13.12.2006
07.00 Uhr Mein praktischer Weltempfänger weckt mich mit stimmungsvoller Musik einer Sängerin namens Carrie Underwood - wie schön. Beschwingt von der löblichen Melodie des Weltschlags "Jesus, take the Wheel" (löblich: Jesus, nimm den Reifen) hüpfe ich aus dem Bett und öffne das Fenster, um die Morgengymnastik an der frischen Luft zu absolvieren - wer rastet, der rostet.
07.15 Uhr Nachdem ich meine Muskeln mit einem gewagten Kopfstand und stetigem Auf- und Abhüpfen gestählt habe, gehe ich laut gähnend ins Badezimmer und entspanne bei einem erquickenden Wirbelbad - das tut richtig gut. Nebenbei verfolge ich Dank der Kurzwelle das Radioprogramm aus meiner bayerischen Heimat und erfahre, dass Musikproduzent Dieter Bohlen am Wochenende in seiner Villa in Tötensen bei Hamburg überfallen und ausgeraubt wurde - wie furchtbar. Laut eigenen Aussagen überwältigten zwei Unbekannte den Gärtner und verschafften sich so Zutritt zum Haus des unlöblichen Musikanten. Nachdem sämtliche Bewohner gefesselt und zu Boden gestossen wurden, bedrohten die Täter mit vorgehaltener Pistole den Produzenten und forderten sämtliches Bargeld sowie Wertsachen heraus. Während ich aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr herauskomme, sagt der Radiosprecher weiter, dass sich Herr Bohlen nach knapp dreissig Minuten selbst befreien konnte und letztendlich bei den Nachbarn Zuflucht fand - wie lächerlich. Selbstverständlich lies es sich der Heini nicht nehmen, diese fadenscheinige Räubergeschichte exklusiv an RTL zu verkaufen. Zu allem Überfluss wurden in der Montagsausgabe von "EXTRA - DAS RTL MAGAZIN" sogar Aufnahmen einer Überwachungskamera sowie eine peinliche Zwischenschau (unlöblich: Interview) ausgestrahlt. Da bekanntlich im Januar eine neue Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" mit Dieter Bohlen auf besagtem Fernsehsender anläuft, könnte man fast glauben, dass dieser Überfall geschickt inszeniert wurde und nun als billige Werbekampagne benutzt wird - wo soll das noch hinführen mit dieser Welt.
08.00 Uhr Düdeldü - ich springe mit Elan aus der Wanne und kleide mich ordentlich an. Da es mit fast 82°F (löblich: 28°C) wieder einmal sehr warm ist, wähle ich eine Leinenhose sowie ein besonders schickes Hawaiihemd aus - steht mir wirklich hervorragend. Anschliessend begebe ich mich in die Küche und bereite das wichtigste Mahl des ganzen Tages zu. Als ich mich an gerösteten Maisflocken (unlöblich: Cornflakes) mit frischer amerikanischer Kuhmilch sowie gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) labe, klingelt plötzlich das Telefon laut und ganz besonders aggressiv. Misstrauisch nehme das Gespräch entgegen und habe meinen laut hustenden Neffen James in der Leitung - wie schön. Natürlich frage ich sofort nach dem Rechten und höre, dass der Junge immer noch erkältet ist und nun mit Sohn David (1) zum Kinderarzt fahren wird. Ferner setzt er mich davon in Kenntnis, dass sein Stammhalter eine Impfung verabreicht bekommt und wegen des anstehenden Langstreckenflugs nach Toronto noch einmal auf Herz und Nieren überprüft wird - das hört man gerne. Obwohl ich vielleicht ebenfalls Weihnachen in Kanada verbringen werde, lasse ich mir nichts anmerken und moniere weinerlich, das Fest alleine und von allen Menschen verlassen im Waldweg verbringen zu müssen. James fällt prompt darauf herein und verspricht hoch und heilig, am "heiligen Abend" anzurufen und sogar ein kleines Geschenk im Waldweg zu hinterlassen - wie schön.
08.30 Uhr Zufrieden beende ich das Überseegespräch und eile in den Garten, um Herrn Wang einen guten Morgen zu wünschen. Zu meiner Überraschung planscht mein Nachbar zu stimmungsvollen Klängen einer karibischen Jimmy Buffett Kompaktscheibe bereits im Schwimmbecken und lässt sich nebenbei eine Zigarre schmecken - wie unlöblich. Da ich nichts besseres zu tun habe, klettere ich übermütig über den Holzzaun leiste dem freundlichen Herren Gesellschaft. Während ich mir einen Becher Kaffee einschenke, berichtet Herr Wang, dass er gleich zum Arzt fahren und eine Spritze gegen seine Ischiasbeschwerden erhalten wird - wie schön. Da diese Prozedur angeblich nur wenige Augenblicke in Anspruch nehmen wird, entschliessen wir uns, gleich hinterher den Hafen zu besuchen und sündteuren Privatjachten zu bestaunen - das wird spannend.
09.00 Uhr Nachdem sich Herr Wang redlichst in Schale geworfen hat, kann die Reise auch schon losgehen. Wir preschen im schnittigen Mercedes Cabriolet die Vanderbild Beach Road gen Westen und finden uns nach knapp fünf Meilen vor einem eindrucksvollen Krankenhaus namens "North Collier Hospital" wieder. Während sich Herr Wang auf den Weg macht und seine Ärztin aufsucht, bleibe ich gelangweilt im Fahrzeug sitzen und drehe Däumchen.
09.15 Uhr HEUREKA - langsam platzt mir wirklich der Kragen. Da ich nicht noch länger in der prallen Sonne sitzen möchte, entschliesse ich mich, in der Krankenhauskaffeetertia ein Eis zu verzehren. Just als ich entspannt platz nehme und mir einen kleinen Eisbecher sowie eine Tasse Schaumkaffee schmecken lasse, klopft mir plötzlich Frau Goldsmith auf die Schulter - wie schön. Selbstverständlich wünsche ich der freundlichen Dame überrascht einen guten Morgen und frage neugierig nach, was sie ins Krankenhaus führt. Mein Gegenüber schlägt daraufhin die Hände über dem Kopf zusammen und gibt aufgeregt zu Protokoll, dass ihr Ehemann beim Golfspielen gestürzt ist und sich dummerweise den Knöchel verstaucht hat - wie unlöblich. Ausserdem höre ich, dass der Mann gerade unter dem Röntgenapparat liegt und anschliessend einen Gipsverband verpasst bekommen soll. Laut seufzend erinnere ich mich an meine Handverletzung im letzten Jahr und gebe vor, wegen des Gipsverbands wochenlang von einem garstigen Juckreiz geplagt worden zu sein. Frau Goldsmith nickt verständnisvoll und sagt, dass die Knochen in unserem Alter eben doch nicht mehr so stabil sind - die Gute hat ganz recht.
09.45 Uhr Nachdem ich mein Eis aufgegessen und Frau Goldsmith alles Gute gewünscht habe, kehre ich schnell zum Fahrzeug zurück und stelle fest, dass Herr Wang immer noch nicht da ist - das ist wieder einmal typisch. Nörgelnd nehme ich wieder auf dem Beifahrersitz platz und fröne einer schönen Kenny Chesney Kompaktscheibe namens "All I need to Know" - da kommt Stimmung auf.
10.00 Uhr Nach weiteren fünfzehn Minuten ist es endlich so weit und Herr Wang erscheint freudestrahlend am Fahrzeug - das wurde auch langsam Zeit. Selbstverständlich lassen wir keine Minute verstreichen und krusen sofort gen Westen, um endlich das schöne Pier direkt am Golf von Mexiko zu besuchen - darauf freue ich mich schon die ganze Zeit.
10.30 Uhr Endlich treffen wir auf der Zwölften Avenue ein und können den Wagen auf einem kostenpflichtigen Parkplatz gegenüber des bekannten "Mariner Apartment Motel" abstellen - das klappt wieder wie am Schnürchen. Nachdem wir drei DOLLARS gelöhnt haben, eilen wir schnurstracks ans Meer und stellen fest, dass sich Hunderte Besucher am Strand tummeln und sich redlichst vergnügen - wie schön.
11.15 Uhr Während wir auf dem Pier entlang laufen und die salzige Meerluft geniessen, sagt mein Nachbar plötzlich, dass dieser Steg zu den schönsten des ganzen Landes zählt - das glaube ich gerne. Ferner plappert Herr Wang davon, dass es einst in Biloxi im Bundesstaat Mississippi ebenfalls einen schönen Strandsteg gab, der aber leider durch den Wirbelsturm "Katrina" zerstört wurde - wie schade. Trotz allem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen bis zum Ende des Piers, um auf einer löblichen Holzbank platz zu nehmen. Während Dutzende Angler gelangweilt ihre Ruten auswerfen und auf einen grossen Fang hoffen, zündet sich Herr Wang eine dicke Zigarre an und erinnert mich daran, dass wir in der nächsten Woche unbedingt nach Fort Myers fahren sollten. Als ich genauer nachfrage, erfahre ich, dass das "Miromar" Einkaufsparadies aufwändig ausgebaut wurde und nun noch mehr Geschäfte beheimatet - das darf man sich natürlich nicht entgehen lassen.
12.15 Uhr Just als wir zum Strand zurückkehren und nach schönen Muscheln Ausschau halten, piepst plötzlich Herrn Wangs Handtelefon ganz besonders aggressiv - wie unlöblich. Mein Bekannter nimmt das Telefonat fingerschnippend entgegen und hat seine alte Freundin, Frau Stephanie, vom Reisebüro am Rohr - wie aufregend. Da ich das Gespräch leider nicht mithören kann, springe ich nervös auf und ab und bin gespannt, ob die gute Frau einen Flugschein nach Toronto ergattern konnte. Nachdem mein Bekannter das Gespräch beendet hat, erfahre ich zu meiner Freude, dass ich am 23. Dezember um punkt 12.30 Uhr abfliegen und knapp drei Stunden später in der kanadischen Metropole am Ontario See landen werde - das ist zu schön um wahr zu sein. Als ich laut "HURRA" rufe, meint Herr Wang aber, dass der Flugschein und die Umbuchungsgebühren auf Luft Kanada (unlöblich: Air Canada) mit stattlichen 395 DOLLARS zu Buche schlagen - das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Nun komme ich wenigstens in den Genuss, mit Georg, Maria und den Kindern Weihnachten zu feiern - meine Familie wird Augen machen.
13.00 Uhr Nachdem ich mich beruhigt habe, stelle ich beim Blick auf meine wertvolle ROLEX fest, dass wir langsam unser wohlverdientes Mittagessen einnehmen sollten. Herr Wang ist der gleichen Meinung und führt mich schnellstens zu einer einladenden Karibikgaststätte namens "Tommys Bahama Tropical Cafe" in die dritte Strasse - wie schön. Nachdem wir an einem schönen Fenstertisch platz genommen haben, kommt auch schon eine junge Bedienung daher und versorgt uns mit kühlen Bieren und den Speisekarten. Während Herr Wang einen deftigen Käseburger mit Kartoffelstäben und Salat auswählt, ordere ich in Bierteig gebackene Hühnerfinger (unlöblich: Chickenfingers) mit Honig-Senf Sosse und gesundem Haussalat - immerhin muss ich auf meine Diät achten.
13.30 Uhr Während sich die Gaststätte immer mehr füllt, wird das Essen endlich serviert - wie schön. Als wir kraftvoll zubeissen, beobachte ich einen laut plappernden ostdeutschen Staatsbürger und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Missgelaunt mache ich Herrn Wang auf das Treiben des ungehobelten Rüpels (29) aus Chemnitz aufmerksam und vermute, dass er die gesalzenen Preise sicher nicht bezahlen kann - wie jedes Kind weiss, kommt man mit Hartz IV nicht sehr weit.
14.30 Uhr Nach einem weiteren Hopfentrunk bezahle ich die Rechnung in Bar und kehre zusammen mit Herrn Wang in den Lowbank Drive zurück. Laut gähnend wünsche ich meinem Nachbarn einen schönen Nachmittag und nehme dann auf dem Liegestuhl am Schwimmbecken platz, um mich redlichst zu entspannen. Schon bald schlafe ich ein und finde mich im Traum im Biergarten des "Wilden Esel" wieder - wie schön.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und erhebe mich laut gähnend vom Liegestuhl. Um richtig wach zu werden, entledige ich mich spontan meiner Kleidung und springe mit Anlauf ins Schwimmbecken. HEUREKA - das kühle Nass tut so richtig gut. Während ich mich redlichst im Rückenschwimmen übe, schaue ich in den blauen Himmel und werde Zeuge, wie eine Schar exotischer Vögel direkt über den Lowbank Drive fliegt - wie schön.
16.15 Uhr In frischer Blautschiens und mit einem Becher Kaffee nehme ich entspannt am Heimrechner im Arbeitszimmer platz und beginne mit der löblichen Anschnurarbeit. Als erstes segle ich auf meine löbliche Heimseite und beantworte Fragen besorgter Eltern. Frau Isabella B. aus Salzburg schreibt, dass ihr Sohn Alexander (15) nur noch das Schilaufen im Kopf hat und sogar an eine Karriere als professioneller Schifahrer denkt - wie schrecklich. Natürlich mache ich die arme Frau auf die Gefahren des Wintersports aufmerksam und empfehle ihr meinen diesbezüglichen Anschnurbericht.
17.00 Uhr Nachdem ich mehreren Heimseitenbesuchern qualifizierte Ratschläge erteilt habe, sorge ich auch noch im elektronischen Gästebuch für Ordnung. Ausserdem recherchiere ich im weltweiten Internetz für neue Reportagen und trage Fakten am laufenden Band zusammen - wie aufregend.
17.45 Uhr Düdeldü - endlich kann ich den Heimrechner mausdrückend herunterfahren und mich ächzend vom Ledersessel erheben. Nach dieser anstrengenden Arbeit habe ich mir ein kühles Budweiser Bier redlichst verdient. Ich drehe gekonnt den Kronkorken auf und setze mich dann auf die Terrasse, um mir den Hopfentrunk in der angenehmen Abendluft schmecken zu lassen - das nenne ich Lebensqualität.
18.15 Uhr Trotz allem knurrt mir langsam der Magen. Ich fackle nicht lange und öffne das Gefrierfach, um eine köstliche Salamipizza für das löbliche Abendessen hervorzuholen. Bevor ich die italienische Spezialität in den vorgeheizten Ofen schieb, greife ich zu einer keuschen Gurke und bereite einen vitaminreichen Salat mit Zwiebeln und Olivenöl zu - wie gut das duftet.
19.00 Uhr Bei Kerzenschein und stimmungsvoller Alan Jackson Weihnachtsmusik geniesse ich die Pizza auf der Terrasse und komme so richtig in Weihnachtsstimmung. Als Herr Alan das weltbekannte Lied "Silent Night" (löblich: Stille Nacht) anstimmt, bin ich den Tränen nahe und stelle mir vor, mit der ganzen Familie in Toronto unter dem Christbaum zu sitzen - das wird ein Vergnügen.
19.30 Uhr Nachdem ich mir zur Nachspeise noch einen vitaminreichen Erdbeerjoghurt genehmigt habe, räume ich das Geschirr in die moderne Spülmaschine und sorge in der ganzen Küche für Ordnung - ein gepflegtes und sauberes Eigenheim ist mir nämlich ganz besonders wichtig.
20.00 Uhr Als endlich alles blitzt und blinkt, komme ich zur Ruhe und lasse mich erschöpft auf das bequeme Sofa fallen. Mit kühler Coca Cola und einer Packung Erdnüsse sollte einem gemütlichen Fernsehabend nichts mehr im Weg stehen - wie schön. Ich bleibe auf dem Sender CBS hängen und verfolge die Sendung "King of Queens" (löblich: König von Queens), in der zwei garstige junge Menschen namens Doug und Carrie einen redlichen Rentner terrorisieren und im Keller einsperren - wie unlöblich.
20.30 Uhr Jetzt kommt eine weitere Folge dieser Serie und ich werde Zeuge, wie der löbliche Herr Arthur sich nicht unterkriegen lässt und sogar ein eigenes Unternehmen gründet - wie aufregend. Dies beweist wieder einmal, dass die Erfahrung und das Wissen redlicher Rentner gerade in der heutigen Zeit unverzichtbar sind.
21.30 Uhr Laut gähnend beende ich den amüsanten Fernsehabend und unternehme noch einen Rundgang durch Haus und Garten. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und lese noch etwas in der Bibel. Gute Nacht.
Das schöne Naples Pier:
Neffe James ruft aus der bayerischen Heimat an:
http://pfaffenberg.permuda.net/guido.html#james
Ich begleite Herrn Wang ins Krankenhaus:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#wang
HURRA - Gott sei Dank muss ich das Weihnachtsfest nicht alleine im Waldweg verbringen:
http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html
Ich träume vom "Wilden Esel":
http://pfaffenberg.permuda.net/esel/index.html
Anschliessend kümmere ich mich um die wichtige Anschnurarbeit:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html
Ferner sehe ich im elektronischen Gästebuch nach dem Rechten:
http://two.guestbook.de/gb.cgi?gid=626861&prot=bprirl
Bericht: Wintersport - Nein Danke:
http://pfaffenberg.permuda.net/wintersport.html
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 13.12.2006
©
Reinhard Pfaffenberg |
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