Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

07.01.2008

07.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und läute den Tag mit der wichtigen Morgengymnastik im Garten ein. Während ich den Hampelmann absolviere und meine eingeschlafenen Muskeln stähle, bemerke ich, dass sich dicke Regenwolken am Himmel breit machen - wie unlöblich. Da auch ein kalter Wind von Norden aufkommt, entschliesse ich mich, das wichtigste Mahl des ganzen Tages nicht auf der Terrasse, sondern im Haus einzunehmen. 
07.15 Uhr Verärgert kehre ich ins Ferienhaus zurück und entspanne mich bei einem heissen Wirbelbad mit Schaum. Während ich mich ordentlich wasche und rasiere, lausche ich dem Radioprogramm von "WCKT CAT COUNTRY" (löblich: WCKT Katze Land) aus Fort Myers und erfahre, dass die heutigen Maximaltemperaturen die 15°C (59° F) kaum überschreiten werden und sogar eine 30%ige Schanze für Regen besteht - wie unlöblich. Gott sei Dank macht mir der Moderator Hoffnung und plappert davon, dass die Schlechtwetterfront morgen aufs offene Meer ziehen und subtropischem Klima Platz machen wird - wie beruhigend. HEUREKA - da ich bei diesen Temperaturen kaum an den Strand fahren oder mich am Schwimmbecken aufhalten kann, entscheide ich mich, den angebrochenen Tag für einen Ausflug zum "Miromar Outlet Store" (löblich: Miromar Auslass Geschäft) zu nutzen. Schliesslich wollte ich sowieso einige farbenfrohe Hawaiihemden sowie neue Flip Flops erwerben. 
08.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, hüpfe ich geschwind aus der Badewanne und schlüpfe in ein Paar Wohlfühltschiens von WRANGLER sowie einen Pullover mit "CANADA" Aufdruck. Danach nehme ich entspannt am Küchentisch platz und lasse mir ein bescheidenes Mahl, bestehend aus gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreiern mit Speck sowie ein Gläschen Korbel California Champagner aus dem WIN DIXIE Einkaufsmarkt schmecken - das tut gut. Während ich kraftvoll zubeisse und mich auf die lange Fahrt nach Fort Myers vorbereite, blättere ich gelangweilt in der Morgenzeitung und lese, dass der Bürgermeister von Naples kurz vor dem Jahreswechsel ein Bauabkommen mit örtlichen Unternehmen geschlossen hat, um östlich des Collier Boulevards neue Wohnanlagen und Villen entstehen zu lassen - das ist wirklich phantastisch. In diesem Zusammenhang ruft die Stadtverwaltung alle interessierten Bürger auf, ins Rathaus zu kommen und sich um ein günstiges Darlehen zu bemühen - wie aufregend. Vielleicht sollte ich meine Villa im Waldweg veräussern und hier ein neues Leben beginnen - etwas Entspannung hätte ich mir nach einem harten Arbeitsleben wirklich verdient. 
08.30 Uhr Nachdenklich beende ich das Frühstück und begebe mich in die Garage, um mich mit quietschenden Reifen auf den Weg zu besagtem Einkaufszentrum im Norden zu machen. Während der kurzweiligen Fahrt folge ich weiter dem Radioprogramm aus Fort Myers und komme in den Genuss, wunderschönen amerikanischen Landmusikliedern lauschen zu dürfen - an diesem Unterhaltungsprogramm sollte sich der bayerische Rundfunk ein Beispiel nehmen. Anstatt bis zu zwölf Mal am Tag Claudia Korecks räudige Polka "Fliagn" (unlöblich: Fliegen) zu spielen, sollten die unterbelichteten Radiomacher lieber einmal einen schönen Schlager von Garth Brooks oder Toby Keith ausstrahlen. 
09.15 Uhr Just als ein stimmungsvoller Clay Walker Beitrag namens "Then What" (löblich: Dann was) erklingt, erreiche ich die Ausfahrt 123 und kann meinen JEEP Patriot ohne grössere Schwierigkeiten auf dem grossen Parkplatz vor dem Einkaufsparadies abstellen. Bei kühlen 14°C hüpfe ich aus dem Wagen und eile mit schnellen Schritten in das Einkaufszentrum. Während ich einen prüfenden Blick auf eine Informationstafel werfe und nach geeigneten Geschäften Ausschau halte, fällt mir auf, dass viele Besucher nicht nur in Pullover und lange Hosen unterwegs sind, sondern sich ausserdem in Wollschals und gefütterte Lederjacken gehüllt haben. Als ich eine pelztragende alte Schachtel (83) zur Rede stelle, teilt sie mir fröstelnd mit, dass offensichtlich mit einer neuen Eiszeit zu rechnen ist - das ist ja allerhand. Kopfschüttelnd spaziere ich durch die lichtdurchflutenden Gänge der Anlage und besuche als erstes das einladende Geschäft von "Pacific Sunwear" (löblich: Pazifische Sonnenkleidung), um mir die T-Hemden Kollektion genauer anzusehen. Obwohl dieses Geschäft hauptsächlich von langhaarigen Buben und aufreizend gekleideten Mädchen besucht wird, werde ich schnell fündig und entscheide mich für eine neue Kappe, eine Sporthose mit Gürtel, zwei modische T-Hemden sowie ein edles Polohemd in Grün - Herr Wang wird Augen machen. 
09.45 Uhr Als ich an die Kasse komme und einer unterbelichteten Kassiererin (24) meine Auswahl präsentiere, schnalzt sie anerkennend mit der Zunge und behauptet, dass ich trotz meines reifen Alters immer noch mit der Mode  gehe - wie wahr. Stolz zücke ich meine prall gefüllte Geldbörse und bezahle die Einkauf mit mehreren Banknoten. 
10.00 Uhr Als nächstes besuche ich den "Quiet Storm Surf Shop" (löblich: Ruhiger Sturm Wellenreiten Geschäft) und finde eine hervorragende Auswahl an farbenfrohen Hawaiihemden vor - das ist wunderbar. Da ich heute die Spendierhosen anhabe, lasse ich mir kurzerhand vier mit Papageien, Kokosnüssen und Palmen verzierte Hemden sowie neue Flip Flops aus der weltbekannten Manufaktur "Eastbay" (löblich: Ostbucht) in eine praktische Papiertasche mit Aufdruck einpacken - da kommt Freude auf. 
10.45 Uhr Bevor ich zurück nach Naples fahre, suche ich ein schönes Gasthaus namens "La Bamba Mexican Restaurant" auf und nehme entspannt an einem Tisch mit Ausblick auf den dekorativen Aussenspringbrunnen platz. Ein zuvorkommender Kellner lässt nicht lange auf sich warten und kredenzt mir die Speisekarte sowie ein grosses Glas Wasser. Während ich meine ausgetrocknete Kehle ordentlich öle, studiere ich die angebotenen Gerichte und gebe nach kurzem Überlegen ein schmackhaftes Quesadrillagericht, bestehend aus vier grossen Tortillas mit Käse, Bohnen, Tomaten, Zwiebeln und La Bamba's heisser Sosse in Auftrag. Der Knecht notiert sich meine Angaben ganz genau und ermutigt mich, die Wartezeit mit dem Lösen eines Gewinnspiels zu überbrücken. Mit einem Lächeln auf dem Lippen drückt mir der Heini ein Blatt Papier in die Hand und behauptet, dass jeder Mitspieler seine Anschrift und Telefonnummer hinterlassen muss und am Samstag eine Wochenendreise nach Jamaika gewinnen kann - wie aufregend. Obwohl ich Glücksspiele eigentlich ablehne, fülle ich den Fragebogen gewissenhaft aus und vergesse auch nicht, die Telefonnummer meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) aufzuschreiben. HEUREKA - eine kleine Urlaubsreise nach Kingston würde ich wirklich nicht ablehnen. 
11.15 Uhr Endlich ist es so weit und meine Brotzeit wird serviert. Ich beisse kraftvoll zu und komme prompt zu dem Ergebnis, dass der Koch ein wahrer Artist des Kochlöffels sein muss - nicht einmal bei TACO BELL gibt es bessere Quesadrillas. 
11.45 Uhr Nachdem ich die Zeche bezahlt und ein stattliches Trinkgeld am Tisch hinterlassen habe, kehre ich frisch gestärkt zu meinem Wagen zurück und trete die Heimreise an. Da ich am Nachmittag ausnahmsweise keine wichtigen Termine habe, fahre ich nicht auf die Interstate 75, sondern ziehe es vor, an der Bonita Bay (löblich: Bonita Bucht) entlang zu krusen und auf die aufgewühlte See hinaus zu blicken - da kommt Freude auf. 
12.15 Uhr Als auf halber Strecke die Tankanzeige rot aufleuchtet, steuere ich sicherheitshalber eine CHEVRON Tankstelle an und befülle meinen PS-strotzenden Wagen mit 12 Gallonen Superbenzin zum Preis von je 3,19 DOLLARS. Als es ans Bezahlen geht, präsentiert mir der Tankstelleninhaber kopfschüttelnd eine Rechnung über knapp 40 DOLLARS und sagt, dass die Spritpreise während der letzten Wochen leider weiter gestiegen sind - wie unlöblich. Ausgestattet mit einer Dose Dr. Pepper hüpfe ich wieder hinters Lenkrad und schaffe die letzten Meilen bis zur Stadtgrenze von Naples in nicht einmal 15 Minuten - das soll mir erst mal einer nachmachen. 
12.45 Uhr Um den Nachmittag nicht alleine im Ferienhaus verbringen zu müssen, statte ich Herrn Wang im Hotel einen kurzen Besuch ab und werde Zeuge, wie mein Bekannter mit einem unzufriedenen Urlauber ein Streitgespräch führt. Zu allem Überfluss beschwert sich der freche Gast über das viel zu kalte Wetter und kündigt sogar an, morgen abreisen zu wollen. Während ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus komme, beruhigt mein Bekannter den Kunden redlichst und stellt klar, dass er das schlechte Wetter leider auch nicht vertreiben kann. Um den Streit nicht eskalieren zu lassen, mische ich mich kurzerhand ein und erinnere daran, dass der Wettermann im Radio vor wenigen Augenblicken eine Besserung innerhalb der nächsten 12 Stunden angekündigt hat. 
13.15 Uhr Nachdem sich der Heini endlich beruhigt und in sein Zimmer zurückgekehrt ist, begrüsse ich Herrn Wang freundlichst und stelle klar, dass man es als Hotelier wirklich nicht leicht hat. Mein Gegenüber kredenzt mir eine Tasse Kaffee und erwidert, dass sich heute schon zwei Urlauber wegen des Wetters beklagt haben - wo soll das noch hinführen mit dieser Welt. Trotz der vielen Arbeit legt mein Nachbar beste Laune an den Tag und berichtet, dass er in einer Stunde seine Schicht beenden und nach Hause fahren wird - wie schön. Ausserdem bringt der Gute ein gemeinsames Abendessen zur Sprache und schlägt vor, dass wir gegen 18 Uhr die Vereinsgaststätte des "Tiburon Golf Clubs" aufsuchen könnten - das ist eine hervorragende Idee. Selbstverständlich nicke ich eifrig und gebe zu verstehen, dass ich zu diesem Anlass meine neuen Kleider aus dem "Miromar Outlet Store" anziehen werde. 
14.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit. Um Herrn Wang nicht weiter zu stören, verabschiede ich mich redlichst und fahre ruckzuck in den Lowbank Drive zurück. 
14.30 Uhr Zuhause angekommen lege ich mich sofort aufs Sofa und strecke die Füsse aus. Wenig später schlafe ich ein und träume von meinem bescheidenen Heim im Waldweg 11 und meinen beiden Haustieren Jenny und Tony - wie schön.
15.15 Uhr Just als ich Frau Mars staubwedelnd vor mir sehe, werde ich durch lautes Telefonklingeln geweckt - wie unlöblich. Trotz allem nehme ich den Hörer ab und habe zu meiner Überraschung meine ehemalige Untermieterin Amanda in der Leitung. Die Maid wünscht mir einen guten Tag und gibt zu Protokoll, dass sie gestern mit David (2) sicher daheim eingetroffen ist und heute den Donutladen wiedereröffnet hat - wie aufregend. Weiter erfahre ich, dass im Waldweg alles in Ordnung ist und der Winter immer noch auf sich warten lässt.
15.30 Uhr Nachdem ich Amanda ausführlich von meinen Erlebnissen im Rentnerparadies erzählt habe, beende ich das sündteure Ferngespräch und gehe zum Kühlschrank, um mir ein Fläschchen eiskaltes Budweiser zu genehmigen - das tut gut.
16.00 Uhr Während ich genüsslich am Gerstensaft nippe, nehme ich am Heimrechner platz und beginne mit der wichtigen Anschnurarbeit. Als erstes segle ich auf meine löbliche Heimseite und mache mich daran, Fragen besorgter Menschen zu beantworten. Unter anderem schreibt Rentner Alfons D. (78) aus Mannheim, dass er angesichts Klimawandel und Terrorgefahr gar nicht mehr weiss, wo er seinen Urlaub verbringen soll - das ist ja allerhand. Natürlich gebe ich hilfreiche Ratschläge und empfehle dem Mann, entweder daheim zu bleiben, oder ins Altersheim umzuziehen.
16.45 Uhr Düdeldü - kopfschüttelnd beende ich die Beratungsstunde und sorge im elektronischen Gästebuch für Ordnung. Wie immer lese ich alles genau durch und freue mich über die netten Einträge freundlicher Heimseitenbesucher. Danach verfasse ich auch noch eine elektronische Depesche an meine Untermieterin Sandra und fordere sie auf, gut auf die Villa aufzupassen und keine ausufernden Feste zu veranstalten - wo kämen wir denn da hin.
17.15 Uhr Just als ich den Brief mausdrückend absende, klingelt es besonders schrill an der Haustüre. Wie der Wind eile ich hinaus und finde meinen Nachbarn Herrn Wang vor, der anscheinend gerade aus der Stadt zurückgekommen ist - wie schön. Der Gute wirkt ziemlich gestresst und erklärt, dass er sich vor dem Abendessen noch duschen und umziehen will - das soll mir ganz Recht sein. Nachdem wir die Abfahrt zum nahen Restaurant auf halb sieben festgelegt haben, ziehe ich mich ins Haus zurück und entscheide mich, ebenfalls zu duschen und dann mein neues Gewand anzuziehen.
17.45 Uhr Frisch geduscht schlüpfe ich in die nagelneue Hose, das grüne Polohemd sowie meine Cowboystiefel - steht mir echt spitze. Als nächstes begebe ich mich laut pfeifend in die Küche und öffne ein Döschen Diät Coca Cola, um meine ausgetrocknete Kehle ordentlich zu ölen.
18.30 Uhr Endlich ist es soweit und wir können in Herrn Wangs BMW in Richtung Golfverein aufbrechen - da kommt Freude auf. Mein Bekannter drückt das Gaspedal redlichst durch und bringt den luxuriösen Wagen wenige Minuten später auf dem Parkplatz des "Tiburon Golf Clubs" zum Stehen. Ohne Umwege laufen wir in die Vereinsgaststätte und lassen uns von einer netten Angestellten namens Marion (44) an einen schönen Tisch direkt neben der Schenke führen.
19.00 Uhr Als wir redlichst plaudern und uns an kalifornischem Weisswein laben, geben wir bei einer Bedienung unsere Bestellung auf und entscheiden uns für ein italienisches Nudelgericht mit Krabben aus dem Golf von Mexiko für Herrn Wang sowie gegrillten Lachs auf Caesar Salat für mich. Während wir auf die Speisen warten, berichtet mein Bekannter von der Arbeit in seinem Hotel und sagt, dass heute ein besonders anstrengender Tag war - wie unlöblich. Da ich vom Fach bin und selbst eine Pension betreibe, biete ich Herrn Wang abermals meine Hilfe an und versichere ihm, dass ich jederzeit im Hotel aushelfen würde.
19.30 Uhr Wir lassen uns die köstlichen Spezialitäten redlichst munden und kommen aus dem Zungenschnalzen gar nicht mehr heraus. HEUREKA - diesen Salat muss man einfach gekostet haben.
20.00 Uhr Um den Abend richtig abzurunden, bestellen wir zwei Schaumkaffees und lassen es uns nicht nehmen, auch noch zwei Stück hausgemachten Käsekuchen zu nehmen. Bei dieser Gelegenheit plaudern wir auch über politische Themen und kommen unter anderem auf die derzeit stattfindenden Vorwahlen zu sprechen. Herr Wang kennt sich genau aus und gibt zu Protokoll, dass morgen die Menschen im Bundesstaat New Hampshire aufgerufen sind, sich für ihre Favoriten für die im November angesetzte Präsidentschaftswahl zu entscheiden - wie aufregend.
20.30 Uhr Da ich heute bekanntlich die Spendierhosen anhabe, übernehme ich die gesalzene Rechnung und bezahle mit druckfrischen 20 Dollar Scheinen. Danach verlassen wir gutgelaunt die nette Gaststätte und brausen direkt in den Lowbank Drive zurück.
20.45 Uhr Daheim angekommen wünscht mir Herr Wang laut gähnend eine gute Nacht und erklärt, dass er todmüde ist und sofort ins Bett gehen wird. Ich verabschiede mich redlichst und betrete dann mein Ferienhaus, um erschöpft aufs Sofa zu fallen. Mit Hilfe der modernen Fernbedienung schalte ich mich durch die unzähligen Sender und kann mich leider für kein Programm entscheiden.
21.30 Uhr Als mir schon langsam die Augen zufallen, drücke ich auf den "OFF" (löblich: AUS) Knopf und unternehme einen Rundgang durchs Haus. Nachdem ich Fenster und Türen fachgerecht verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und lese noch etwas in der Bibel. Gute Nacht.

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verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 07.01.2008
© Reinhard Pfaffenberg