimat. Neben den üblichen Schreckensmeldungen aus der Welt der Politik erfahre ich ausserdem, dass der Schah von Persien, Herr Mohammad Reza Pahlavi, vor genau 29 Jahren den Iran verlassen und in die USA flüchten musste. Wie jedes Kind weiss, stand der gute Mann für eine Demokratisierung des Mittleren Ostens ein und machte es sich seit den frühen 1940er Jahren zur Aufgabe, den islamischen Strömungen einen Riegel vorzuschieben. Leider kam es zum Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu einem erneuten Aufflammen der islamischen Bewegung und letztendlich zur Rückkehr des im Exil lebenden Ajatollah Chomeinis. In Folge dessen musste der Schah das Land fluchtartig verlassen und in Amerika Asyl beantragen. HEUREKA - obwohl dem im Jahre 1980 an Krebs verstorbenen Volksvertreter immer wieder menschenverachtende Methoden vorgeworfen wurden, bin ich der Meinung, dass sich der Iran mit dem Schah an der Spitze zu einem besseren Land entwickelt hätte. Anstatt der Demokratie eine Chance zu geben, formte der selbsternannten "Revolutionsführer" Ajatollah Chomeini bis zu seinem Ableben im Jahre 1989 einen faschistischen Gottesstaat und schrieb es sich auf die Fahnen, gegen Israel zu hetzen und sämtliche Oppositionelle ermorden zu lassen - wie schrecklich. Man kann nur hoffen, dass die Menschen im Iran bald für klare Verhältnisse sorgen und den Machenschaften der radikalen Mohammedaner die rote Karte zeigen werden - wo soll das noch hinführen. 
08.30 Uhr Düdeldü - nachdem ich in legere Strandkleidung geschlüpft bin, eile ich hinaus und finde Herrn Wang frühstückend auf dem Nachbargrundstück vor. Selbstverständlich geselle ich mich sogleich dazu und erinnere daran, dass ich heute die Seele baumeln lassen und mir einige erholsame Stunden am Meer machen werde. Als ich meinem Bekannten einen gemeinsamen Ausflug zum Muschelüberholstrand (unlöblich: Clam Pass Beach) vorschlage, windet er sich gekonnt aus der Verantwortung und gibt vor, heute leider die Mittagsschicht in seinem "Old Town Hotel" (löblich: alte Stadt Hotel) leiten zu müssen - wie schade. Trotz allem kündige ich an, gleich nach dem wichtigsten Mahl des Tages mein Ränzlein zu schnüren und mich auf den Weg zu machen. 
08.45 Uhr Während ich mir ein kleines Frühstück schmecken lasse und in eine gebutterte Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) beisse, lese ich in der Morgenzeitung, dass am vergangenem Donnerstag auf einem Autobahnkreuz bei Lakeland, südöstlich von St. Petersburg, zirka fünfzig Autos aufeinander prallten. Als ich meinen Tischnachbarn auf diese unglaubliche Meldung hinweise, nickt er zustimmend und sagt, dass bereits am Wochenende eine Sondersendung im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Im weiteren Verlauf des Gesprächs erfahre ich, dass ein schwelender Buschbrand die Strasse in dichten Nebel hüllte und für besagte Massenkarambolage mit vielen Leicht- und einigen Schwerverletzten sorgte - wie unlöblich. 
09.15 Uhr Nachdem ich einige Immobilienanzeigen überflogen habe, wünsche ich Herrn Wang viel Freude bei der Arbeit und kehre ruckzuck in mein bescheidenes Ferienhaus zurück. Gutgelaunt befülle ich die praktische Kühltasche mit zwei Dosen Dr. Pepper Brause sowie einem schmackhaften Wurstbrot und nehme dann hinter dem Lenkrad des JEEP PATRIOT platz, um bei angenehmen 25°C (77°F) aus der Garage zu fahren. Da mir jetzt der Gusto nach einem schmackhaften Kaffee und einer lustigen Quarktasche steht, entschliesse ich mich spontan, vor meinem Abstecher zum Strand die von italienischen Einwanderern geführte Bäckerei "Biscotti Farrugia" in der Taylor Road anzusteuern - man gönnt sich ja sonst nichts. 
09.30 Uhr Wie nicht anders zu erwarten, haben sich auch heute einige Italiener im Verkaufsraum eingefunden, um Kleingespräche (unlöblich: Smalltalk) zu halten und Schmankerl aus der alten Heimat zu erwerben. Staunend beäuge ich die reich bestückte Auslage und entscheide mich neben einem Becher mit feinstem Schaumkaffee ausserdem für eine Kuchenschachtel, gefüllt mit vitaminreichen Profiteroles, Sfogliatelle und neapolitanischen Cannolis - das ist wirklich phantastisch. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, lege ich schnell einen 10 DOLLAR Schein auf den Tresen und verlasse dann das Geschäft auf schnellstem Weg. Cannoligeniessend bringe ich das Fahrzeug auf die Strasse zurück und kruse gemächlich gen Süden weiter - das Leben kann wirklich schön sein. 
10.00 Uhr Laut hupend komme ich auf einem öffentlichen Parkplatz am Muschelüberholstrand (unlöblich: Clam Pass Beach) zum Stehen und unternehme einen erquickenden Spaziergang am Boardwalk (löblich: Strandweg). Während der Wanderung blicke ich immer wieder auf den nicht enden wollenden Ozean und komme prompt zu dem Ergebnis, dass ich vielleicht doch meine Zelte im kalten Bayern abbrechen und meinen Lebensmittelpunkt nach Südflorida verlagern sollte - verdient hätte ich hes mir allemal. 
10.30 Uhr Laut seufzend lasse ich mich unter einer schattenspendenden Palme nieder und beobachte leicht bekleidete Mädchen, die sich mit Fussballspielen die Zeit vertreiben. Da die jungen Damen kaum in der Lage sind, den Ball richtig zu treffen, eile ich ihnen wild gestikulierend zur Hilfe und stelle mich als bundesweit bekannter Trainer einer sehr erfolgreichen Fussballmannschaft vor. Natürlich sind die Jugendlichen (19 - 24) sichtlich beeindruckt und freuen sich sehr, als ich mir den Ball schnappe und ihnen anschaulich vorführe, dass man die Lederkugel nicht mit der Fussspitze, sondern mit dem Spann abspielt. Um ihnen einen kleinen Einblick in die Kunst des Fussballspielens zu gewähren, lege ich mir die Kugel zurecht und schaffe es ohne grössere Schwierigkeiten, sie etwa 20 Meter ins Meer zu treten. Anstatt sich herzlich zu bedanken, wird eines der Mädchen auch noch frech und fordert mich auf, ins Wasser zu steigen und den Ball aus der Brandung zu holen - papperlapapp. Da ich mich als Anschnurjournalist und Menetscher eines Donutladens nicht um alles kümmern kann, zeige ich dem Kind den Vogel und kehre kopfschüttelnd zu meiner Palme zurück. 
11.15 Uhr Just als ich mir eine Dr. Pepper Brause schmecken lasse und kraftvoll in das Wurstbrot beisse, nähert sich mir ein streunender Hund und fordert mich laut fiepend auf, ihm etwas von meiner schmackhaften Brotzeit abzugeben - das hat gerade noch gefehlt. Um nicht ins Bein gebissen zu werden, werfe ich dem Vierbeiner ein Stückchen Wurst vor die Pfoten und setze danach meinen Spaziergang fort. 
11.45 Uhr Nach zweihundert Metern stosse ich auf einen Angler und werde Zeuge, wie der Mann fast im Minutentakt Fische fängt und in einen Eimer verfrachtet. Als ich mich erstaunt nach dem Rechten erkundige, klärt mich der Heini darüber auf, dass man an diesem Strandabschnitt die grössten Schollenfische in ganz Südflorida fangen kann - wie aufregend. Als ich auf meinen Bootsausflug zur "Mound Insel" zu sprechen komme und vorgebe, dort nicht einen einzigen Meeresbewohner aus der Wasser gezogen zu haben, nickt mein Gegenüber zustimmend und behauptet, dass die Gegend rund um Fort Myers im Laufe der letzten Jahre von zu vielen Freizeitanglern heimgesucht wurde und restlos überfischt ist - wie schade. Mein Gesprächspartner steht mir weiter Rede und Antwort und sagt, dass ich bei meinem nächsten Angelausflug die "Roockery Bay" (löblich: Roockery Bucht) im Süden ansteuern und dort mein Glück versuchen sollte. 
12.30 Uhr Zurück am Fahrzeug blicke ich verschwitzt auf meine wertvolle ROLEX und erkenne mit geschultem Auge, dass die Zeit für ein Mittagessen gekommen ist. Da ich mittlerweile ein flaues Gefühl in der Magengegend verspüre, steuere ich zielsicher "Julies Restaurant" an und freue mich auf ein reichhaltiges Mittagessen sowie eine eisgekühlte Diät Coca Cola - eine Erfrischung kann jetzt nicht schaden. Ich stelle mein PS-strotzendes Fahrzeug sicher vor der Wirtschaft ab und bin sehr überrascht, als ich Herrn und Frau Porello langnudelverzehrend im Lokal vorfinde. Selbstverständlich begrüsse ich die netten Leute redlichst und teile ihnen mit, dass ich gerade vom Strand komme. Während ich ein maritimes Gericht namens "Fish & Chips" (löblich: Fisch und Kartoffelstäbe) in Auftrag gebe, meldet sich plötzlich Herr Porello zu Wort und kündigt grossspurig an, jetzt gleich mit seiner Frau zum Golfplatz zu fahren,  um einige Bälle zu schlagen - wie unlöblich. Als mich die beiden zum Mitkommen animieren, winke ich schnell ab und erwidere, dass ich mich lieber daheim aufs Ohr legen und mich von den Strapazen des Tages erholen werde - immerhin bin ich nicht mehr der jüngste. 
13.30 Uhr Nachdem ich meinen Teller geleert und die Rechnung mit einem druckfrischen 20 Dollarschein beglichen habe, spaziere ich zum Fahrzeug zurück und mache mich auf den Heimweg. Während der kurzweiligen Autofahrt auf der Vanderbilt Beach Strasse lausche ich dem Radioprogramm von "WCKT CAT COUNTRY" und komme sogar in den Genuss, den derzeitigen Nummer 1 Landmusikschlag "Our Song" (löblich: Unser Lied) der aufstrebenden Sängerin Taylor Swift zu hören - wie schön. 
14.00 Uhr Zuhause angekommen, parke ich den JEEP sicher in der Garage und nehme dann erschöpft auf einem Liegestuhl unter dem Sonnenschirm platz. Ich schliesse umgehend die Augen und finde mich wenig später im Reich der Träume wieder - das tut gut.
15.00 Uhr Gerade als ich von meinem letzten Aufenthalt in der Musikstadt Nashville träume, werde ich durch lautes und besonders schrilles Telefonklingeln geweckt - wie unlöblich. Verärgert erhebe ich mich vom Liegestuhl und greife zum Fernsprecher, um dem Störenfried ordentlich die Meinung zu sagen. Als ich mich mit landestypisch mit "Hello" (löblich: Hallo) melde, habe ich meine ehemalige Untermieterin Amanda in der Leitung. Die Maid kommt sofort auf den Punkt und berichtet, dass es im Donutladen drunter und drüber geht, weil Mitarbeiterin Simone seit vorgestern mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus liegt - wie schrecklich. Angeblich war Frau Simone beim Skifahren in Oberaudorf und wurde bei der Abfahrt von einem kriminellen Pistenraudi umgefahren. HEUREKA - ich fordere langjährige Haftstrafen für diese Skigammler.
15.30 Uhr Nachdem ich Amanda erklärt habe, dass ich unmöglich kurzfristig nach Hause reisen kann, gebe ich nützliche Ratschläge und empfehle der Maid, sich als Aushilfe einen Hatz IV Empfänger von der Arbeitsagentur zu holen. Bei den vielen Arbeitslosen kann es ja wohl kein Problem sein, innerhalb kürzester Zeit eine Hilfskraft zu finden. Ich wünsche Amanda eine gute Nacht und beende dann das kostspielige Ferngespräch.
15.45 Uhr Auf diesen Schreck habe ich mir einen kühlen Hopfentrunk redlichst verdient. Ich öffne ein Fläschchen Michelob Bier aus dem Publix Markt und lasse es mir in grossen Schlucken auf der Veranda munden - das tut gut.
16.15 Uhr Obwohl ich lieber im Garten faulenzen würde, gehe ich wieder ins Haus zurück und mache mich daran, die wichtige Anschnurarbeit zu erledigen. Als erstes segle ich auf meine löbliche Heimseite und beginne damit, Fragen besorgter Eltern zu beantworten. Unter anderem schreibt Herr Matthias B. aus Stuttgart, dass seine Tochter Marie (16) jedes Wochenende Tanzlokale besucht und dort nicht nur Alkohol trinkt, sondern auch gleichaltrige Buben trifft - wie unlöblich. Selbstverständlich tröste ich den Mann redlichst und rate ihm, der Kleinen das Taschengeld zu streichen und eventuell mit Hausarrest zu drohen - so kann es jedenfalls nicht weitergehen.
17.00 Uhr Kopfschüttelnd beende ich die Beratungsstunde und sorge im elektronischen Gästebuch für Ordnung. Wie jeden Tag lese ich alles durch und freue mich über die neuen Botschaften freundlicher Menschen - wie schön.
17.30 Uhr Düdeldü - nachdem ich noch schnell eine elektronische Depesche an Prof. Kuhn im Haselnussweg gesendet habe, fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und freue mich auf ein feines Abendessen. Zuerst schenke ich mir allerdings ein eisgekühltes Coca Cola ein und lasse es mir im Stehen schmecken - das tut so richtig gut.
18.15 Uhr Um nicht zu verhungern, begebe ich mich in die Küche und bereite eine Brotzeit in Form einer kalten, aber keuschen Platte mit Schinken, Cheddar Käse, Vollkornbrot, Gewürzgurken sowie einer Tomate vor. Ferner öffne ich ein weiteres Bier der Marke Michelob und decke schon einmal den Tisch auf der Veranda.
18.45 Uhr Ich nehme im Schein einer Gartenfackel am Tisch platz und lasse mir die gesunden Lebensmittel zungeschnalzend munden. 
19.30 Uhr Laut seufzend beende ich die Brotzeit und trage alles Geschirr ordentlich in die Küche. Danach befülle ich die Spülmaschine und vergesse auch nicht, die Arbeitsplatte mit einem feuchten Küchentuch zu reinigen - Hygiene ist nämlich gerade in der heutigen Zeit ganz besonders wichtig. Nachdem ich alles auf Vordermann gebracht und die Fackel im Garten gelöscht habe, setze ich mich vor das Fernsehgerät und freue mich auf rentnergerechte Mittwochabend Unterhaltung - wie schön.
20.00 Uhr Nach langem Hin und Her bleibe ich auf dem "National Geographic" Kanal hängen und verfolge eine interessante Dokumentation über ekelerregende Schlangen, die bis zu zehn Meter lang werden und etwa 100 Zähne haben - wie unlöblich. 
20.30 Uhr Als eine dieser Monsterschlangen ein Kaninchen mit Haut und Haaren verschlingt, schalte ich angewidert weiter und freue mich, auf HALLMARK eine Folge von "Walker Texas Ranger" verfolgen zu können - wie aufregend. Herr Chuck Norris sorgt im Lonestar Staat wieder einmal für Ordnung und macht Jagd auf die schlimmsten Verbrecher.
21.15 Uhr Ein spannender Ausflug ins schöne Texas ist vorbei und ich schalte mit Hilfe der modernen Fernbedienung aus. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verriegelt habe, gehe ich zufrieden ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.

Ich bezahle meine Zeche mit einem druckfrischen 20 DOLLARS Schein:

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 16.01.2008
© Reinhard Pfaffenberg