03.12.2006
07.00 Uhr Ich werde durch das leise Surren der Klimaanlage geweckt und springe mit Elan aus den Federn - wie schön. Nachdem ich das Radiogerät aktiviert habe, absolviere ich die Morgengymnastik im Garten und stähle meinen Körper redlichst. Nebenbei lausche ich stimmungsvoller amerikanischer Landmusik und höre sogar den neuen Craig Morgan Schlag (unlöblich: Hit) namens "The Ballad of Mr. Jenkins" (löblich: Die Ballade des Herrn Jenkins) - da kommt Freude auf.
07.15 Uhr Just als ich wieder ins Haus gehen möchte, erscheint Herr Wang in voller Golfmontur am Gartenzaun und erzählt, dass er heute ein Spielchen mit Herrn Porello wagen wird - das soll mir ganz Recht sein. Selbstverständlich wünsche ich meinem Nachbarn viel Vergnügen und erkläre ihm, dass ich einen löblichen Ausflug an den Strand plane. Herr Wang gibt Ratschläge und sagt, dass der "Barefoot Beach Country Park" (löblich: Barfuss Strand Landpark) am Vormittag besonders zu empfehlen ist - wie interessant.
07.30 Uhr Gutgelaunt kehre ich in die Villa zurück und entspanne mich als erstes bei einem erquickenden Vollbad - das tut so richtig gut. Während ich mich ordentlich wasche und rasiere, fröne ich nebenbei dem Kurzwellenprogramm des Bayerischen Rundfunks und höre, dass der Bundestag am Freitag die umstrittene "Anti-Terror-Datei" beschlossen hat - das wurde auch langsam Zeit. Während Innenminister Wolfgang Schäuble von einer "gefährlichen Zeit" sprach und den Beschluss redlichst verteidigte, plapperten Politiker der Opposition von einem "Überwachungsstaat" und forderten Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel unmissverständlich auf, das Gesetz nicht in die Tat umzusetzen - wie unlöblich. Wie jedes Kind weiss, werden in der "Anti-Terror-Datei" allerhand Fakten zusammengetragen und unter anderem Mitgliedschaften in terroristischen Vereinigungen, Waffenbesitz oder Gesetzesübertretungen aufgeführt. Schon ab dem kommenden Jahr können die Informationen von Polizeibehörden und Nachrichtendiensten des Bundes und der Länder abgerufen und zur Bekämpfung des Terrorismus verwendet werden. Auch SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz verteidigte die Anti-Terror-Datei mit den Worten "Terrorismus ist eine akute Gefahr in unserem Land" und gab ausserdem zu Protokoll, dass "die Gesetze, die zum 1. Januar in Kraft treten, Mass und Mitte hätten". Anstatt jetzt unüberlegt von einem "Datenmoloch" und einem "Überwachungsstaat" zu sprechen, sollten die Leute von FDP, Grünen und LINKSPARTEI.SED zur Vernunft kommen und erkennen, dass die Terrorismusbekämpfung auch in Zukunft einen immer grösseren Stellenwert einnehmen wird. Um die Demokratie vor dem Untergang zu bewahren, müssen wir eben in den sauren Apfel beissen und etwas mehr Überwachung hinnehmen.
08.30 Uhr Nachdem ich eine kurze Bermudahose, ein farbenfrohes Hawaiihemd mit lustigem Papageiaufdruck sowie die Strandschuhe angezogen habe, nehme ich das wichtigste Mahl des ganzen Tages ein und verzehre geröstete Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreier mit Speck sowie einen gesunden Apfel aus dem WAL MART - schmeckt nicht schlecht, Herr Specht.
09.00 Uhr Bevor ich mich hinters Lenkrad klemme, schmiere ich mir noch einige Wurstbrote und befülle eine praktische Kühltasche mit Dr. Pepper Brause und gesundem Mineralwasser - schliesslich muss man besonders während der heissen Tage auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten.
09.15 Uhr Ich überprüfe noch schnell die Scheibenwischanlage sowie den Ölstand des JEEP ganz genau und springe dann ins Fahrzeug, um endlich loszubrausen. Während ich ein vitaminreiches Snickers verspeise, rase ich auf dem Tamiami Trail gen Süden und erfreue mich bei stimmungsvoller Landmusik des Lebens. HEUREKA - unterwegs denke ich an Zuhause und male mir aus, was Sandra wohl gerade treibt. Bestimmt hält sich meine Untermieterin just in diesem Moment frierend im Wohnzimmer auf und ärgert sich über das eiskalte Herbstwetter - wie schön. Laut lachend klopfe ich mir auf die Schenkel und beschleunige den Wagen auf sagenhafte 45 Meilen pro Stunde.
10.00 Uhr Nach knapp sechzehn Meilen muss ich jedoch feststellen, dass ich mich verfahren habe - wie furchtbar. Missgelaunt bringe ich den Wagen auf dem Seitenstreifen zum Stehen und erkenne schnell, dass ich mich westlich des renommierten "Royal Palm Country Club" (löblich: Königspalmen Landverein) ausserhalb der Stadt befinde - wie konnte das nur passieren. Da ich aber keine wichtigen Termine im Blackberry (löblich: Schwarzbeere) verzeichnet habe, drücke ich das Gaspedal erneut durch und brause erheitert in Richtung Marco Island weiter.
10.30 Uhr Als ich die Stadtgrenze erreiche und den JEEP auf der Jamaica Road abstellen möchte, erfahre ich anhand einer Informationstafel, dass Besucher ihre Fahrzeuge an Sonn- und Feiertagen ausschliesslich am Jachthafen parken dürfen - das hat gerade noch gefehlt. HEUREKA - da ich jedoch keine grosse Lust habe, bei knapp 30°C einen langen Fussmarsch zu unternehmen, zeige ich den Fussgängern den Vogel und setze den Wagen erneut in Bewegung, um weiter gen Süden zu fahren.
11.00 Uhr Nach weiteren 5 Meilen auf der San Marco Road sehe ich am Horizont eine schäbige Werbetafel mit der Aufschrift "Welcome to Goodland, FL" auftauchen. Natürlich werfe ich sofort einen neugierigen Blick in meinen informativen Reiseführer und lerne, dass es sich bei besagter Ortschaft um ein historisches Fischerdorf vor den Toren der Everglades handelt - wie aufregend. Ferner lese ich, dass diese Halbinsel durch eine einzige Zufahrtsstrasse mit dem Festland verbunden ist und unter anderem Mangrovenwälder sowie naturbelassene Nistplätze für Schildkröten beheimatet - das hört sich sehr interessant an.
11.30 Uhr Endlich bin ich am Ziel und finde mich in einer schmucklosen Ortschaft wieder. Während man in Marco Island und Naples schicke Bekleidungsläden und einladende Gasthäuser an fast allen Strassenecken vorfindet, scheinen in Goodland die Uhren anders zu ticken. Angesichts der Holzhäuser und heruntergekommenen Motels könnte man glauben, mit einer Zeitmaschine in die frühen 60er Jahre zurückgekehrt zu sein. Trotz allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und spaziere dr.peppertrinkend die Palm Avenue zum Wasser hinunter. Als ich die Getränkedose achtlos ins Gebüsch werfe, fällt mir ausserdem auf, dass die Seitenstrassen zum grössten Teil ungeteert sind und nicht einmal eine Strassenbeleuchtung aufweisen - wie merkwürdig
11.45 Uhr Just als ich am Golf von Mexiko ankomme und einen prüfenden Blick auf das azurblaue Wasser werfe, tritt plötzlich ein braungebrannter Rentner an meine Seite und erkundigt sich, was mich denn nach Goodland verschlagen hat. Selbstverständlich gebe ich mich sogleich als Reinhard Pfaffenberg aus Bayern zu erkennen und gebe zu verstehen, dass ich mich verfahren habe und ursprünglich den "Barefoot Beach Country Park" in Naples besuchen wollte. Mein Gegenüber kann sich ein Lachen nicht verkneifen und behauptet zu allem Überfluss, dass man am "Arsch der Welt" solche Strände kaum findet - wie unlöblich. Als ich kehrtmachen will, zieht der Heini einen Flachmann aus seiner ölverschmierten Latzhose und fordert mich auf, einen Schluck zu nehmen - als Kraftfahrer kommt das für mich natürlich nicht in Frage.
12.00 Uhr Just als wir entspannt unter einem schattenspendenden Palmenhain sitzen und redlichst plaudern, gibt mir mein neuer Freund zu verstehen, dass Goodland ein ganz armes Städtchen ist - wie traurig. Ferner höre ich, dass das Haushaltseinkommen der 330 ansässigen Bürger unter dem amerikanischen Durchschnitt liegt und nur knapp 26.000 DOLLARS im Jahr beträgt. Als ich mich nach der Ursache erkundige, gibt der Einheimische bereitwillig Auskunft und schimpft wie ein Rohrspatz auf die Landesregierung in Tallahassee. Ausserdem behauptet der gute Mann, dass sich der Gouverneur Jeb Bush niemals nach Goodland verirren würde und lieber den reichen Gemeinden an der Ostküste Floridas Millionen DOLLARS zuschiesst - wo soll das noch hinführen mit dieser Welt. HEUREKA - natürlich stimmt ich uneingeschränkt zu und stelle klar, dass es in meiner Heimat nicht anders läuft. Letztendlich platzt uns beiden fast der Kragen und wir sind einstimmig der Meinung, dass die Politiker ausschliesslich in die eigene Tasche wirtschaften und niemals auf den "kleinen Mann" schauen - wie unlöblich.
12.30 Uhr Nun knurrt mir aber langsam der Magen. Da ich seit dem Frühstück nichts mehr zu mir genommen habe, frage ich nach einer schönen Strandgaststätte und höre, dass es hier nur drei Wirtschaften namens "Little Bar Restaurant", "Old Marco Crab House" und "Stan's Idle Hour Seafood Restaurant" gibt - da fällt die Auswahl nicht schwer.
13.00 Uhr Hungrig kehre ich in "Old Marcos Crab House" in die Papaya Street 401 ein und nehme verschwitzt auf der verschmutzten Sonnenterrasse platz. Eine übergewichtige Bedienung in einer viel zu kleinen Schürze lässt nicht lange auf sich warten und erkundigt sich freundlichst nach dem Rechten. Nachdem ich die spärliche Speisekarte überflogen habe, entscheide ich mich für ein süffiges Rolling Rock (löblich: Rollender Stein) Bier sowie lustigen Seekrabben vom Grill mit Brot und verschiedenen Gemüsen - wie schön. Während ich auf das Essen warte, blicke ich wehmütig auf den weiten Ozean hinaus und sehe neben viele Fischerbooten auch einen grossen Öltanker am Horizont - wie aufregend.
13.30 Uhr Nach knapp dreissigminütiger Wartezeit wird mein Essen endlich serviert - das wurde auch langsam Zeit. Natürlich koste ich sofort und bin voll des Lobes - diese Meeresfrüchte muss man einfach probiert haben. Als ich nach einer zweiten Portion verlange, berichtet die Bedienung freudestrahlend, dass ihr Bruder Josuha die Krabben heute früh eigenhändig in der Sugar Bay (löblich: Zucker Bucht) gefangen und redlichst in eine Gewürzmischung eingelegt hat - es geht eben nichts über ordentliche Hausmannskost.
14.00 Uhr Nachdem ich das zweite Bier geleert und die Rechnung über 16,25 DOLLARS in Bar bezahlt habe, kehre ich zungeschnalzend zum Fahrzeug zurück und mache mich ruckzuck auf den Heimweg. Zu stimmungsvoller Musik von Superstern Mark Chesnutt fahre ich auf die Srasse 951 und kruse unaufhaltsam nach Naples zurück. Nebenbei mache ich mir eigene Gedanken und komme zu dem Schluss, dass das Leben in Goodland zwar einfach, aber wunderschön sein muss. Vielleicht sollte ich doch Nägel mit Köpfen machen und mir ein kleines Eigenheim in dieser Küstenstadt zulegen - die Grundstückspreise dürften auch für die kleine Rentnergeldbörse erschwinglich sein.
15.15 Uhr Zurück im Lowbank Drive ziehe ich umgehend meine Schuhe aus und lasse mich erschöpft auf das bequeme Sofa im Wohnzimmer fallen - einen kleinen Nachmittagsschlaf habe ich mir nach der anstrengenden Autofahrt redlichst verdient. Schon bald schlafe ich ein und träume von meiner Reise nach Toronto und Dallas im vergangenen Mai - das war ein Vergnügen.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und strecke mich redlichst. Anschliessend laufe ich fingerschnippend in die Küche und bereite das Kaffeekränzchen vor. Während der köstliche Bohnentrunk durch die Maschine läuft, aktiviere ich meinen leistungsstarken Weltempfänger und höre aktuelle Meldungen aus der bayerischen Heimat. Unter anderem wird ausführlich über den Parteitag der Grünen Chaospartei in Köln gesprochen und berichtet, dass die topflappenhäkelnden Realitätsverweigerer einen neuen Kurs eingeschlagen haben. Neben sozialer Gerechtigkeit schreibt die Parteiführung jetzt auch den Frieden wieder ganz gross und fordert die Bundesregierung auf, die Auslandseinsätze der Bundeswehr grundlegend zu überdenken - das ist wieder einmal typisch. Ferner schlugen die Delegierten am Wochenende ordentlich auf die Propagandatrommel und sprachen sich für einen "radikalen Klimaschutz" aus - darüber lachen doch die Hühner. Unter anderem soll nicht nur ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen, sondern auch eine sogenannte City-Maut (löblich: Stadtmaut) eingeführt sowie die Steuer auf Flugbenzin drastisch erhöht werden. HEUREKA - an diesen Vorschlägen sieht man anschaulich, dass die grünen Heinis nun endgültig den Blick für die Realität verloren haben. Wer weder im Bund, noch in einem einzigen Land mitregiert, sollte besser seine unsinnigen Positionen überdenken und still schweigen.
16.30 Uhr Kopfschüttelnd lasse ich mir Kaffee und Kuchen auf der Terrasse munden und stelle nebenbei fest, dass Herr Wang von seinem Golfausflug zurückgekehrt ist - wie schön. Selbstverständlich wünsche ich dem Guten einen schönen Nachmittag und fordere ihn auf, sich zu mir in den Garten zu gesellen - das lässt sich Herr Wang natürlich nicht zweimal sagen.
17.00 Uhr Als wir uns zungeschnalzend wohlschmeckende Backwaren aus der Wal Mart Bäckerei munden lassen, plappert mein Nachbar ausgiebig über seine langweilige Golfpartie und behauptet, dass er Herrn Porello redlichst besiegen konnte - das soll mir Recht sein. Trotz allem erinnere ich meinen Bekannten an Herrn Porellos Mafiamitgliedschaft und stelle mit erhobenem Zeigefinger klar, dass man sich niemals mit dieser Verbrecherorganisation einlassen sollte.
18.00 Uhr Nachdem wir die Küche auf Vordermann gebracht und das Kaffeegeschirr ordentlich in die Spülmaschine geräumt haben, blicke ich auf meine wertvolle ROLEX und schlage ein Abendessen in einer nahegelegenen Gaststätte vor. Herr Wang stimmt zu und sagt, dass wir das renommierte "Lighthouse Restaurant" am Gulfshore Drive aufzusuchen könnten - das hört sich gar nicht schlecht an.
18.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Hochgeschwindigkeitsfahrt treffen wir auch schon vor der besagten Gaststätte ein und parken Herrn Wangs Mercedes sicher am Strassenrand. Danach nehmen wir entspannt auf der einladenden Sonnenterrasse platz und lassen uns kühle Budweiserbiere sowie die Speisekarten bringen.
19.00 Uhr Während sich mein Nachbar für italienische Langnudeln in Knoblauch- Krabbensosse und einen Seaside Salad (löblich: Seeseiten Salat) entscheidet, wähle ich ein T-Knochen Schnitzel (unlöblich: T-Bone Steak) mit verschiedenen Gemüsen und Kartoffeln - ein nahrhaftes Essen habe ich mir nach dem Stress des Tages redlichst verdient.
19.30 Uhr Just als ich kraftvoll zubeisse und mich an dem zarten Rindfleisch labe, erkundigt sich Herr Wang nach dem Rechten und möchte gerne wissen, wohin ich heute Früh gefahren bin. Natürlich stehe ich redlichst Rede und Antwort und gebe vor, einen wunderschönen Tag in der bekannten Ortschaft Goodland verbracht zu haben. Leider will mir Herr Wang nicht glauben und behauptet, dass auf dieser Halbinsel nur Gammler und Taugenichtse leben - wie unlöblich.
20.15 Uhr Nachdem wir die Rechnung über 48 Dollars in Bar beglichen haben, rasen wir umgehend zum Lowbank Drive zurück und freuen uns während der Fahrt auf einen spannenden Fernsehabend.
20.45 Uhr Verschwitzt treffe ich endlich wieder im Ferienhaus meines Bruders ein und nehme laut seufzend im Wohnzimmer platz. Erschöpft drücke ich mich durch die vielen Fernsehprogramme und erkenne schnell, dass ausschliesslich dumme Kinofilme wie z.B. "Harry Potter und der Kelch aus Alaska", "Braveheard" sowie "Dirty Dancing" (löblich: Schmutziges Tanzen) ausgestrahlt werden - solchen Unsinn will ich auf keinen Fall sehen.
21.30 Uhr Entnervt beende ich den heutigen Fernsehabend und mache einen letzten Rundgang durchs Eigenheim. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und schmökere noch etwas in der löblichen Johnny Cash Biografie. Gute Nacht.
Meine Reise nach Goodland:
Herr Wang spielt heute Golf - wie unlöblich:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#wang
Meine Untermieterin Sandra:
http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html
Reisebericht: Mein Ausflug nach Dallas und Toronto im vergangenen Mai:
http://pfaffenberg.permuda.net/dallas06.html
Bericht: Harry Potter ist unlöblich:
http://pfaffenberg.permuda.net/harrypotter.html
Heimseite von Goodland, FL:
http://www.goodlandfla.com/
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 03.12.2006
©
Reinhard Pfaffenberg |
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