Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

25.12.2006

07.00 Uhr Ich erwache unlöblichst und fühle mich gar nicht gut - wie unlöblich. Vielleicht hätte ich gestern doch nicht so viele Plätzchen verzehren sollen. Ächzend schwinge ich mich aus dem Bett und ertüchtige mich mit rhythmischer Sportgymnastik - wer rastet, der rostet.
07.15 Uhr Kopfschüttelnd begebe ich mich ins Gästebadezimmer und Ich lasse mich von den Düsen der modernen Wirbelbadewanne (unlöblich: Whirlpool) redlichst verwöhnen - das tut richtig gut. Nebenbei wasche und rasiere ich mich ordentlich und fröne Dank meines leistungsstarken Weltempfängers dem informativen Radioprogramms des Bayerischen Rundfunks. Unter anderem erfahre ich, dass das Bundesland Nordrhein-Westfalen noch vor dem Weihnachtsfest ein neues Gesetz verabschiedet hat, das der Polizei ab Januar 2007 erlaubt, Anschnur-Durchsuchungen von privaten Heimrechnern durchzuführen - nun schlägt es aber Dreizehn. Zu allem Überfluss berichtet der Radioheini, dass es sogar ähnliche Pläne auf Bundesebene gibt. Angeblich möchten die Ermittlungsbehörden im ganzen Bundesgebiet per sogenannter Spionagesoftware (löblich: Ausspähungsweichware) die Heimrechner von Terroristen und anderen Verbrecher überprüfen und relevante Daten per Fernübertragung sichern. Obwohl ich grundsätzlich für mehr Überwachung einstehe und schon vor Jahren angeregt habe, flächendeckend Videokameras zu installieren, bin ich doch der Meinung, dass dieser Schritt weit über das Ziel hinaus schiesst. Da unser Land ohnehin schon zu den meistüberwachten Staaten der Welt zählt, kann es nicht sein, dass zusätzlich auch noch sämtliche Heimrechner ausgespäht und unschuldige Internetznutzer kriminalisiert werden - schliesslich leben wir nicht in der DDR. Zudem kommt der Reporter auf die gespeicherten Mautdaten zu sprechen und erzählt, dass Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) schon nach dem Weihnachtsurlaub eine Änderung des Autobahngesetzes ins Gespräch bringen wird. Neben ausspionierten Heimrechnern und überwachten Telefonanschlüssen sollen künftig Justiz und Polizei auch noch uneingeschränkt Zugriff auf die elektronischen Mautdaten der Autobahnen haben - das wird ja immer schöner. Vielleicht sollte ich angesichts dieser Schreckensmeldungen Nägel mit Köpfen machen und gleich in Kanada oder den USA bleiben. Wie jedes Kind weiss, wird die Freiheit hier ganz besonders gross geschrieben.
08.00 Uhr Nachdem ich mich ordentlich in Schale geworfen habe und in eine WRANGLER Tschiens sowie einen wärmenden Pullover geschlüpft bin, eile ich nach Unten und finde Maria kaffeeaufbrühend in der Küche vor - wie schön. Just als ich am festlich gedeckten Tisch platz nehme und mich auf das Weihnachtsfrühstück freue, kommt Georg dazu und schlägt vor, jetzt gleich zur Baufirma zu fahren und einen Firmenwagen für die Reise nach Hamilton zu besorgen. Obwohl ich viel lieber frühstücken möchte, stimme ich letztendlich zu und folge meinem Bruder zur Garage.
08.30 Uhr Da Georgs geräumiger LINCOLN Stadtwagen dummerweise in der Werkstatt ist, treffen wir nach einer knapp fünfzehnminütigen Fahrt in Marias CHRYSLER "Crossfire" auf dem Parkplatz des eindrucksvollen Firmenkomplexes ein und werden von einem Wachmann freundlich begrüsst. Natürlich verlieren wir keine Minute und laufen unaufhaltsam in den Innenhof, um nach einem geeigneten Fahrzeug Ausschau zu halten. Als ich auf einen 40-Tonner deute und vorschlage, mit einem Caterpillar Lastwagen nach Hamilton zu brettern, zeigt mir mein Bruder den Vogel und behauptet, dass wir uns doch lieber den CHEVROLET "Tahoe" seines Bauleiters ausborgen sollten - das soll mir auch Recht sein. Als ich schon wieder zum Crossfire gehen möchte, ruft mich Georg zurück und teilt mir mit, dass ich doch bitte den Chevy zurück zum Eigenheim kutschieren soll - mir bleibt auch gar nichts erspart. Nörgelnd quetsche ich mich hinters Lenkrad und komme mit den vielen Schaltern gar nicht zurecht. Erst nachdem mich mein Bruder über die Fahreigenschaften des KFZ aufgeklärt hat, schaffe ich es, den Wagen in Gang zu setzen und den Hof unbeschadet zu verlassen.
09.00 Uhr Nachdem wir dem Wachmann einen schönen Weihnachtstag gewünscht haben, brausen wir im Konvoi auf den "MacDonald Cartier Freeway" auf und kommen wenige Kilometer später sicher vor Georgs schmuckem Eigenheim zum Stehen.
09.30 Uhr Zurück in der warmen Stube nehme ich entspannt im Kreise meiner Liebsten platz und lasse mir das wichtigste Mahl des ganzen Tages in Form von wohlschmeckenden Pfannkuchen mit kanadischem Ahornsirup, Rühreiern mit Speckstreifen und Backhörnchen schmecken. Dazu gibt es frisch gepressten Orangensaft sowie unlöblichen entkoffeinierten Kaffe - wie ekelerregend. Wenn ich gewusst hätte, dass Maria und Georg keinen vernünftigen Kaffee im Haus haben, hätte ich ein Pfund würzigen STARBUCKS Kaffee aus Naples mitgebracht. Trotz allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und rege an, gleich nach dem Frühstück die Kirche zu besuchen. Georg nickt zustimmend und kündigt an, dass wir nach der heiligen Messe gleich in Richtung Süden weiterbrausen und seiner Tochter Laura einen Besuch abstatten werden - darauf freue ich mich jetzt schon.
10.00 Uhr HEUREKA - diesem Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner stand. Just als ich in die Küche gehen und mich mit eine zweite Portion Rühreier versorgen möchte, klopft Georg auf den Tisch und sagt, dass wir nun aufbrechen sollten. Ruckzuck schlüpfe ich in meine warme Daunenjacke und nehme mit David (1) auf dem Schoss im CHEVROLET "Tahoe" zwischen Amanda und James platz.
10.15 Uhr Während Georg den Wagen zielsicher zur Kirche steuert, deute ich aus dem Fenster und erkläre David, dass der CN Turm eines der grössten Gebäude der Welt ist. Der Kleine staunt nicht schlecht und zeigt wild gestikulierend in Richtung des hohen Turms - wie lustig. Kaum zu glauben, was für ein schlaues Kerlchen der Bube doch ist.
10.30 Uhr Kurz nachdem wir das Gotteshaus in der Becker Street betreten und in der hintersten Reihe platz genommen haben, kommt auch schon der Pfarrer aus der Sakristei und beginnt die Messe mit einem schönen Lied. Selbstverständlich singe ich laut mit und mache mir klar, dass vor mehr als 2000 Jahren Jesus Christus auf die Welt gekommen ist und sich all unserer Sünden angenommen hat. HEUREKA - weil die Jugend von heute im Weihnachtsfest nur noch einen Geschenktag sieht und ellenlange Wunschzettel verfasst, wird oft vergessen, dass dieser Feiertag neben Ostern und Pfingsten zum wichtigsten Hauptfest des Kirchenjahres zählt.
11.30 Uhr Nachdem wir weitere englischsprachige Lieder gesungen und redlichst gebetet haben, treten wir gutgelaunt nach Draussen und fahren bei stimmungsvollen Weihnachtsliedern direkt aus dem Autoradio in Richtung Hamilton davon - das klappt wieder wie am Schnürchen
12.15 Uhr Während wir uns durch den dichten Weihnachtsverkehr auf dem Queen Elizabeth Way (löblich: Königin Elisabeth Weg) quälen und die Stadt Mississauga passieren, zeige ich David den grossen Ontario See und stelle klar, dass besagtes Gewässer trotz seiner knapp 19.000 Quadratkilometer zu den kleinsten der fünf grossen Seen zählt. Wie jedes Kind weiss, ist nämlich der Obere See (unlöblich: Lake Superior) der grösste See Nordamerikas sowie der grösste Süsswassersee der Erde mit einer Gesamtfläche von sagenhaften 82.000 Quadratkilometern - kaum zu glauben. David gibt mir ganz Recht und macht grosse Augen - wie schön.
13.00 Uhr Just als wir Burlington erreichen, werfe ich einen prüfenden Blick auf meine wertvolle ROLEX und erkenne, dass wir langsam das Mittagessen einnehmen sollten. Nörgelnd mache ich Georg auf die fortgeschrittene Uhrzeit aufmerksam und fordere ihn auf, bei der nächsten Gaststätte anzuhalten. Anstatt meinem Wunsch folge zu leisten, winkt mein Bruder ab und behauptet, dass wir schon bald bei Laura eintreffen werden und dann mit einem reichhaltigen Mittagessen rechnen dürfen - das kann ja heiter werden. Missgelaunt lehne ich mich zurück und schliesse die Augen. Wenige Augenblicke später falle ich in einen tiefen Schlaf und träume von einem saftigen Schweinebraten im "Wilden Esel" - das wäre jetzt genau das Richtige.
13.30 Uhr Lautes Hupen lässt mich hochschrecken - wie unlöblich. Nachdem ich mir den Schlaf aus den Augen gerieben habe, stelle ich erstaunt fest, dass wir bereits am Ziel angekommen sind und vor einem netten Häuschen stehen - wie schön. Voller Vorfreude hüpfe ich mit David, Amanda und James von der Rückbank und strebe direkt zur Haustüre. Laura hat uns natürlich schon erwartet und stürmt freudig aus dem Eigenheim, um uns redlichst in Empfang zu nehmen - wie schön. Als ich der jungen Dame die Hand reiche, freut sie sich sehr und sagt, dass sie extra einen Teller mehr aufgedeckt hat - wie löblich. Nachdem wir Lebensgefährten Herrn William sowie den kleinen Paul (noch 2) begrüsst haben, nehmen wir erschöpft an der festlich gedeckten Tafel im Esszimmer platz und laben uns an kühlen Getränken und wohlschmeckenden Plätzchen - das tut richtig gut. Laura tratscht unentwegt mit ihrer Mutter und vergisst dabei, dass wir schon seit Stunden nichts mehr gegessen haben. Erst als ich misstrauisch auf meine ROLEX blicke und laut räuspernd auf meinen Teller schaue, kommt das Fräulein endlich in die Gänge und fährt einen Festtagsbraten der Extraklasse auf. Zungeschnalzend erkenne ich, dass sich die jungen Leute grosse Mühe gegeben und einen Truthahn mit Kartoffeln, Gemüse, Sosse und sogar Kastanien zubereitet haben - wie schön.
14.15 Uhr Nachdem Georg eine kurze Rede gehalten und sich noch einmal für meinen kleinen Abstecher nach Toronto bedankt hat, greifen wir ordentlich zu und lassen uns den knusprigen Vogel redlichst munden.
14.30 Uhr Just als mir Herr William köstlichen Rotwein nachschenkt, komme ich auf Sylvester zu sprechen und will von ihm wissen, was die junge Familie zum Jahreswechsel zu tun gedenkt. Der Gute seufzt laut und sagt, dass Laura, er und der kleine Paul einen ruhigen Abend daheim verbringen werden. HEUREKA - anscheinend gibt es also doch noch verantwortungsbewusste Eltern. Natürlich rede ich sofort auf Amanda und James ein und fordere sie auf, sich ein Beispiel an Laura und ihrem Mann zu nehmen - leider ohne Erfolg.
15.00 Uhr Nach diesem köstlichen Festschmaus wird jetzt sogar noch Kaffee und Käsekuchen kredenzt - wie gut das duftet. Obwohl ich eigentlich keinen Hunger mehr habe, verspeise ich ein Stück Kuchen und komme aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr heraus. Bei dieser Gelegenheit wendet sich James an seine Schwester und fordert sie auf, uns doch endlich einmal einen Besuch im Waldweg abzustatten. Die Gute sagt, dass sie gerne nach Bayern reisen würde, aber als Grundschullehrerin sehr viel zu tun hat - das glaube ich gerne. Laut Herrn William könnte es aber sein, dass die kleine Familie schon im nächsten Sommer eine Reise nach Bayern unternimmt - wie aufregend.
16.00 Uhr Wir sitzen gemütlich im Wohnzimmer und lassen uns Glühwein und Plätzchen redlichst schmecken. Natürlich mache ich William und Laura auf meine löbliche Heimseite aufmerksam und erzähle ihnen, dass ich nicht nur als investigativer Reporter, sondern auch als Anschnurseelsorger tätig bin. Die zwei sind begeistert und versprechen, noch heute Abend auf meine löbliche Internetzpräsents zu segeln - wie schön.
16.45 Uhr Während Amanda und Laura mit den Kindern einen kleinen Spaziergang im benachbarten Park unternehmen, sitze ich weiter mit den anderen zusammen und verbringe einen gemütlichen Nachmittag. Nebenbei erfahre ich sogar, dass meine Nichte von ihrem Lebensgefährten eine wertvolle Halskette mit goldenem Anhänger sowie ein extraordinäres Duftwasser der Marke Calvin Klein "Truth" (löblich: Wahrheit) zu Weihnachten bekommen hat - wie aufregend.
17.30 Uhr Maria steht laut seufzend auf und verkündet, dass wir jetzt nach Hause fahren sollten - immerhin war es für alle ein anstrengender Tag. Wir schütteln Hände und gehen dann gemeinsam auf die Einfahrt zum CHEVROLET "Tahoe" hinaus. Bevor ich allerdings einsteige, erinnere ich Laura und William, dass sie jederzeit in meiner Villa im Waldweg 11 willkommen sind - bekanntlich bin ich sehr gastfreundlich.
17.45 Uhr Nachdem wir uns endgültig verabschiedet haben, sagt Georg, dass er keine Lust hat, den Wagen zu fahren. HEUREKA - da Amanda und James wieder einmal zu tief ins Glas geschaut haben, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als selbst das Steuer zu übernehmen. Gekonnt setze ich den Geländewagen zurück und brause mit quietschenden Reifen in Richtung Queen Elizabeth Way davon. Da immer noch starker Weihnachtsverkehr herrscht, kommen wir nur langsam voran und lauschen nebenbei stimmungsvoller Weihnachtsmusik - da kommt Freude auf.
18.45 Uhr Düdeldü - endlich ist es soweit und ich kann die Autobahn 401 blinkend in Richtung Georgs Eigenheim verlassen. Wenige Minuten später habe ich es geschafft und bringe den PS-strotzenden Wagen auf der Einfahrt zum Stehen. Ich recke und strecke mich redlichst und gebe den anderen zu verstehen, dass ich jetzt ein kühles Bier redlichst verdient habe. Mein Bruder ist der gleichen Meinung und beeilt sich, die Haustüre schnellstens aufzusperren.
19.15 Uhr Während Maria eine kleine Brotzeit zubereitet, sitze ich mit Georg und den Kindern neben dem Christbaum und lasse mir ein eiskaltes Labatt Blau Bier schmecken - das habe ich mir nach der anstrengenden Fahrt redlichst verdient. Nebenbei plaudern wir redlichst über den Ausflug nach Hamilton und sind der Meinung, dass Lauras Lebensgefährte ein ganz besonders freundlicher Zeitgenosse ist. Weil ich mich aber in die Angelegenheiten anderer Menschen grundsätzlich nicht hineinmische, frage ich erst gar nicht, warum die beiden noch nicht verheiratet sind.
20.00 Uhr Bei Schinken- und Käsebroten lassen wir den Weihnachtstag gemütlich ausklingen und lauschen nebenbei einer löblichen ELVIS Presley Weihnachtskompaktscheibe - wie schön. Bei dieser Gelegenheit mache ich mir meine eigenen Gedanken und erkenne schnell, dass ich bereits am Freitag nach München zurückfliegen werde. HEUREKA - bestimmt können die Freunde in der Heimat meine Rückkehr gar nicht mehr erwarten.
21.30 Uhr Nachdem James und Amanda sich auch schon verabschiedet haben, gähne ich laut und ziehe mich ebenfalls auf mein Zimmer zurück. Ich nehme schnell eine erquickende Dusche und gehe dann ins Bett, um noch etwas in meiner neuen Johnny Cash Biografie zu lesen. Gute Nacht.

Frohe Feiertage:

http://pfaffenberg.permuda.net/schoenefeiertage.jpg

Amanda und James:
http://pfaffenberg.permuda.net/guido.html#amanda

Ich träume vom "Wilden Esel":
http://pfaffenberg.permuda.net/esel/index.html

Ich arbeite hart als Anschnurseelsorger:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

Mein schönes Eigenheim im Waldweg 11:
http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html

Bericht: Der löbliche Heimrechner:
http://pfaffenberg.permuda.net/heimrechner.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 25.12.2006
© Reinhard Pfaffenberg