14.01.2008
07.00
Uhr Ich erwache ausgeschlafen und läute den 14. Tag des Jahres mit der
wichtigen Morgengymnastik auf der Veranda ein. Während ich meine
Muskulatur mit stetigem Auf- und abhüpfen in Form bringe, höre ich im
Radioprogramm von "WCKT CAT COUNTRY" (löblich: Katze Land), dass die
begnadete Landmusiksängerin Billie Jo Spears just an diesem Tag ihr 70.
Wiegenfest begeht - wie aufregend. Wie jeder wissen sollte, feierte die
Dame in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts grosse Erfolge und
verbuchte mit "Blanket on the Ground" (löblich: Decke auf dem Grund)
und "Sing Me an Old Fashioned Song" (löblich: Singe mir ein
altmodisches Lied) sogar zwei Nummer 1 Schläge (unlöblich: Number One
Hits) - das ist wirklich phantastisch. Um der Künstlerin die Ehre zu
erweisen, legt der Moderator das stimmungsvolle Lied "57 Chevrolet" auf
und informiert die Zuhörer, dass sich Frau Spears längst zur Ruhe
gesetzt hat und ihren Lebensabend derzeit in Naples verbringt - wie
schön. 07.30 Uhr Nachdem ich meine eingeschlafenen
Muskeln gestählt habe, entspanne ich mich bei einem erquickenden
Wirbelbad und erfahre bei einer Nachrichtensendung aus meiner
weissblauen Heimat, dass die ausufernde Jugendgewalt in Deutschland
immer seltsamere Blüten treibt - wie unlöblich. Auf der SPD-Klausur in
Hannover hat sich in der vergangenen Woche der einstige
"Friedenskanzler" Gerhard Schröder in den Wahlkampf eingemischt und
klargestellt, dass "es der Union sowieso nur um das Schüren von Ängsten
geht" - wie lächerlich. In einer anderen Rede fügte SPD-Generalsekretär
Hubertus Heil trotzig an, dass die SPD unaufhaltsam ihren Weg gehen und
"sich nicht an anderen Parteien abarbeiten werde". "Die
Sozialdemokraten werden eigene Schwerpunkte setzen und sich für
flächendeckende Mindestlöhne aussprechen" polterte Heil weiter und wies
darauf hin, dass Hessens Ministerpräsident Roland Koch mit seinen
ausländerkritischen Äusserungen weit über das Ziel hinausgeschossen
habe. Diese Herrschaften sollten sich besser vor Augen führen, dass
sich Herr Schröder anno 1997 kurz vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg
in einem Interview (löblich: Zwischenschau) mit der "Bild am Sonntag"
selbst für ein härteres Strafrecht stark gemacht und eine sofortige
Abschiebung ausländischer Straftäter gefordert hat. Dieses Beispiel
zeigt wieder einmal, wie scheinheilig die sozialdemokratischen
Volksvertreter zu Werke gehen. Anstatt endlich die Probleme anzupacken,
haben es sich die Strucks und Steinmeiers zur Aufgabe gemacht, für
Stillstand einzutreten und die Arbeit der grossen Koalition zu
blockieren - wie schade. Aber wie sagte schon unser geliebter
Landesvater Franz Josef Strauss so treffend: "Irren ist menschlich,
aber immer irren ist sozialdemokratisch".
08.30 Uhr Ich beende nachdenklich meine Morgenwäsche und trete vor den
Kleiderschrank, um mich redlichst in Schale zu werfen. Da ich mich im
Garten nützlich machen und den Rasen mähen werde, schlüpfe ich in
bequeme Bermudahosen sowie ein luftiges T-Hemd mit "NYPD" Aufdruck.
Danach trete ich an die Grundstücksgrenze und sehe, dass Herr Wang auch
schon auf den Beinen ist und sich bei strahlendem Sonnenschein das
wichtigste Mahl des ganzen Tages im Freien munden lässt - wie schön.
Selbstverständlich hüpfe ich sogleich über den Zaun und setze mich an
die Tafel, um meinem Nachbarn etwas Gesellschaft zu leisten. Herr Wang
legt beste Laune an den Tag und kündigt zungeschnalzend an, dass er
heute die Seele baumeln lassen und sich einen entspannten Tag unter dem
Sonnenschirm genehmigen wird - das hört sich prima an.
08.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und mir eine mit Erdnussbutter
bestrichene Vollkornbrotscheibe schmecken lasse, vernehmen wir
plötzlich lautes und sehr aggressives Sirenengeheul - wie unlöblich. Um
dem Krach auf den Grund zu gehen, rennen wir geschwind ums Haus und
sehen, wie Scherriff Bradfort aus seinem Polizeiwagen steigt und sich
der Villa nähert. Natürlich bitten wir den Gesetzeshüter sofort herein
und stellen mit erhobenem Zeigefinger klar, dass er uns gerade zur
rechten Zeit einen Besuch abstattet. Als sich der Gute kritisch
umblickt und nach Schwerverbrechern Ausschau hält, kläre ich darüber
auf, dass wir uns just im Moment zum Frühstück auf Herrn Wangs Terrasse
versammelt haben. Der Gast nickt zustimmend und lässt sich umgehend zu
einer Tasse Kaffee sowie einem frisch aufgebackenen französisches
Hörnchen (unlöblich: Croissant) mit Himbeermarmelade einladen.
09.15 Uhr Während wir in gemütlicher Runde zusammensitzen und uns an
den Sonnenstrahlen erfreuen, kommt der Gesetzeshüter auf den Grund
seines Besuchs zu sprechen und sagt, dass er vor wenigen Minuten beim
Einfangen eines Krokodils in einem Garten in der "Rocky Banks"
Wohnanlage helfen musste. Als wir aus dem Staunen gar nicht mehr
herauskommen, berichtet der Gute weiter, dass er bei dieser Gelegenheit
auch einige Falschparker notiert und einen garstigen Müllsünder auf frischer Tat ertappt hat - wie
aufregend. Scherriff Bradfort legt die Stirn in Falten und gibt uns zu
verstehen, dass die Bürger dieser Stadt immer häufiger über die Stränge
schlagen und manchmal sogar Zigarettenkippen achtlos auf die Strasse werfen.
09.45 Uhr Nachdem wir das Frühstück beendet und Scherriff Bradfort
zurück zum Polizeifahrzeug begleitet haben, laufe ich geschwind in die
Garage und befülle den motorisierten "Snapper" (löblich: Schnapper)
Rasenmäher mit einem Liter Öl und etwas Benzingemisch. Danach nehme ich
hinter dem Lenkrad platz und drehe laut röhrend eine Runde über das
satte Grün - da kommt Freude auf. Herr Wang geht mir währenddessen zur
Hand und stutzt die ausgewachsenen Farne auf ein akzeptables Mass
zurecht.
10.15 Uhr Just als ich hochkonzentriert am Schwimmbeckenrand entlang
fahre und grösste Vorsicht walten lasse, kann sich mein Bekannter ein
Lachen nicht verkneifen und erinnert mich daran, dass ich im letztem
Jahr bei der gleichen Tätigkeit kopfüber ins Wasser gestürzt bin -
davon will ich gar nichts hören. Um mich nicht noch mehr ärgern zu
müssen, fahre ich den Rasenmäher achtsam in die Garage zurück und mache
mich anschliessend daran, die Pflanzen vor dem Haus sauber
zuzuschneiden.
10.45 Uhr Während ich hart schufte und mich nach einem eisgekühlten
Weissbier sehne, tippt mir plötzlich Herr Wongler auf die Schulter und
sagt, dass er sich nun auf den Weg machen und wie angekündigt nach
Miami fahren wird - wie aufregend. Mein Nachbar überreicht mir seine
Haustürschlüssel und bittet mich inständig, während seiner Abwesenheit
ein Auge auf seine Villa zu werfen und zur Wochenmitte die Pflanzen im
Garten zu giessen. Da ich bekanntlich ein hilfsbereiter Zeitgenosse
bin, nicke ich eifrig und verspreche, die Aufgaben zuverlässig zu
übernehmen.
11.30 Uhr Nun habe ich aber genug gearbeitet. Um nicht einem
Hitzeschlag zum Opfer zu fallen, ziehe ich mich bei Temperaturen um
30°C (86°F) ins klimatisierte Haus zurück und gönne mir ein
vitaminreiches Budweiser aus dem Kühlschrank - das tut jetzt richtig
gut. Nebenbei blättere ich in der "Naples Daily News" (löblich: Naples
tägliche Neuigkeiten) und erfahre auf der Wetterseite, dass in
Südflorida in den nächsten Tagen mit ergiebigen Regenfällen und
möglicherweise auch mit T-Stürmen (unlöblich: T-Storms) zu rechnen ist
- das hat gerade noch gefehlt. Sollte wirklich eine Schlechtwetterfront
über Naples ziehen, werde ich den geplanten Ausflug zu den Ten Thousand
Inseln ausfallen lassen und einen Museumsbesuch vorziehen müssen.
12.00 Uhr Als die Wanduhr zwölfmal schlägt und die Mittagszeit
einläutet, klopft Herr Wang an die Terrassentüre und fordert mich auf,
endlich in die Gänge zu kommen und mit ihm ein schickes Gasthaus am
Meer aufzusuchen. Da mir in der Zwischenzeit der Magen knurrt, zeige
ich mich einverstanden und folge meinem Bekannten ruckzuck zu seinem
luxuriösen BMW. Da uns heute der Gusto nach feinen Fischgerichten
steht, entschliessen wir uns spontan, das "Lighthose Restaurant"
(löblich: Leuchtturm Gasthaus) am Gulfshore Drive anzusteuern. Während
der kurzweiligen Autofahrt kramt Herr Wang seine prall gefüllte
Geldbörse aus der Tasche und behauptet, dass er von seiner Tochter zu
Weihnachten einen Gourmet-Gutschein über 100 DOLLARS geschenkt bekommen
hat und mich gerne einladen würde - das ist spitze.
12.30 Uhr Nach einer Hochgeschwindigkeitsfahrt treffen wir auch schon
vor der besagten Wirtschaft ein und können den Wagen sicher am
Strassenrand abstellen. Danach nehmen wir entspannt auf der einladenden
Sonnenterrasse platz und lassen uns eisgekühlten kalifornischen
Weisswein sowie die Speisekarten kredenzen.
12.45 Uhr Während sich mein Nachbar für delikate Farfalle (löblich:
Schmetterlingsnudeln) mit King Crabs (löblich: Königskrabben) und einen
Seaside Salad (löblich: Seeseiten Salat) entscheidet, wähle ich
gegrillten Seelachs in Knoblauchsosse mit Gemüse und Kartoffeln - ein
nahrhaftes Essen habe ich mir nach dem Stress des Tages redlichst
verdient.
13.30 Uhr Just als ich mich an dem extraordinären Fischgericht labe,
erkundigt sich Herr Wang nach dem Rechten und möchte wissen, ob ich für
morgen schon Pläne geschmiedet habe. Da ich in den nächsten Tagen
ausnahmsweise keinen Verpflichtungen nachkommen muss, schüttle ich den
Kopf und erkläre, dass ich eventuell das Teddybärmuseum besuchen werde.
Herr Wang ist jedoch ganz anderer Meinung und schlägt vor, dass ich ihn
morgen Vormittag ins Hotel begleiten und ihm bei einigen
Instandsetzungsarbeiten zur Hand gehen könnte - wie unlöblich. Obwohl
ich mich im Urlaub befinde und keinen körperlichen Betätigungen
nachkommen wollte, lasse ich mich nach langem Hin und Her doch
breitschlagen und verspreche meinem Bekannten, ihm nach dem Frühstück
zu helfen.
14.00 Uhr Nachdem Herr Wang die gesalzene Rechnung über 57 DOLLARS
beglichen hat, rasen wir ohne Umwege zum Lowbank Drive zurück und
freuen uns auf ein entspanntes Nachmittagsschläfchen
14.30 Uhr Verschwitzt treffe ich endlich wieder im Ferienhaus ein und
nehme laut seufzend im Wohnzimmer platz. Nach Luft ringend stelle ich
die "TRANE" Klimaanlage eine Stufe höher und strecke dann redlichst die
Füsse aus. Bereits wenig später schlummere ich ein und träume von meinen beiden
Haustieren Jenny und Tony im Waldweg 11 - wie schön.
15.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und laufe geschwind in die Küche, um
mir ein eisgekühltes Diät Coca Cola einzuschenken. Nachdem ich das Glas
in einem Zug ausgetrunken habe, befülle ich gekonnt die Kaffeemaschine
und nehme sie knopfdrückend in Betrieb. Ausserdem lege ich zwei Donuts
aus der Winn Dixie Bäckerei auf einen blauen Teller und decke die
Kaffeetafel auf der Veranda.
15.45 Uhr Bei angenehmen Temperaturen und stimmungsvollen Jimmy Buffett
Klängen lasse ich mir Kaffee und Gebäck redlichst munden und blättere
nebenbei im aktuellen "Publix" Prospekt. Ich staune nicht schlecht über
die vielen Sonderangebote und entdecke unter anderem köstliche
Schweinelendchen zum sensationellen Preis von nur 3,59 Dollars pro lb
(löblich: 450 Gramm). HEUREKA - das ist genau das Richtige für das
heutige Abendessen.
16.15 Uhr Gutgelaunt setze ich meinen Cowboyhut auf und verlasse mit
dem Prospekt unter dem Arm das Haus, um im JEEP in Richtung Westen
davon zu preschen. Schon nach wenigen Minuten treffe ich auf dem
Parkplatz des "Publix" in der Vanderbilt Beach Strasse 2450 ein und
stelle den Wagen auf einem praktischen Behindertenparkplatz ab - da
kommt Freude auf. Ruckzuck schnappe ich mir einen Einkaufswagen und
mache mich daran, einen Rundgang durch das gepflegte Geschäft zu
unternehmen.
17.00 Uhr Nachdem ich besagte Schweinelendchen, Olivenöl, köstliche
Lachsfilets, Kartoffelchips, ein Pfund Tomaten, Cooked Sweet Ham
(löblich: gekochter süsser Schinken), 12-er Packung Michelob Bier,
sechs glasierte Donuts sowie 10 Campbell`s Suppen zum Schnäppchenpreis
von 10 Dollars in meinen Einkaufswagen verfrachtet habe, bezahle ich
bei einer besonders netten Kassiererin und schleppe dann die schweren
Tüten zum JEEP.
17.30 Uhr Zurück im Lowbank Drive schaue ich schnell bei Herrn Wang
vorbei und stelle fest, dass der Gute wohl schon wieder im Hotel ist,
um die Abendschicht zu übernehmen - das soll mir auch Recht sein. Als
nächstes trage ich die frischen Lebensmittel ins Haus und verstaue
alles fachgerecht im Kühlschrank. Zur Belohnung greife ich zu einem
Michelob Bier und lasse es mir in grossen Schlucken auf der Veranda
schmecken. Bei dieser Gelegenheit befülle ich auch gleich den Grill mit
frischer Holzkohle und entzünde sie mit hochwirksamem Grillanzünder -
wie schön. 18.00 Uhr Während im Grill eine wunderbare
Glut entsteht, zaubere ich in der Küche einen vitaminreichen
Tomatensalat mit Zwiebeln und Olivenöl - wie gut das duftet. Ausserdem
schiebe ich ein Blech mit Kartoffelstäben ins Rohr und eile dann
hinaus, um die frischen Schweinelendchen auf den Rost zu werfen.
18.45 Uhr Endlich ist es soweit und ich kann mir das redlichst
durchgegrillte Fleisch munden lassen. HEUREKA - dieses Schmankerl muss
man einfach gekostet haben. Dazu trinke ich eisgekühltes Bier und komme
aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr heraus. Nebenbei greife ich zu
meiner nagelneuen Schwarzbeere und rufe meinen löblichen Neffen James
an, um mich nach dem Verlauf seiner Tournee zu erkundigen. Leider
meldet sich nur die Postschachtel (unlöblich: Mailbox) und ich lege
schnell wieder auf. 19.30 Uhr Nachdem ich das Festessen beendet
habe, sorge ich in der Küche für Sauberkeit und Ordnung und vergesse
auch nicht, die Glut im Grill ordnungsgemäss zu löschen - immerhin will
ich kein verheerendes Buschfeuer verursachen. Danach ziehe ich mich ins
Arbeitszimmer zurück und mache mich an die wichtige Anschurarbeit.
20.00 Uhr Fachmännisch gehe ich an die Leine (unlöblich: online) und beantworte als erstes
Fragen besorgter Erziehungsberechtigter. Unter anderem schreibt Herr Anton H. aus Bad Tölz, dass seine Tochter Petra (16) unbedingt ein sogenanntes
Bauchnabelpiercing
haben will und schon einen Termin im Stechstudio hat - das ist ja
allerhand. Selbstverständlich gebe ich qualifizierte Ratschläge und
empfehle dem Familienvater, den garstigen Stechmeister anzuzeigen - wo
kämen wir denn da hin.
20.45 Uhr Düdeldü - nun kümmere ich mich auch noch um meine privaten Angelegenheiten und verfasse
elektronische Depeschen an meine Untermieterin Sandra
sowie an Prof. Edelbert Kuhn. Ich berichte von meinem gestrigen
Schiffsausflug mit Herrn Wongler und erzähle auch, dass ich morgen
wahrscheinlich bei Herrn Wang im "Old Town Hotel" mit anpacken werde. 21.30 Uhr
Mausdrückend sende ich die elektronischen Depeschen über den Atlantik
und fahre danach den Heimrechner herunter. Laut seufzend nehme ich mir
noch ein Bierchen aus dem Kühlschrank und lasse es mir redlichst unter
dem Sternenhimmel schmecken - das nenne ich Lebensqualität. 22.00 Uhr Ein aufregender
Tag im Rentnerparadies geht zu Ende und ich unternehme noch einen
Rundgang durchs Ferienhaus. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher
verriegelt habe, gehe ich zufrieden ins Bett und schlafe schon bald
ein. Gute Nacht.
Ich drehe mit dem "Snapper" meine Runden:
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 14.01.2008
©
Reinhard Pfaffenberg |
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