10.01.2008
07.00 Uhr Der Radio schrillt und weckt mich mit dem Lied
"Over the Rainbow" (löblich: Über dem Regenbogen) des weltberühmten
Landmusiksängers Billy Ray Cyrus - wie schön. Beschwingt vom melodischen
Gitarrenspiel hüpfe ich aus den Federn und stelle beim Blick auf das digitale
Aussenthermometer fest, dass es mit 66°F (19°C) ganz angenehm ist - wie schön.
Um nicht einzurosten, absolviere ich die wichtige Morgengymnastik im Garten und
komme ruckzuck ins Schwitzen - wie unlöblich.
07.30 Uhr Nachdem ich meine eingeschlafene Muskulatur gestählt habe, laufe ich
in die Nasszelle und entspanne mich bei einem Vollbad mit Schaum. Nebenbei folge
ich dem Radioprogramm von "WCKT CAT COUNTRY" und lernen, dass die Präsidentschaftsanwärterin
der Demokratischen Partei, Frau Hillary Clinton, nach den weichenstellenden
Vorwahlen in Iowa, Wyoming und New Hampshire wieder an Zustimmung eingebüsst
hat. Wenn man den aktuellen Erhebungen der Meinungsforschungsinstitute Glauben
schenken darf, rutschte die Frau hinter Barack Obama und John Edwards auf Platz
3 zurück. Der anerkannte US-amerikanische Meinungsforscher John Zogby malte ein
dunkles Bild an die Wand und erklärte, dass Clintons Werte in den letzten
Wochen beständig zurückgegangen seien - das geschieht der unlöblichen Dame
ganz Recht. Während bei den Demokraten alles auf eine Kandidatur des dunkelhäutigen
Barack Obama hinausläuft, konnten sich bei den republikanischen Herausforderern
mit dem Baptistenprediger Mike Huckabee und dem ehemaligen Gouverneur von
Massachusetts, Herrn Mitt Romney zwei aussichtsreiche Kandidaten
herauskristallisieren - wie aufregend. Ausserdem erfahre ich, dass bis zum 2.
Februar in Michigan, Nevada, South Carolina, Florida und Maine noch weitere
Vorwahlen stattfinden. HEUREKA - an so viel Basisdemokratie sollten sich die
Berufspolitiker in Deutschland ein Beispiel nehmen. Anstatt die Kandidatur ganz
nach Gutsherrenart bei einem Frühstück in Wolfratshausen zu vergeben, sollten
sich die Heinis in meinem Heimatland ebenfalls Vorwahlen stellen und sich von
den Wählern auf den Zahn fühlen lassen.
08.30 Uhr Ordentlich in Schale geworfen blicke ich auf meine wertvolle ROLEX und
komme schnell zu dem Schluss, dass ich das wichtigste Mahl des ganzen Tages
heute auswärts einnehmen werde. Um für etwas Abwechslung zu sorgen, nehme ich
die Gelben Seiten (unlöblich: Yellow Pages) zur Hand und halte nach einer
geeigneten Gaststätte in der näheren Umgebung Ausschau. Zu meiner Freude werde
ich auf eine "TACO
BELL" Filiale in der Pine Ridge Road aufmerksam und lese, dass man dort
auch frühstück kann - das ist super trouper. Um nicht noch mehr Zeit zu
verlieren, hüpfe ich hungrig in den JEEP und rase in einer nervenaufreibenden
Hochgeschwindigkeitsfahrt zu besagter Wirtschaft.
09.00 Uhr Nachdem ich den Wagen sicher vor dem Schnellessgasthaus abgestellt
habe, trete ich an den Verkaufstresen und entscheide mich für einen "Taco
Bell Double Decker" (löblich: Taco Bell Doppeldecker), einen "Chicken
Burrito" (löblich: Huhn Burrito), "Cheesy Fiesta Potatoes" (löblich:
Käse Fest Kartoffeln), eine heisse Apfeltasche sowie einen Becher Milchkaffee
mit lustigen Schokoladensplittern - schon beim Anblick dieser Speisen läuft
einem das Wasser im Munde zusammen.
09.15 Uhr Als ich mich an einem Plastiktisch am Fenster niederlasse und
kraftvoll zubeisse, werde ich plötzlich Zeuge, wie sich mehrere
rollbrettfahrende Jugendliche vor dem Gasthaus zusammenrotten. Da man in der
heutigen Zeit auf alles vorbereitet sein muss, zücke ich umgehend meine
Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) mit integrierter Digitalkamera und warte
darauf, bis einer der Rüpel eine Straftat begeht. Anstatt jedoch über die Stränge
zu schlagen und einen Fussgänger zu verprügeln, betreten die Langhaarigen
gesittet die Wirtschaft und versorgen sich an der Essensausgabe mit einer
sauberen Brotzeit. Als die Jugendlichen (18, 19) am Nebentisch platz nehmen, höre
ich zufällig, wie sie über den Präsidentschaftswahlkampf plaudern und immer
wieder Mike Huckabee ins Spiel bringen. Als politisch interessierter Mensch
spreche ich die jungen Menschen neugierig an und höre, dass sie Wahlkampf für
besagten Politiker betreiben und sich morgen Nachmittag sogar an einer
Informationsveranstaltung für Erstwähler im "Miromar Outlet Store"
beteiligen werden. Der Wortführer überreicht mir sogar noch eine Anstecknadel
und informiert darüber, dass Herr Huckabee die Werte der Familie, des Glaubens
und der Freiheit hoch hält - das ist einfach phantastisch.
09.45 Uhr Nachdem ich die Essensabfälle im Mülleimer entsorgt und den netten
Leuten viel Erfolg gewünscht habe, kehre ich frisch gestärkt zum JEEP zurück
und unternehme eine kleine Ausfahrt ans Meer. Bei angenehmen Temperaturen und
strahlendem Sonnenschein kruse ich an Palmen vorbei und finde mich bald auf dem
"Tamiami Trail" wieder - wie schön.
10.00 Uhr Bei stimmungsvoller Radiomusik biege ich auf die Bonita Beach Road
bzw. den Hickory Boulevard ab und fahre am Meer in Richtung Fort Myers und Cape
Coral weiter - diese Landschaft muss man einfach gesehen haben. Als ich die
Grenze des "Carl E. Johnson County Parks" erreiche und ordentlich auf
die Tube drücken will, sehe ich, wie ein rotes Blinklicht am Armaturenbrett
aufleuchtet und mich auf einen technischen Fehler hinweist - wie furchtbar. Um
nicht in den Mangrovenwäldern einen Motorschaden zu riskieren, halte ich
kurzerhand vor einer Herberge namens "Lovers Key Beach Club" (löblich:
Liebende Schlüssel Strand Verein) an und bitte den Geschäftsführer (39), mir
bei meinem Problem zur Seite zu stehen. Der gute Mann kommt meiner Bitte ohne zu
zögern nach und wirft einen prüfenden Blick unter die Motorhaube, um mir
mitzuteilen, dass wohl zu wenig Öl im Motorblock vorhanden ist. Als ich
demonstrativ die Hände über dem Kopf zusammenschlage, beruhigt mich der Gute
redlichst und behauptet, dass er mir gerne mit zwei Litern aushelfen kann - wie
freundlich.
10.30 Uhr Während sich der Heini ans Werk macht und den Ölverschluss
abschraubt, erkundige ich mich nach dem Rechten und höre, dass er vor wenigen
Jahren das Strandhotel von seinem Vater übernommen hat und seitdem hier mit
seiner kleinen Familie lebt und arbeitet - das ist wirklich phantastisch. Als
ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskomme und vorgebe, ebenfalls mit dem
Gedanken einer Umsiedelung zu spielen, winkt mein Gegenüber nur ab
und sagt, dass die Gegend um Naples in den letzten Jahren viel zu teuer geworden
ist - wie unlöblich.
11.00 Uhr Nachdem ich dem Mann einen 20 DOLLAR Schein für seine Hilfe überreicht
und mich redlichst bedankt habe, setze ich meine Ausfahrt fort und stosse nach
wenigen Meilen auf die "Florida
Gulf Coast University" (löblich: Florida Golfküste Universität) -
wie aufregend. Da rund um das knapp 3,2 Quadratkilometer umfassende Hochschulgelände
unzählige Geschäfte, Gaststätten und Wohngebiete entstanden sind, stelle ich
meinen Wagen am Verona Lake Drive ab und unternehme einen kleinen Spaziergang über
das Campusgelände. Selbstverständlich nutze ich die Gelegenheit, um mich über
die Schwerpunkte der Schule genauer zu informieren. Um einen Einblick zu
erhalten, gehe ich ins Besucherzentrum der Schule und bringe in Erfahrung, dass
knapp 9.000 Studierende an dieser Universität fürs Leben lernen und sich in
Satellitentechnik, Meeresbiologie sowie Politikwissenschaften ausbilden lassen.
HEUREKA - obwohl es sich hierbei um eine staatliche Einrichtung handelt, bin ich
angesichts der hervorragenden Studienmöglichkeiten sehr überrascht und komme
schnell zu dem Ergebnis, dass kaum eine deutsche Universität mit dem Angebot
der "Florida Gulf Coast University" mithalten kann. Dieses Beispiel
zeigt wieder einmal anschaulich auf, dass die Landesregierungen der USA ganz im
Gegensatz zu Deutschland die Zeichen der Zeit erkannt haben und grösstes
Augenmerk auf die Ausbildung
der jungen Generation legen - wie schön.
12.00 Uhr Um nicht zu verhungern, schlendere ich spontan in die öffentliche
Mensa und beäuge das Essensangebot hinter den Glasvitrinen ganz genau. Da ich
beim Anblick der vitaminreichen Salate aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr
herauskomme, schnappe ich mir ein Tablett und entscheide mich für einen
Gartensalat mit Thousand Island Dressing (löblich: Tausend Insel Sauce),
Fischfilet mit Kartoffeln und einen schmackhaften Pudding mit Sahne. Nach dem
Bezahlvorgang nehme ich entspannt an einem einladenden Tisch platz und führe
mir die Mahlzeit genüsslich zu Gemüte. Als ich kraftvoll zubeisse, blättere
ich interessiert in der Universitätszeitung und lese, dass die Sudenten nicht
nur Geisteswissenschaften lernen, sondern auch viele Sportarten wie American
Football, Rugby, Soccer (löblich: Fussball) und Schwimmen treiben - wie
interessant.
12.45 Uhr Nachdem ich meine Teller geleert habe, spaziere ich beeindruckt zu
meinem JEEP zurück und mache mich ruckzuck auf den Heimweg. Erheitert fahre ich
auf die vierspurige Interstate 75 und lege die letzten 25 Meilen meiner Reise in
nicht einmal einer halben Stunde zurück - das soll mir erst mal einer
nachmachen.
13.30 Uhr Zuhause angekommen, parke ich den Wagen sicher in der Garage und sorge
dann auf der Einfahrt für Ordnung und Sauberkeit. Während ich laut pfeifend
den Besen über den Teer sausen lasse und den Schmutz auf die Fahrbahn befördere,
gesellt sich Herr Wongler (77) von nebenan dazu und erzählt, dass Scherriff
Bradfort vor einer Stunde zu Besuch war und sich nach mir erkundigt hat. Im
weiteren Verlauf des Gesprächs höre ich, dass der Gesetzeshüter am Abend noch
einmal nach dem Rechten sehen wird - wie schön.
14.00 Uhr Zufrieden kehre ich ins Haus zurück und nehme entspannt auf dem Sofa
im klimatisierten Wohnzimmer platz, um mich etwas zu entspannen. Schon bald
schlummere ich ein und träume von meinen beiden Haustieren im Waldweg
11.
15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und erhebe mich laut ächzend vom Sofa. Nachdem
ich mich ausgiebig gereckt und gestreckt habe, begebe ich mich in die Küche und
mache mich daran, ein kleines Kaffeekränzchen vorzubereiten. Nebenbei schiebe
ich eine löbliche George Strait Kompaktscheibe in die Musikanlage und komme bei
dem Lied "Wrapped" (löblich: gewickelt) so richtig in Fahrt.
15.30 Uhr Bei Kaffee und Nusskuchen aus der Winn Dixie Bäckerei sitze ich gemütlich
auf der Terrasse und lasse die Seele redlichst baumeln. Allerdings komme ich
schon nach wenigen Augenblicken ins Grübeln und rufe die auf meiner
Schwarzbeere gespeicherte Handtelefonnummer
meines löblichen Neffen an, um mich nach dem Verlauf seiner Tournee zu
erkundigen. James meldet sich bereits nach dem ersten Klingeln und freut sich
ganz besonders über meinen Anruf. Der gute Junge berichtet, dass er mit seiner
Musikcombo Northstar heute Abend ein Konzert in Philadelphia spielen wird und
gerade auf dem Weg zum sogenannten Soundcheck (löblich: Tontest) in die Halle
ist - wie aufregend. Weiter erfahre ich, dass es morgen schon in Richtung
Baltimore weitergeht und dass die Tournee voraussichtlich am 3. Februar in
Memphis enden wird.
15.45 Uhr Nachdem ich meinem Neffen weiterhin viel Erfolg gewünscht habe,
beende ich das Handtelefongespräch und lasse mir ein weiteres Stück Kuchen
schmecken.
16.15 Uhr Düdeldü - mit einem randvollen Becher Kaffee balanciere ich ins
Arbeitszimmer und beginne mit der wichtigen Anschnurarbeit. Wie immer segle ich
auf meine löbliche Heimseite und beantworte als erstes die vielen Fragen
besorgter Erziehungsberechtigter. Unter anderem schreibt Frau Karin E. aus
Innsbruck, dass ihr Sohn Tobias (16) Eintrittskarten für die im Juni in Österreich
und der Schweiz stattfindende Fussball Europameisterschaft organisiert hat - wie
unlöblich. Beim Wort "Fussball" schrillen bei mir alle Alarmglocken
und ich mache die arme Frau sofort auf die Gefahren eines solchen Spektakels
aufmerksam.
17.00 Uhr Kopfschüttelnd beende ich die Elternberatung und sorge stattdessen im
elektronischen Gästebuch
für Ordnung. Auch heute lese ich alles genau durch und freue mich über die
neuen Einträge freundlicher Menschen - wie schön.
17.30 Uhr Ich sende noch schnell eine elektronische Depesche an Prof. Edelbert
Kuhn in den Haselnussweg und fahre dann den Heimrechner mausdrückend herunter.
Danach gehe ich laut seufzend in die Küche hinüber und schenke mir als kleine
Belohnung ein spritziges Weissbier aus meiner weissblauen Heimat ein - das habe
ich mir redlichst verdient.
18.00 Uhr Während ich mir den gesunden Gerstensaft auf der Terrasse schmecken
lasse, geniesse ich das Abendrot und mache mir Gedanken bezüglich eines
nahrhaften Abendessens. Da ich keine Lust habe auszugehen und ausserdem sparen
muss, entscheide ich mich kurzerhand, ein italienisches Schmankerl in Form von
Langnudeln mit einem köstlichen Fertigsösschen aus dem Glas zuzubereiten.
18.30 Uhr Ich stelle das Bierglas sauber in die Geschirrspülmaschine und mache
mich dann daran, den Kochlöffel redlichst zu schwingen - da kommt Freude auf.
Als das Nudelwasser vor sich hin köchelt, zaubere ich auch noch einen bunten,
aber keuschen Salat mit lustigen Fetakäse Würfeln - wie gut das duftet.
19.00 Uhr Just als ich mir die delikate Mahlzeit zungeschnalzend auf der
Terrasse schmecken lasse, werde ich durch lautes Türklingeln gestört - wie unlöblich.
Trotzdem eile ich zum Eingang und finde Scherriff Bradfort vor. Natürlich lade
ich den Gesetzeshüter zum Abendessen ein, muss aber erfahren, dass er sofort
weiter muss, um seine Kollegen bei einem Grosseinsatz um acht Uhr am Hafen zu
unterstützen - wie aufregend. Ich wünsche Herrn Bradfort frohes Schaffen und
nehme dann wieder am Tisch auf der Veranda platz.
19.45 Uhr Mit Blick auf den Sternenhimmel nippe ich an einem Gläschen Rotwein
und mache mir meine eigenen Gedanken zum Universum. Kaum zu glauben, dass die
Erde nur ein kleiner Planet ist und dass es da draussen wahrscheinlich noch
andere Lebewesen gibt. HEUREKA - hätte die NASA das Programm "Rentner im
Weltall" früher ins Leben gerufen, wüssten wir heute schon viel mehr über
das Universum.
20.15 Uhr Als ich aus dem Grübeln gar nicht mehr herauskomme und an den Urknall
denke, klatsche ich in die Hände und beginne damit, in der Küche für
Sauberkeit und Ordnung zu sorgen - immerhin ist Hygiene gerade in der heutigen
Zeit sehr wichtig.
20.45 Uhr Laut seufzend schenke ich mir ein Glas Diät Coca Cola ein und setze
mich vor den Fernseher, um mich etwas zu entspannen. Nach langem Hin und Her
finde ich mich auf dem Sender TBS wieder und verfolge einen Spielfilm namens
"Men in Black" (löblich: Männer in Schwarz). Während die beiden
Spezialagenten der Regierung Ausserirdische verfolgen und es mit einer überdimensionalen
Küchenschabe zu tun bekommen, gähne ich laut und muss mich sehr über die
Handlung wundern. HEUREKA - ein löblicher Peter
Alexander Film oder der Musikantenstadl wären mir jetzt lieber.
21.45 Uhr Weil mir mittlerweile schon die Augen zufallen, beende ich den
Fernsehabend und mache einen Rundgang durch das Ferienhaus. Nachdem ich Fenster
und Türen fachgerecht verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und
schlafe schon bald ein. Gute Nacht.
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 10.01.2008
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Reinhard Pfaffenberg |
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