24.12.2007
07.00 Uhr Mein batteriebetriebener Reisewecker klingelt und
reisst mich mit besonders stimmungsvollen Klängen aus einem schönen Traum.
Angesichts des heutigen Familienfestes hüpfe ich sofort aus den Federn und
absolviere die wichtige Morgengymnastik am geöffneten Fenster. Während ich
meine Muskeln mit dem Hampelmann stähle, vernehme ich plötzlich lautes Gelächter
aus dem Zimmer nebenan. Um diesem Radau genauer auf den Grund zu gehen,
schleiche ich auf leisen Sohlen den Gang entlang und bemerke, dass sich James,
Amanda und der kleine David (2) schon zu früher Stunde vor dem Fernsehgerät
eingefunden haben - das ist ja allerhand. Selbstverständlich öffne ich prompt
die Türe und werde Zeuge, wie sich die jungen Leute zu dritt im Bett tummeln
und der amerikanischen Ausgabe der lehrreichen Kindersendung
"Sesamstrasse" (unlöblich: Sesame Street) frönen. Als ich mich nach
dem Rechten erkundige, teilt mir Amanda schmunzelnd mit, dass "Ernie und
Bert" zum Schreien komisch sind - wie unlöblich. Da ich mich jedoch nicht
um alles kümmern kann, wünsche ich den jungen Menschen weiterhin viel Freude
und kehre dann auf mein Zimmer zurück.
07.30 Uhr Nachdem ich das Bett ordentlich aufgeschüttelt und mir ein Glas
Wasser habe schmecken lassen, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad mit Schaum
und lausche nebenbei dem informativen Kurzwellenprogramm aus meiner bayerischen
Heimat. Neben den üblichen Schreckensmeldungen aus der Bundeshauptstadt Berlin
erfahre ich auch, dass die Europäische Union den Palästinensern in diesem Jahr
ein besonders kostspieliges Weihnachtsgeschenk aushändigen und dem
Regierungsscheff Abbas insgesamt 7,4 Milliarden US-Dollars überweisen wird.
Knapp drei Wochen nach der Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses hat die
Staatengemeinschaft verlauten lassen, dass man den Palästinensern mit einer
ungewohnt hohen Finanzspritze unter die Arme greifen wird. Obwohl die
Nachthemdträger in Ramallah und dem Gazastreifen lediglich 4 Milliarden Dollars
ins Spiel brachten, liess sich die EU nicht lumpen und stockte den Betrag
kurzerhand auf fast das Doppelte auf. Der französische Staatspräsident und
Konferenzgastgeber Nicolas Sarkozy sprach in Paris von einer "historischen
Schanze, die jetzt ergriffen werden muss, um das Leid im Mittleren Osten zu
lindern". Zudem entschlossen sich die schlauen EU-Volksvertreter, mit den
europäischen Steuergeldern konkrete Projekte, wie den Bau von Schulen sowie
Wasserkraftwerken zu unterstützen und Beschäftigungsprogramme in den
heruntergekommenen palästinensischen Autonomiegebieten ins Leben zu rufen - wie
unlöblich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die heimtückische Palästinenserführung
bereits händereibend zu den Taschenrechnern gegriffen hat, um ganz genau
auszurechnen, wie viele Raketen und Bomben man von den Hilfsgeldern kaufen kann.
Anstatt die Palästinenser zur Ordnung zu rufen und sie an den Verhandlungstisch
zu holen, zieht es Europa wieder einmal vor, die Geldbörse zu zücken und den
gewaltbereiten Fanatikern noch mehr Scheine in den Rachen zu stopfen - wo soll
das noch hinführen mit dieser Welt.
08.30 Uhr Nachdem ich mich ordentlich angekleidet habe und in meinen schönsten
Sonntagsanzug geschlüpft bin, eile ich in die Küche und stelle fest, dass
meine Schwägerin auch schon
auf den Beinen ist und ein schmackhaftes Frühstück zubereitet - wie schön.
Noch während wir uns begrüssen und gemeinsam den Tisch decken, kommen Amanda,
James und David dazu und leisten uns redlichst Gesellschaft - wie schön.
Zufrieden lasse ich mich zu den Klängen einer weihnachtlichen Elvis Presley
Kompaktscheibe an der Tafel nieder und erkenne mit geschultem Auge, dass Georgs
Platz leer geblieben ist. Als ich genauer nachfrage, winkt Maria demonstrativ ab
und sagt, dass der Herr des Hauses gegen 7 Uhr verschwunden und ins Büro
gefahren ist - das ist wieder einmal typisch. Trotz allem lasse ich mir die gute
Laune nicht verderben und beisse genüsslich in eine mit Cheddarkäse belegte
Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) - das schmeckt.
09.15 Uhr Während wir uns mit Kleingesprächen (unlöblich: Smalltalk) die Zeit
vertreiben und den Tag planen, kommt Amanda plötzlich auf ihren Donutladen zu
sprechen und erzählt, dass sie gestern mit Simone telefoniert hat. Weiter hören
wir, dass das Geschäft die ganze Woche geschlossen bleibt und erst wieder am 2.
Januar seine Pforten öffnet. Natürlich melde ich mich in diesem Zusammenhang
ebenfalls zu Wort und stelle unmissverständlich klar, dass sich Simone nach dem
nervenaufreibenden Arbeitsjahr eine kleine Pause redlichst verdient hat. Wie
nicht anders zu erwarten, nickt meine Scheffin eifrig und berichtet, dass in der
Zeit zwischen den Jahren sowieso kein grosser Umsatz zu machen ist - wie wahr.
09.45 Uhr Als ich meine Kaffeetasse erneut auffülle, klingelt es plötzlich
laut an der Türe. Zu allem Überfluss steht der Gärtner vor dem Haus und
schleppt einen Christbaum ins Wohnzimmer - wie aufregend. Natürlich eile ich
dem bärtigen Mann sofort zur Hilfe und gebe ihm in fliessendem Englisch zu
verstehen, dass er in diesem Jahr wirklich eine wunderschöne Tanne ausgesucht
hat. Herr Christopher stimmt uneingeschränkt zu und erzählt, dass er während
der vergangenen Tage leider krank war und den Baum deswegen erst heute Morgen in
einem abgelegenen Waldstück nahe der Autobahn 400 abholzen konnte - das ist
wirklich phantastisch. Wie es sich gehört, rufe ich James zur Ordnung und
fordere ihn wild gestikulierend auf, sich schnellstens ins die Garage zu bewegen
und die Schachtel mit dem Christbaumschmuck zu holen. Während der Junge meinem
Befehl zögerlich nachkommt, stellen wir den repräsentativen Baum im Wohnzimmer
ab und wuchten den Stamm mit vereinten Kräften in das bereitgestellte Baumkreuz
- das klappt wieder wie am Schnürchen.
10.30 Uhr Während sich Maria und Amanda an die Arbeit machen und wertvolle
Glaskugeln sowie lustige Strohsterne an die buschigen Äste hängen, überreiche
ich meinem löblichen Neffen ein eisgekühltes Labatt Blau Bier und stelle klar,
dass ein kleiner Schluck am Weihnachtsmorgen nicht fehlen darf. Als wir uns
redlichst zuprosten und den Damen bei ihrem Tun über die Schulter blicken,
kommt Georg endlich von seinem Ausflug zurück und erzählt, dass er noch vor
den Feiertagen einem wichtigen Geschäftstermin nachkommen musste. Um meinem
Bruder eine kleine Freude zu bereiten, überreiche ich ihm ebenfalls einen kühlen
Trunk und informiere ihn, dass der Gärtner vor wenigen Augenblicken den
Christbaum geliefert hat. Mein Bruder mustert das Bäumchen ganz genau und kommt
schnell zu dem Ergebnis, dass der Baum perfekt gewachsen ist und hervorragend
ins Wohnzimmer passt - wie schön.
11.00 Uhr Düdeldü - da ich mich noch um das Verpacken der Geschenke kümmern
muss, nehme ich Maria in einem unbeobachteten Augenblick zur Seite und fordere
sie auf, mir mit etwas Geschenkpapier auszuhelfen. Leider zuckt die gute Frau
nur mit den Schultern und behauptet, dass ihr das Papier gestern ausgegangen ist
- wie unlöblich. Um meinen Liebsten die Präsente nicht unverpackt übergeben
zu müssen, entschliesse ich mich, die "Centerpoint Mall" an der
Kreuzung Yonge und Steel Strasse anzufahren und dort mein Glück zu versuchen -
mir bleibt wirklich gar nichts erspart. Nachdem mir Georg die Schlüssel für
seinen Lincoln Stadtwagen (unlöblich: Lincoln Town Car) überreicht hat, mache
ich mich gleich auf den Weg und presche bei leichtem Schneeregen zur besagten
Einkaufsmöglichkeit davon.
11.30 Uhr Kurze Zeit später fahre ich auch schon auf den Parkplatz und kann den
auf Hochglanz polierten Wagen sicher auf einem der letzten freien Stellplätze
abstellen - da kommt Freude auf. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, laufe
ich geschwind in das einladende Gewerbe und werde bereits wenig später in einer
gut sortierten Schreibwarenhandlung fündig. Nachdem ich das dekorative
Weihnachtspapier mit mehreren funkelnden Münzen bezahlt habe, komme ich an
weiteren überfüllten Geschäften vorbei und finde mich plötzlich vor der
"McCougar Winery" (löblich: McCougar Weinhandlung) wieder. Da ich
dieses Geschäft bereits während meines letztjährigen Aufenthalts besucht
habe, halte ich auch heute nach edlen Tröpfchen Ausschau. Just als ich einen
schönen italienischen Rotwein aus Umbrien ins Auge fasse und vom Farbspiel des
Rebentrunks schier überwältigt bin, tritt ein anzugtragender Angeber an meine
Seite und behauptet, dass ich wohl ein Fachmann bin - wie Recht der Mann doch
hat. Als ich die Flasche auf ihren Platz zurück stelle und den Verkaufsraum
schon wieder verlassen möchte, hält mir der Heini ein Gläschen unter die Nase
und fordert mich zungeschnalzend auf, vom 2005er Pinot Noire Monterey aus
Tondre's Grapefield zu kosten. Da ich nichts besseres zu tun habe, komme ich
diesem Angebot nach und bemerke in meiner Funktion als Weinkenner, dass dieser
herbe Tropfen mit einem blumigen Abgang daherkommt. Mein Gegenüber stimmt mir lächelnd
zu und sagt, dass ein Fläschchen mit 37 kanadischen Dollars auch nicht zu teuer
ist - wie wahr.
12.00 Uhr Nach weiteren Probekostungen verlasse ich tütenbepackt das löbliche
Geschäft und entschliesse mich, direkt zum Wagen zurückzukehren und bei
stimmungsvoller Radiomusik ins Wohngebiet zu fahren - schliesslich will ich
nicht dem Konsumwahn
verfallen.
12.30 Uhr Mit einem leichten Schwindelgefühl treffe ich endlich wieder Zuhause
ein und stelle anerkennend fest, dass meine Liebsten den Christbaum bereits
geschmückt und mit glitzerndem Lametta sowie echten Elektrokerzen bestückt
haben - das ist wirklich phantastisch. Nachdem ich die Weinflaschen in den überladenen
Kühlschrank verfrachtet habe, geselle ich mich cocacolatrinkend ins Wohnzimmer
und atme kräftig durch - diesen Stress hält nicht einmal der stärkte Rentner
aus.
13.00 Uhr Just als ich angesichts der schönen Weihnachtsmusik und des
knisternden Kamins einzunicken drohe, ruft mich meine Schwägerin an den
Mittagstisch - wie schön. Hungrig lasse ich mich im Kreise meiner Liebsten im
holzgetäfelten Esszimmer nieder und freue mich sehr, als Maria einen saftigen
Schweinebraten mit bayerischen Semmelknödeln und Sauerkraut auffährt - schon
beim Anblick dieser Speisen läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Während
wir uns das bayerische Schmankerl redlichst schmecken lassen und unsere
ausgetrockneten Kehlen mit MOLSON Bieren ölen, plaudern wir über meinen am 2.
Januar geplanten Weiterflug
nach Florida. Selbstverständlich stehe ich meiner Familie Rede und Antwort
und gebe vor, dass ich mich während der kommenden Wochen nicht auf die faule
Haut legen, sondern in Herrn Wangs kleinem Stadthotel ordentlich mit anpacken
werde. Amanda kann sich ein Lachen nicht verkneifen und sagt, dass die Arbeit höchstwahrscheinlich
darin besteht, den ganzen Tag auf der Veranda zu sitzen und andere Mitarbeiter
herumzuscheuchen - das ist ja allerhand. Da ich mich nicht beleidigen lassen
muss, zeige ich dem frechen Kind den Vogel und gebe ihm zu verstehen, dass ich
meinem Bekannten zur Hand gehen und mich unter anderem an der Rezeption sowie
bei der Qualitätssicherung nützlich machen werde.
13.45 Uhr Nach einer hausgemachten Vanillekreme mit frischen Heidelbeeren kehren
wir ins Wohnzimmer zurück und lassen uns Kaffee sowie lustiges Weihnachtsgebäck
schmecken. Ausserdem lauschen wir einer stimmungsvollen Dean Martin
Weihnachtskompaktscheibe und verabreden, gegen 18 Uhr zur Kirche zu fahren und
Pfarrer Richards Abendmesse beizuwohnen - darauf freue ich mich jetzt schon. Da
es bis dahin noch viel zu tun gibt, verabschiede ich mich ruckzuck auf mein
Zimmer und mache mich daran, die Weihnachtsgeschenke für meine Familie
einzupacken. Als erstes nehme ich mir Davids ferngesteuertes Plastikauto vor und
vergesse auch nicht, die schöne Hans Christian Andersen Märchensammlung aus
der Buchhandlung Klotz dazu zu legen - der Kleine wird Augen machen.
14.30 Uhr Nachdem ich auch die anderen Päckchen verschnürt und mit schönen
Schleifchen verziert habe, lege ich mich laut gähnend aufs Bett und schlummere
nach wenigen Augenblicken ein.
15.30 Uhr Als ich im Traum am Golf von Mexiko spaziere und auf das azurblaue
Wasser blicke, wird mein Nickerchen durch lautes und ganz besonders aggressives
Klirren gestört. Augenreibend laufe ich nach unten und stelle mit Schrecken
fest, das David beim Spielen eine sündteure Vase zerbrochen hat - das ist ja
allerhand. Mit erhobenem Zeigefinger nehme ich den Jungen auf meinen Arm und
gebe ihm zu verstehen, dass er gleich vom Nikolaus abgeholt und in den Sack
gesteckt wird. Während der Kleine in Tränen ausbricht und nach meiner Brille
greift, erteilt mir Amanda einen Tadel und macht mich darauf aufmerksam, dass
solche Schauermärchen kein pädagogisch sinnvolles Mittel für Kleinkinder sind
- papperlapapp. Laut lachend werfe ich meinem zeitungslesenden Bruder einen
Blick zu und erinnere ihn, dass unser Grossvater früher ständig solche
Geschichten erzählt hat. Georg stimmt begeistert zu und berichtet, dass sich
unsere Opa Friedrich auch als Krampus verkleidet hat und in der Nacht zum 6.
Dezember kettenrasselnd um unser Haus geschlichen ist - das waren noch Zeiten.
Leider findet Amanda unsere Erzählungen gar nicht lustig und schnappt sich den
immer noch heulenden David - wie unlöblich.
16.30 Uhr Bevor wir zum Gotteshaus fahren, muss ich mich wohl oder übel um die
wichtige Anschnurarbeit kümmern - mir bleibt wirklich nichts erspart. Missmutig
ziehe ich mich in Georgs Arbeitszimmer zurück und stelle gekonnt die
Anschnurverbindung her. Auch heute finde ich gut und gerne ein Dutzend Hilferufe
verzweifelter Heimseitenbesucher im elektronischen
Postkasten vor und lese unter anderem die Depesche einer 83jährigen Oma aus
Wiesbaden. Die Dame klagt mir ihr Leid und schreibt, dass sie von ihrem Sohn
Holger (51) kurzfristig von der Weihnachtsfeier
ausgeladen wurde und nun das schönste Fest des ganzen Jahres alleine im
Altersheim verbringen muss - wie furchtbar. Natürlich beantworte ich den
elektronischen Brief umgehend und fordere die arme Frau auf, dem Buben in
Zukunft die kalte Schulter zu zeigen und ihn eventuell zu enterben - wo kämen
wir denn da hin.
17.30 Uhr Nachdem ich die neuesten Einträge in meinem elektronischen
Gästebuch studiert und meine Krawatte zurechtgerückt habe, begebe ich mich
in die Küche und genehmige mir vor der Abfahrt eine erfrischende Coca Cola mit
lustigen Eiswürfeln - das tut jetzt richtig gut. Um nicht zu spät zur heiligen
Messe zu erscheinen, rufe ich meine Familienmitglieder energisch auf, endlich in
die Gänge zu kommen und sich in Schale zu werfen. Erst nach langem Hin und Her
erheben sich die Leute aus ihren Sesseln und schlüpfen gelangweilt in die Mäntel.
17.45 Uhr Während mein Bruder den Lincoln zielsicher durch die verschneiten
Strassen steuert, deute ich aus dem Fenster und erzähle David, dass der CN Turm
anlässlich des heutigen Festtages nicht in ein blaues, sondern in ein rotes
Licht getaucht ist. Der kleine Bube staunt nicht schlecht und meint nebenbei,
dass ihm das Christkind bestimmt ganz viele Geschenke bringt - das werden wir
dann morgen Früh sehen.
18.15 Uhr Kurz nachdem wir das festlich geschmückte Gotteshaus in der Becker
Street betreten und uns zu den anderen Gläubigen gesellt haben, erscheint
Pfarrer Richards auf der Kanzel und beginnt den weihnachtlichen Gottesdienst mit
einem schönen Lied namens "Away in a Manger" (löblich: Weg in einer
Krippe). Selbstverständlich singe ich laut mit und erinnere mich während der
interessanten Predigt, dass der Heiland vor mehr als 2000 Jahren zur Welt
gekommen ist, um der Menschheit durch seine guten Taten eine neue Richtung
aufzuzeigen - das ist wirklich phantastisch. Leider wird die heilige Nacht von
der heutigen Jugend nur noch als ein knallbuntes Geschenkespektakel wahrgenommen
- wie schade. Man kann nur hoffen, dass die Gesellschaft bald zur Löblichkeit
zurückfindet und sich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge besinnt.
19.30 Uhr Nachdem wir die Messe mit dem wunderschönen "O Holy Night"
(löblich: Oh du heilige Nacht) beendet haben, wünschen wir Pfarrer Richards an
der Pforte alles Gute und fahren bei eiskalten Temperaturen schnellstens zum
Eigenheim zurück. Während wir durch die verlassenen Strassen krusen und dem
Weihnachtsradioprogramm von "CICX" aus Midland lauschen, denke ich
wehmütig an Tony und Jenny
und komme zu dem Ergebnis, dass meine Haustiere das schönste Fest des ganzen
Jahres ganz alleine mit meiner Arbeitskollegin Simone feiern müssen - wie
traurig.
20.00 Uhr Zufrieden treffen wir wieder in der Villa ein und lassen den schönen
Abend traditionell mit heissen Würstchen, selbst zubereitetem Kartoffelsalat
und frisch aufgebackenen Semmeln ausklingen. Während wir angeregt plaudern und
uns auf die Bescherung am kommenden Morgen freuen, fällt mir nebenbei auf, dass
David mittlerweile ganz rote Ohren bekommen hat und die Bescherung gar nicht
mehr erwarten kann. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf unsere Kindheit zu
sprechen und kläre in meiner Funktion als älterer Bruder auf, dass Georg als
Bube ebenfalls sehr neugierig war und schon Tage vor dem Weihnachtstag durch das
Wohnzimmerschlüsselloch gespäht hat, nur um das Christkind einmal zu Gesicht
zu bekommen. Während meine Verwandten laut lachen, stösst mich mein Bruder in
die Seite und gibt amüsiert zu Protokoll, dass ich als Sechszehnjähriger noch
an das Christkind und den Osterhasen geglaubt habe - das ist ja allerhand.
21.30 Uhr Langsam aber sicher geht der schöne Weihnachtsabend zu Ende. Da wir
morgen zeitig aufstehen und die Geschenke verteilen werden, wünsche ich meiner
Familie eine gute Nacht und laufe flink in mein Zimmer. Nachdem ich meinen Anzug
gegen den wärmenden Frotteeschlafanzug ausgetauscht habe, horche ich gespannt
an der Türe und warte, bis alle ins Bett gegangen sind. Danach kehre ich
geschenkebepackt ins Wohnzimmer zurück und lege die schönen Sachen gut
sichtbar unter den wohlduftenden Christbaum - David wird aus dem Staunen gar
nicht mehr herauskommen.
22.00 Uhr Als Georgs wertvolle Wanduhr zehnmal schlägt, gehe ich zufrieden ins
Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 24.12.2007
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Reinhard Pfaffenberg |
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