Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

30.05.2006

30.05.2006
07.00 Uhr Ich erwache löblichst und springe mit Elan aus den Federn. Als ich das Fenster öffne und zum Handstand ansetze, werde ich Zeuge, wie sich schwarze Regenwolken am Horizont zusammen brauen - wie unlöblich.
07.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Morgengymnastik darf ein erquickendes Vollbad nicht fehlen. Ich wasche und rasiere mich ordentlich und lausche nebenbei dem informativen Kurzwellenprogramm des bayerischen Rundfunks. Unter anderem verfolge ich die Wettervorhersage für Bayern und erfahre, dass heute Höchsttemperaturen von nur noch 8° bis 12°C vorausgesagt werden. Ferner berichtet der Radiosprecher, dass die Schneefallgrenze im laufe des Tages sogar auf 800 Meter sinken wird und besonders in Tälern mit Neuschnee bis zu 20 Zentimetern zu rechnen ist - das hat gerade noch gefehlt. Bestimmt muss ich nach der Rückkehr in die Heimat umgehend zur Schneeschaufel greifen und die Einfahrt von Eis und Schnee befreien - wo soll das noch hinführen mit dieser Welt. Nachdem die grünen Kaosideologen unentwegt eine Klimaerwärmung prophezeien, frage ich mich langsam, wann es in Deutschland endlich wärmer wird.
08.30 Uhr Kopfschüttelnd steige ich aus der Wanne und entscheide, dass ich mein heutiges Frühstück in Julies Restaurant einnehmen werde - das habe ich mir nach dem Stress der letzten Tage redlichst verdient. Ich schlüpfe kurzerhand in eine modische Tschienshose sowie ein Hawaiihemd und eile zum Fahrzeug, um mit quietschenden Reifen zu besagter Gaststätte zu brausen. Just als ich mich radiohörend auf der Vanderbilt Beach Strasse durch den dichten Vormittagsverkehr schlängle, ertönt plötzlich ein lauter und markerschütternder Piepston. HEUREKA - vor lauter Schreck trete ich umgehend auf die Bremse und stelle fest, wie neben dem Geschwindigkeitsmesser ein rotes Warnlämpchen aufleuchtet - das wird ja immer schöner. Verärgert springe ich aus dem Fahrzeug und werfe einen prüfenden Blick unter die Motorhaube.
09.00 Uhr Als ich gerade kraftvoll an einem Kabel zerre und an einem gelben Deckel herumschraube, kommt plötzlich Scherriff Bradfort in seinem nagelneuen Polizeiwagen neben mir zum stehen und fragt besorgt nach dem Rechten. Schwitzend und mit den Nerven am Ende deute ich auf mein Fahrzeug und gebe dem Gesetzeshüter zu verstehen, dass mich der JEEP im Stich gelassen hat. Der gute Mann gleitet von seinem Ledersitz und schlägt vor, mich gleich zur nächsten Vertragswerkstatt abzuschleppen - was bleibt mir auch anderes übrig.
09.30 Uhr Nachdem wir den JEEP fachmännisch mit einem Seil an Scherriff Bradforts Gefährt festgemacht haben, geht die Fahrt auch schon los. Mit Martinshorn und Warnblinkanlage geht es nun unter den skeptischen Blicken der anderen Verkehrsteilnehmer zu der in der Carica Strasse ansässigen Fachwerkstatt - wie aufregend.
10.00 Uhr Als wir am Ziel eintreffen, spurte ich wild gestikulierend ins Gebäude und mache einen Heini im Blaumann darauf aufmerksam, dass ich erst vor zwei Wochen einen Kundendienst durchführen lies und nun wegen einer Panne mein wohlverdientes Frühstück verpasse. Der verdutzte Handwerker folgt mir auf der Stelle nach Draussen und macht sich sofort an die Arbeit. Nach wenigen Augenblicken stellt er eine Diagnose und teilt uns flapsig mit, dass der Ölstand unter die vorgeschriebene Mindestmenge gefallen ist - das ist wieder einmal typisch. Selbstverständlich hätte dieses Problem auch schon bei der Inspektion auffallen müssen.
10.15 Uhr Während ich missgelaunt mit dem Scherriff plaudere und böse Blicke in Richtung des öleinfüllenden Mechanikers werfe, kommt nun auch noch der Werkstattleiter dazu und verspricht, dass der Fehler sofort behoben wird und ich natürlich nichts bezahlen muss - das ist auch das mindeste.
10.45 Uhr Nach getaner Arbeit drücke ich dem Handwerker trotzdem einen zerknitterten DOLLAR Schein in die Hand und gebe dem Scherriff zu verstehen, dass nun ein verspätetes Frühstück nicht schaden kann. Der gute Mann überlegt nicht lange und schlägt den Besuch einer Schnellessgaststätte namens "Wendy's" in der Nachbarschaft vor - das soll mir ganz Recht sein. Erleichtert springe ich in den JEEP und folge dem befreundeten Sternträger redlichst.
11.00 Uhr Schon nach wenigen Minuten haben wir das Ziel erreicht und streben gutgelaunt in die Gaststätte. Während sich der Scherriff für drei Käseburger, rösch herausgebratene Kartoffelstäbe und einen extragrossen Becher Cola entscheidet, achte ich auf die gesunde Ernährung und wähle eine Semmel namens "Black Forest Ham and Swiss" (löblich: Schwarzwaldschinken und Schweizer), Caesar Salat sowie einen vitaminreichen Schokoladentrunk namens "Frosty" aus - wie schön. Nachdem ich die gesalzene Rechnung in Bar beglichen habe, nehmen wir entspannt an einem geschmackvollen Plastiktisch platz und greifen ordentlich zu - schmeckt gar nicht so schlecht, Herr Specht.
11.15 Uhr Als sich Herr Bradfort den dritten Käseburger munden lässt und sich schimpfend fettige Sosse vom Hemd wischt, erzähle ich, dass bereits morgen mein Heimflug auf dem Programm steht. Mein Gegenüber bedauert mich redlichst und ruft mich ernsthaft auf, für immer im Rentnerparadies zu bleiben. Ich seufze laut und erkläre, dass das leider nicht möglich sein wird, da ich mich bekanntlich um meine Untermieterin Sandra sowie den Donutladen kümmern muss. Der Scherriff nickt verständnisvoll und sagt, dass es die heutige Jugend ohne uns sowieso zu gar nichts bringen würde - das sehe ich genau so. Sollte ich wirklich in Naples bleiben, würden die Kinder schon nach kurzer Zeit in der Gosse landen - welch schrecklicher Gedanke.
12.00 Uhr Nachdem wir noch eine Tasse brühfrischen Kaffee genossen haben, verabschiede ich mich redlichst und lade den Gesetzeshüter für heute Abend zu einer kleinen Abschiedsfeier in den Lowbank Drive ein. Herr Bradfort freut sich sehr und verspricht, pünktlich zu erscheinen - wie schön.
12.30 Uhr Gutgelaunt brause ich die Vanderbilt Beach Road entlang und finde mich nach wenigen Augenblicken auf dem Parkplatz des PUBLIX Markes wieder. Da ich noch einige Einkäufe zu erledigen habe, schnappe ich einer alten Schachtel (79) kurzerhand den letzten Einkaufswagen vor der Nase weg und strebe zungeschnalzend durch die übersichtlichen Gänge, um köstliches Grillfleisch, Rindsbratwürste, Maiskolben, Zwiebeln, Hamburgersemmeln, Senf, Eier, Schweizer Käse, Dr. Pepper Brause, Tiefkühlpizza und Ketschap einzuladen. Zu guter Letzt statte ich auch der hervorragend ausgestatteten Musik- und DVD Abteilung einen kurzen Besuch ab und beäuge die Neuerscheinungen ganz genau. Um nicht mit leeren Händen vor James und Amanda treten zu müssen, lege ich die aktuelle Landmusikscheibe der Dixie Chicks (löblich: Südstaatenluder) namens "Taking The Long Way" sowie ein ebenfalls erst kürzlich erschienenes Werk des weltbekannten Sängers Kenny Rogers in den Wagen.
12.45 Uhr Da bekanntlich in den amerikanischen Einkaufsmärkten aus Jugendschutzgründen keine alkoholischen Getränke feilgeboten werden, mache ich als nächstes bei "Bob's Liquor Shop" Halt und erwerbe Budweiser, gesunde bayerische Weissbiere sowie spritzigen Weisswein direkt aus dem sonnigen Kalifornien. Selbstverständlich verabschiede ich mich bei dieser Gelegenheit redlichst und verspreche Herrn Bob, dass ich spätestens im Herbst wieder nach Naples kommen werde. Der gute Mann wünscht mir händeschüttelnd einen guten Heimflug und sagt ausserdem, dass mein Aufenthalt wie immer viel zu kurz war - wie wahr.
13.30 Uhr Verschwitzt und mit den Nerven am Ende treffe ich endlich wieder im Eigenheim ein und nehme sofort unter einer schattenspendenden Palme im Garten platz - nach diesem Stress kann ein kleines Nickerchen nicht schaden. Schon bald schlafe ich ein und träume von einem deftigen Schweinebraten mit Kraut und Knödel im "Wilden Esel" - wie schön.
14.45 Uhr Lautes und sehr aggressives Telefonklingeln stört mich bei meiner wohlverdienten Ruhe. Ich eile laut schimpfend zum Fernsprecher und vernehme zu allem Überfluss die Stimme meiner Untermieterin im Rohr - heute bleibt mir auch gar nichts erspart. Missgelaunt frage ich nach dem Rechten und höre, wie Sandra das Blaue vom Himmel lügt und mir frech mitteilt, dass mein Eigenheim abgebrannt ist und in Schutt und Asche liegt. Natürlich falle ich auf diesen Scherz nicht mehr herein und rufe das Kind sofort zur Ordnung. Meine Untermieterin prustet laut und berichtet dann, dass alles in bester Ordnung ist - wie schön. Bei dieser Gelegenheit frage ich auch nach Hauskatze Jenny und höre, dass das Pelzgesicht derzeit ebenfalls Urlaub macht und zu Amandas Kätzchen ins Nachbarhaus gezogen ist - wie unlöblich. Laut seufzend mache ich Sandra darauf aufmerksam, dass ich schon morgen zurück in die Heimat fliegen und am Donnerstag, den 1. Juni gegen 8 Uhr vom Flughafen abgeholt werden will. Das Kind notiert sich die Angaben ganz genau und verspricht, dass sie James und Frau Mars Bescheid geben wird. Bestimmt wird mich meine Zugehfrau am Donnerstag mit einem deftigen Schweinebraten empfangen - schon beim Gedanken an das schmackhafte Fleisch läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
15.15 Uhr Just als ich auflege und nach Draussen gehe, erscheint Herr Wang am Gartenzaun und teilt mir mit, dass er nun eine Partie Golf spielen wird - wie unlöblich. HEUREKA - anstatt dieser dummen Sportart zu frönen, rufe ich meinem Nachbarn dazu auf, lieber gemeinsam zum Strand fahren und einen letzten Spaziergang am Meer zu unternehmen. Herr Wang ist einverstanden und drängt zur sofortigen Abfahrt - wie aufregend.
15.45 Uhr Ausgestattet mit einer gut gefüllten Strandtasche brausen wir in Herrn Wangs schnittigem Mercedes in Richtung Nordwesten und lauschen den stimmungsvollen Klängen einer schönen George Strait Kompaktscheibe. Als "The Cowboy rides away" (löblich: Der Kuhjunge reitet davon) ertönt, treffen wir vor einem der schönsten Strände überhaupt ein und stellen das Fahrzeug auf einem kostenpflichtigen Parkplatz ab. Wir lassen keine Minute verstreichen und streben unaufhaltsam durch dichte Mangrovengewächse in Richtung des azurblauen Meeres. HEUREKA - den salzigen Geschmack des Wassers werde ich in der fernen Heimat wirklich vermissen.
16.15 Uhr Nach einem kurzweiligen Spaziergang treffen wir endlich am Meer ein und lassen uns cocacolatrinkend und wurstsemmelverspeisend unter einer schattenspendenden Palme nieder. Ich blicke wehmütig auf den tiefblauen Golf von Mexiko und kann gar nicht glauben, dass ich bereits in zwei Tagen wieder zurück im Waldweg sein werde - vielleicht sollte ich meine Forschungsreise doch noch um einige Wochen verlängern.
16.45 Uhr Während Herr Wang zu einem spannenden Kriminalroman greift, schmiere ich mich redlichst mit Sonnenkreme ein und stürze mich dann laut schreiend in die Fluten - wie schön. Ich lasse mich redlichst von den Wellen treiben und blicke staunend auf die kilometerlangen Sandstrände. HEUREKA - dieses Paradies muss man einfach gesehen haben.
17.15 Uhr Zurück am Strand lasse ich mich in den warmen Sand fallen und frage Herrn Wang, wann die sogenannte Wirbelsturmsaison beginnt. Mein Nachbar schielt unter seiner sündteuren RAY BAN Sonnenbrille hervor und sagt, dass die ersten Stürmen schon ab der kommenden Woche auftreten können - wie aufregend. Ferner erfahre ich, dass das US-Klimainstitut NOAA aber in diesem Jahr mit weniger schlimmen Tropenstürmen rechnet. Herr Wang winkt entspannt ab und berichtet, dass die Hurrikans sowieso meistens an Naples vorbei ziehen und im schlimmsten Fall auf Höhe von Fort Myers aufs Festland treffen - wie beruhigend.
17.45 Uhr Da langsam eine kühle Brise vom Meer hereinweht, packen wir unsere sieben Sachen zusammen und kehren zum Fahrzeug zurück, um mit hoher Geschwindigkeit zurück zum Eigenheim im Lowbank Drive zu brausen.
18.15 Uhr Während Herr Wang schon einmal den Grill mit löblicher Holzkohle befüllt, nehme ich eine kalte Dusche und freue mich auf eine schöne Abschiedsfeier mit schmackhaftem Grillfleisch und einigen gesunden Bieren - wie aufregend.
18.45 Uhr Frisch in Schale geworfen leiste ich meinem Nachbarn redlichst Gesellschaft und werde Zeuge, wie er mit Kräuterbutter benetzte Maiskolben sowie saftige Schnitzel auf den Rost wirft. Scherriff Bradfort lässt auch nicht lange auf sich warten und klingelt pünktlich an der Türe - auf den Gesetzeshüter ist eben Verlass.
19.30 Uhr Endlich können wir essen. Wir lassen und wohlschmeckende T-Knochen Schnitzel sowie Hamburger mit Maiskolben redlichst munden und plaudern noch einmal über meinen viel zu kurzen Aufenthalt in Amerika. Selbstverständlich berichte ich bei dieser Gelegenheit noch einmal ausführlichst von meinem vielumjubelten Auftritt mit James Musikcombo in Texas und gebe meinen Freunden zu verstehen, dass die vielen Zuschauer angesichts meines Gesangs aus dem Häuschen gerieten. Scherriff Bradfort nickt hamburgerverzehrend und schlägt vor, dass ich doch ein Tonband aufnehmen und es an eine Plattenfirma schicken könnte. HEUREKA - wenn ich vierzig Jahre jünger wäre, würde ich noch heute nach Nashville fahren und eine löbliche Platte einspielen.
20.30 Uhr Just als ich mir einen weiteren Maiskolben zu Gemüte führe, klingelt es schon wieder - wie unlöblich. HEUREKA - in diesem Haus findet man wirklich keine Ruhe. Verärgert eile ich zur Türe und finde diesmal Frau Goldsmith und Herrn Porello vor - welch eine Überraschung. Selbstverständlich bitte ich das frischvermählte Paar sofort herein und biete ihnen an, auf der Terrasse platz zu nehmen.
21.00 Uhr Zu den löblichen Landmusikklängen der aktuellen Dixie Chicks Kompaktscheibe schenke ich Herrn Wang und Scherriff Bradfort die letzten Weissbier ein und bringe eine delikate Flasche Wein an den Tisch.
22.00 Uhr Ein gelungener Abend geht langsam zu Ende. Herr und Frau Porello-Goldsmith verabschieden sich redlichst und meinen auch noch, dass sie mich auf ihrer Hochzeitsreise durch Europa vielleicht sogar im Waldweg besuchen werden - das werden wir ja sehen. Auch der Scherriff macht sich auf den Weg und sagt, dass er noch eine kurze Rundfahrt durch das County unternehmen und nach Schwerverbrechern Ausschau halten wird - wie schön.
22.15 Uhr Nachdem ich gemeinsam mit Herrn Wang auf der Terrasse für Sauberkeit und Ordnung gesorgt habe, verabschiedet er sich ebenfalls und gibt mir zu versehen, dass er morgen Früh vorbeischauen und mich auf alle Fälle zum Flughafen nach Fort Myers bringen wird - wie freundlich.
22.45 Uhr Nachdenklich mache ich noch einen letzten Rundgang durchs Eigenheim und gehe dann müde ins Bett. Gute Nacht.

Ich verzehre mein Mittagessen bei WENDY'S:

http://pfaffenberg.permuda.net/wendy.gif

Am Nachmittag besuche ich zum letzten Mal den Sandstrand:

http://pfaffenberg.permuda.net/delnorstrand.jpg

Scherriff Bradfort hilft mir aus der Klemme:

http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#bradford

Meine Untermieterin Sandra ruft an:

http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html

Ich träume vom "Wilden Esel":

http://pfaffenberg.permuda.net/esel/index.html

Reisebericht: Nashville im letztem Jahr:

http://pfaffenberg.permuda.net/nashville2005.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 30.05.2006
© Reinhard Pfaffenberg