Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

05.01.2008

07.15 Uhr Mein Radiowecker geht an und läutet den 5. Tag des neuen Jahres mit stimmungsvollen amerikanischen Landmusikliedern ein. Beschwingt vom derzeitigen Nummer 1 Schlag "Our Song" (löblich: Unser Lied) der aufstrebenden Künstlerin Taylor Swift hüpfe ich aus den Federn und laufe ruckzuck nach Draussen, um bei aufgehender Sonne die Morgengymnastik durchzuführen.
07.30 Uhr Während ich mit den Armen rudere und meine eingeschlafenen Muskeln ordentlich stähle, landet plötzlich ein ekelerregender Ajaja Vogel im Schwimmbecken und macht sich daran, sein verschmutztes Federkleid zu putzen - wie unlöblich. Da erst vorgestern das Becken von einer Fachkraft auf Vordermann gebracht wurde, klatsche ich umgehend in die Hände und sorge dafür, dass sich der Vogel schnell wieder in die Lüfte erhebt und das Weite sucht - was muss ich denn noch alles ertragen.
07.45 Uhr Nachdem ich frischen Kaffee aufgesetzt und den Frühstückstisch gedeckt habe, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad mit Schaum und folge dem informativen Kurzwellenradioprogramm aus meiner bayerischen Heimat. Unter anderem höre ich, dass kurz vor dem Neujahrfest schon wieder ein Deutscher von marodierenden Migranten angepöbelt und schwer verletzt wurde. Rund eine Woche nach dem U-Bahn-Überfall auf einen Münchner Rentner hat sich am Gelsenkirchener Hauptbahnhof eine ähnlicher Vorfall ereignet. Nach einem Streit wurde ein 38jähriger Mann am 28. Dezember nach eigenen Aussagen von mehreren jungen Ausländern als "Scheiss Deutscher" tituliert, bestohlen und mit Schlägen und Tritten so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Ein Polizeisprecher bestätigte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz, dass der Mann lediglich "die Begleiterin des Tatverdächtigen zu lange und zu intensiv angeschaut habe" - das wird ja immer besser. Da die Tat an den Übergriff eines 20jährigen Türken und eines 17jährigen Griechen auf einen Rentner in einer Münchner U-Bahn-Station erinnert, fordern jetzt immer mehr Politiker härtere Strafen für kriminelle Jugendliche. Vor allem der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) machte Druck und erklärte, dass es "kein weiteres Multikulti-Gesäusel" mehr geben dürfe - der gute Mann hat ganz Recht. Ferner brachte der Volksvertreter abschreckende Massnahmen ins Spiel und klärte drüber auf, dass man junge Ausländer in "Warnarrest" nehmen oder gegebenenfalls sogar in "Erziehungs-Camps" stecken müsse. Um für klare Verhältnisse zu sorgen, fügte Herr Koch an, dass "nicht Ausländer unsere Feinde seien, sondern Kriminelle". Auch der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein blies in seiner Neujahresansprache ins gleiche Horn und forderte die Politik auf, jede Chance zur Ausweisung von schwerkriminellen Elementen zu nutzen. "Wenn die Integration hier nicht gelinge, ist das oft die einzige Möglichkeit" sagte er in einem Interview (löblich: Zwischenschau) mit dem "Straubinger Tagblatt" - diesen Aussagen kann man nichts mehr hinzufügen.
08.45 Uhr Düdeldü - frisch in Schale geworfen nehme ich am Küchentisch platz und führe mir ein opulentes Mahl, bestehend aus röstfrischen Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreiern mit Speckstreifen sowie einem Stück Orego Kokosnusskuchen zu Gemüte. Nebenbei blättere ich in der "Naples Daily News" (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und lese, dass in den "Tin City Waterfront Shops" an diesem Wochenende Dreharbeiten für einen Kriminalfilm stattfinden - wie aufregend. Neugierig überfliege ich die Randnotiz und erfahre weiter, dass der bekannte Schauspieler John Malkovich in besagtem Schoppingbezirk einige Szenen seines neuen Streifens abdrehen wird - das hört sich sehr interessant an. Da ich heute nichts besseres zu tun habe, entschliesse ich mich, dem Drehort einen Besuch abzustatten und den Filmleuten über die Schulter zu blicken. Schliesslich hat man nicht alle Tage die Möglichkeit, einer millionenschweren Hollywoodproduktion zuzuschauen - wie aufregend.
09.30 Uhr Nachdem ich das wichtigste Mahl des ganzen Tages beendet und die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Gang gesetzt habe, laufe ich direkt zum JEEP und rase mit durchdrehenden Reifen aus der Garage. Während der kurzweiligen Ausfahrt in Richtung Süden lausche ich dem Radioprogramm meines Lieblingssenders "CAT COUNTRY" und höre, dass sich das schöne Wetter in den nächsten Tagen verabschieden und kälteren Temperaturen Platz machen wird - wie unlöblich.
10.15 Uhr Nach einer knapp halbstündigen Autofahrt finde ich endlich einen geeigneten Stellplatz für meinen auf Hochglanz polierten Wagen und kann ihn sicher neben einem dunkelblauen Mercedes Benz abstellen - das klappt wieder wie am Schnürchen. Um keine Zeit zu verlieren, stelle ich eine alte Schachtel (77) zur Rede und vernehme, dass die Dreharbeiten am Hafengelände erst vor wenigen Augenblicken begonnen haben. Selbstverständlich eile ich mit schnellen Schritten an den besagten Ort und registriere, dass die Verantwortlichen das ganze Areal hermetisch abgeriegelt haben und keine Schaulustigen zulassen wollen. Obwohl ich einem übergewichtigen Wachmann  anschaulich erkläre, dass ich ein harmloser Rentner aus Bayern bin, will er mich unter keinen Umständen zu den Schauspielern vorlassen - das ist wieder einmal typisch.
10.45 Uhr Da ich nicht auf den Kopf gefallen bin, schaffe ich es nach kurzer Zeit, die Absperrung mit "Trick 17" zu überwinden und an das sogenannte "Set" (löblich: Satz) zu gelangen - auf meinen selbst gebastelten Presseausweis ist eben auch in Florida Verlass. Beeindruckt beäuge ich die sündteure technische Ausstattung und bringe in einem Kleingespräch (unlöblich: Smalltalk) mit einem Kameragehilfen in Erfahrung, dass die Aufnahmen mit professionellen "ARRI" Filmkameras vorgenommen werden. Da ich mich sehr für die Welt der bewegten Bilder interessiere, horche ich den Bartträger weiter aus und lerne, dass der Film mit dem Arbeitstitel "Breakdown South" (löblich: Brech herunter Süd) in Hochgeschwindigkeit von bis zu 150 Bildern pro Sekunde von ArriCam LT's aufgenommen wird - das ist super trouper.
11.15 Uhr Nachdem ich mich an einem reichhaltigen Büfett mit Kaffee und Donuts versorgt habe, streife ich weiter durch die Anlage und finde mich plötzlich vor einem Wohnwagen wieder. Als ich neugierig durch die weit geöffnete Türe spähe und kraftvoll in einen amerikanischen Schmalzkringel beisse, erblicke ich zu allem Überfluss den Hauptdarsteller und werde Zeuge, wie sich Herr Malkovich gerade in eine schicke Stoffhose zwängt. Natürlich wünsche ich dem Mann einen schönen guten Morgen und stelle mich als Reinhard Pfaffenberg vor. Mein Gegenüber staunt nicht schlecht und möchte plötzlich wissen, was ich an seinem Wohnwagen zu suchen habe. Um einem drohendem Rauswurf zuvor zu kommen, krame ich meinen Presseausweis erneut aus der Hosentasche und gebe vor, dass ich für ein angesagtes deutsches Boulevardblatt die lange Reise auf mich genommen habe, um über den nagelneuen Film zu berichten. Herr Malkovich fühlt sich geschmeichelt und kündigt an, dass er gleich eine Aktionsszene (unlöblich: Actionszene) drehen muss und danach für ein persönliches Gespräch zur Verfügung steht - wie freundlich. Um den renommierten Schauspieler nicht weiter zu stören, bedanke ich mich recht herzlich und geselle mich zu einer Gruppe wichtiger Filmschaffender, die just in diesem Moment über die Finanzierung des Films diskutieren.
12.00 Uhr Um mir eine kleine Pause zu gönnen, nehme ich kurzerhand auf einem Klappstuhl am Rande des Sets platz und verfolge die Dreharbeiten aus nächster Nähe. Zu meiner Freude tritt jetzt auch Herr John Malkovich auf den Plan und stürzt sich bei ohrenbetäubenden Pistolenschüssen aus einem geparkten Auto - wie aufregend. Als ich erfreut aufspringe und Applaus spende, blickt mich ein Mann mit einem Mikrofon böse an und wirft mir vor, durch mein Geklatsche die ganze Szene gestört zu haben - wie unlöblich. Da mir mittlerweile sowieso der Magen knurrt, zeige ich dem Heini demonstrativ den Vogel und ziehe es vor, zu verschwinden und mir eine kleine Brotzeit in einer benachbarten Gaststätte namens "Pinchers - Crab Shack" zu gönnen - schliesslich darf das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen. Ruckzuck erhebe ich mich aus dem unbequemen Stuhl und laufe ohne Umwege in die schöne Wirtschaft, um bei einer blondierten Bedienung eine eisgekühlte Coca Cola sowie eine Portion frittierte Krabben mit Kartoffelstäben in Auftrag zu geben - ein schmackhaftes Mittagessen kommt jetzt gerade richtig.
12.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und mich an den Köstlichkeiten aus dem Golf von Mexiko labe, blicke ich neugierig aus dem Fenster und sehe, wie Herr Malkovich immer wieder aus dem Fahrzeug steigen und hinter der Fahrertüre Schutz suchen muss - das ist ja kaum zu glauben. Bisher wusste ich auch noch nicht, dass die Filmemacher es vorziehen, eine Szene gleich zwölfmal hintereinander zu drehen. Bei diesem Arbeitstempo ist es kein Wunder, wenn die Hollywoodfilme Unmengen an Produktionskosten verschlingen.
13.15 Uhr Nun habe ich aber genug gesehen. Redlichst gestärkt bezahle ich die Zeche in Bar und kehre geschwind zum JEEP PATRIOT zurück, um gemächlich in den Lowbank Drive zurück zu fahren.
14.00 Uhr Daheim angekommen, werfe ich einen prüfenden Blick über den Grundstückszaun und sehe, dass Herr Wang heute einen freien Tag eingelegt hat. Selbstverständlich begrüsse ich meinen Nachbarn sofort und höre auf Anfrage, dass der Gute den Samstag dazu nutzen will, um den Golfplatz aufzusuchen und mit Herrn Porello eine Partie zu spielen - wie unlöblich. Da ich mich für den Golfsport überhaupt nicht interessiere, wünsche ich Herrn Wang viel Freude und kehre schnell ins klimatisierte Wohnzimmer zurück. Ich lege mich entspannt auf das Sofa und schlummere nach wenigen Augenblicken ein.
15.00 Uhr Just als ich von meinem Geheimauftrag im "grossen Apfel" träume und mich durch den verschneiten Zentralpark (unlöblich: Central Park) wandern sehe, wird mein Müssiggang durch lautes und sehr aggressives Telefonklingeln gestört. Misstrauisch greife ich zu meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und habe meine unterbelichtete Untermieterin an der Strippe. Das Kind hustet unaufhörlich und berichtet, dass die Heizung im Waldweg 11 ausgefallen ist - wie unlöblich. Um mir ein genaueres Bild zu verschaffen, bitte ich Sandra, sofort in den Keller zu gehen und die Heizungsanzeige zu überprüfen. Das Kind kommt meinem Ratschlag nur zögerlich nach und meldet nach einigen Minuten, dass der Hauptschalter auf "OFF" (löblich: AUS) steht und auch keine Flamme im Heizkesselfeld lodert - das ist wieder einmal typisch. Laut seufzend trage ich der Maid auf, den Schalter in die "ON" (löblich: AN) Stellung zu bringen und danach den grünen Knopf an der Frontseite des Brenners zu drücken. Gott sei Dank schafft es Sandra ohne grössere Probleme, den Fehler zu beheben und die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Als ich schon wieder auflegen möchte, plappert Sandra munter weiter und klagt, dass sie immer noch krank ist und wohl auch in der kommenden Woche zu Hause bleiben muss - das soll mir auch Recht sein. Da ich mich jedoch nicht um alles kümmern kann, beende ich das Telefonat und wünsche meiner Mitbewohnerin einen schönen Abend.
16.00 Uhr Nachdem ich mir eine Tasse Kaffee aufgebrüht und mehrere Cookies auf einem Teller angerichtet habe, kümmere ich mich um die wichtige Anschnurarbeit und stelle mit dem leistungsstarkem Heimrechner die Internetzverbindung her. Als erstes überprüfe ich das elektronische Gästebuch und erkenne mit geschultem Auge, dass ich angesichts der vielen Einträge verwirrter PISA- Absolventen die Rubrik mit den "dümmsten Heimseitenbesuchern" aktualisieren sollte - da kommt Freude auf. Anschliessend beantworte ich Fragen besorgter Eltern und rate Herrn Hans J. aus Freising, seinem Sohn Thomas das Taschengeld zu streichen. Schliesslich kann es nicht sein, dass der freche Jugendliche (18) ständig zum Schifahren in die bayerische Alpen fährt und dort die löbliche Natur zerstört - wo kämen wir denn da hin.
16.30 Uhr Nachdem ich mich um meine private Korrespondenz gekümmert und eine elektronische Depesche an Prof. Edelbert Kuhn versendet habe, fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und freue mich auf das löbliche Abendessen. Gutgelaunt laufe ich auf die Veranda und befülle den Grill mit frischer Holzkohle und praktischen Grillanzündern. Während die Glut kokelt, bereite ich in der Küche zwei schmackhafte T-Knochen Schnitzel vor und zaubere ausserdem einen schmackhaften Tomatensalat mit lustigen Zwiebelringen - schon beim Anblick der Speisen läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
17.15 Uhr Endlich ist es so weit und das zarte Fleisch ist ordentlich durchgegrillt - wie gut das duftet. Ich lasse mir die Steaks mit Salat, etwas Weissbrot und einem Weissbier aus meiner Heimat redlichst munden und komme aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr heraus. Während ich kraftvoll zubeisse, lausche ich dem Radioprogramm von "CAT COUNTRY" und höre, dass die "Scott Wiggins Band" aus Texas eine neue Kompaktscheibe namens "Burn" (löblich: Brenn) veröffentlicht hat und mit dem schönen Lied "There goes the World" (löblich: Da geht die Welt) auf Platz 12 der landesweiten Musikhitparaden eingestiegen ist. HEUREKA - ich bin mir ziemlich sicher, dass James diesem Beispiel folgen wird und sich auch bald über Millionen verkaufter Tonträger und Unmengen an Dollars freuen darf.
18.15 Uhr Nachdem ich das Feuer im Grill aus Umweltschutzgründen gelöscht habe, nehme ich erschöpft im Wohnzimmer platz und lege die Füsse hoch. Budweisertrinkend drücke ich mich durch die unzähligen Programme und verweilte letztendlich auf ABC, um mir die lustige Ratesendung "Who Wants to Be a Millionaire" (löblich: Wer wird Millionär) anzusehen - wie schön.
19.00 Uhr Im Anschluss verfolge ich die Nachrichten auf "FOX" und erfahre, dass an den US-Börsen der Abwärtstrend der letzten Wochen aufgehalten werden und der Dow Jones Index zum Wochenende um 2 Prozentpunkte zulegen konnte - das ist phantastisch.
19.30 Uhr Ich lasse den langen Tag mit der amerikanischen Filmkomödie "The Weather Man" (löblich: Der Wettermann) mit Nicolas Cage in der Hauptrolle ausklingen und erfreue mich an der lustigen Geschichte des TV-Meteorologen Dave Spritz, dem die Leitung der beliebten Morgenschau (unlöblich: Morning Show) in New York angeboten wird. Doch bevor der gute Mann seine Zustimmung zu dieser einschneidenden Veränderung geben kann, muss er sich um seinen schwerkranken Vater und seine missratenen Kinder kümmern - diesen Unsinn muss man gesehen haben.
21.15 Uhr Ein gemütlicher Fernsehabend geht zu Ende und ich ziehe mich laut gähnend ins Schlafzimmer zurück. Nachdem ich eine erfrischende Dusche genommen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.

Mein selbstgebastelter Presseausweis:

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 05.01.2008
© Reinhard Pfaffenberg