Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

29.05.2006

29.05.2006
07.00 Uhr Ich erwache löblichst und springe mit Schwung aus den Federn. Laut gähnend öffne ich die Vorhänge und sehe die Sonne über den tropischen Palmen aufgehen. HEUREKA - von diesem Schauspiel können die armen Rentner in Deutschland nur träumen.
07.30 Uhr Während ich meine löbliche Morgengymnastik im Garten absolviere, fällt mir auf, dass heute eine himmlische Ruhe im Lowbank Drive herrscht - wie seltsam. Missgelaunt führe ich den Hampelmann durch und wundere mich immer mehr.
08.00 Uhr Als ich auch noch feststelle, dass heute keine Zeitung geliefert wurde, mache ich sofort Nägel mit Köpfen und rufe bei meinem Nachbarn an, um nach dem Rechten zu fragen. Herr Wang meldet sich nach dem dritten Klingeln verschlafen im Rohr und teilt mir mit, dass heute mit dem sogenannten "Memorial Day" (löblich: Erinnerungstag) der wichtigste staatliche Feiertag des ganzen Kalenderjahres begangen wird - nun wird mir einiges klar. Wie jedes Kind weiss, wird jeweils am letzten Montag im Mai den vielen amerikanischen Soldaten gedacht, die während des amerikanischen Bürgerkriegs für die Freiheit gefallen sind. Herr Wang berichtet weiter, dass dieser Feiertag im Jahre 1971 von Präsident Richard Nixon eingeführt und zum nationalen Gedenktag für die Verstorbenen erklärt wurde - wie aufregend. Ferner erzählt mein Freund, dass wir heute in die Kirche gehen und anschliessend in die Innenstadt fahren sollten, um an der jährlichen Militärparade teilzunehmen - das ist eine hervorragende Idee. Fröhlich beende ich das Telefonat und eile ins Bad, um mich bei einem erquickenden Vollbad redlichst zu entspannen. Während ich mich ordentlich mit Schwamm und Kernseife wasche, lausche ich Dank Kurzwelle dem informativen Radioprogramm des bayerischen Rundfunks und höre, dass gestern in Saarbrücken der 96. Katholikentag zu Ende gegangen ist. Zum Abschluss der Veranstaltung rief Kardinal Karl Lehmann die Tausenden Besucher auf, die "eigene Bereitschaft zum Einsatz für Gerechtigkeit kritisch zu hinterfragen und Armen, Schwachen, Benachteiligten, Kranken, Alten und Behinderten mit ganz besonderer Einfühlsamkeit zur Seite zu stehen" - wie Recht der gute Mann doch hat. Zudem sei ein "frischer Blick für den Anderen sowie ein neues Wahrnehmungsvermögen für die Not so vieler Menschen vonnöten". HEUREKA - diesen schlauen Satz sollte sich die gewaltbereite Jugend zu Herzen nehmen. Anstatt marodierend durch die Innenstädte zu ziehen und aggressiver Hipf Hüpf Musik zu frönen, sollten die "lieben Kleinen" ruhig einmal Rücksicht auf arme Rentner nehmen und ihnen redlichst zur Hand gehen.
08.45 Uhr Düdeldü - nachdem ich aus der Wanne gestiegen bin und mich redlichst angekleidet habe, gehe ich nach Unten und verzehre das wichtigste Mahl des ganzen Tages in Form von gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreiern mit Speck sowie lustigen Kartoffelröstis aus dem WINN DIXIE Einkaufsmark - schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet.
09.15 Uhr Just in dem Augenblick als ich auch noch in einen schmackhaften Apfel direkt aus Wyoming beisse, klingelt es laut an der Türe. Herr Wang steht vor dem Haus und teilt mir mit, dass wir uns langsam sputen sollten - diesem Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner stand. Selbstverständlich greife ich schnell zu meiner Brieftasche und springe dann in den schnittigen Wagen meines Nachbarn.
10.00 Uhr Pünktlich wie immer treffen wir im Gotteshaus ein und nehmen bequem in der zweiten Reihe der "All Saints Catholic Church" (löblich: Katholische Kirche aller Heiligen) platz. Der Pfarrer lässt nicht lange auf sich warten und erinnert in seiner ergreifenden Rede nicht nur an die Gefallenen des Bürgerkriegs sondern auch an die vielen Toten die in den Weltkriegen, in Korea sowie Vietnam und den beiden Irakkriegen gefallen sind. HEUREKA - natürlich mache ich mir meine eigenen Gedanken und denke an das bekannte Toby Keith Lied namens "American Soldier" (löblich: Amerikanischer Soldat):

I'm an American soldier, an American
beside my brothers and my sisters I will proudly take a stand
When Liberty's in jeopardy, I will always do what's right
I'm out here on the front line
Sleep in peace tonight
American soldier, I'm an American soldier


11.00 Uhr Nachdem der Herr Pfarrer seine hervorragende Predigt abgeschlossen und uns einen gesegneten Feiertag gewünscht hat, dränge ich zur Abfahrt und lade Herrn Wang zum Frühschoppen in "Julies Restaurant" ein. Der Gute winkt jedoch ab und kündigt an, dass er sich die Militärparade in der Innenstadt auf keinem Fall entgehen lassen will. Obwohl ich grossen Durst verspüre, folge ich meinem Begleiter zum Mercedes und lasse mich bei lauter Countrymusik in die Stadt kutschieren.
11.30 Uhr Wir parken das Fahrzeug direkt neben der City Hall of Naples (löblich: Rathaus von Naples) und spazieren zum nahegelegenen Cambier Park hinüber. Da sich schon viele Schaulustige eingefunden haben und auf den Beginn der Parade warten, fällt es uns gar nicht leicht, einen geeigneten Standplatz mit guter Aussicht zu ergattern. HEUREKA - nach langer erfolgloser Suche schieben wir kurzerhand zwei Kleinkinder (13 und 14) zur Seite und drängen uns durch die Menschenmassen gekonnt nach vorne.
12.00 Uhr Endlich ist es soweit und ein nervdurchdringender Salvenschuss ertönt. HEUREKA - ich halte mir sofort die Ohren zu und sehe, wie eine Kapelle in traditionellen Uniformen daher schreitet und laute Marschmusik zum besten gibt - wie aufregend. Staunend verfolge ich das Spektakel und stelle fest, dass plötzlich die amerikanische Flagge, die in Mitten des Parks steht, auf Halbmast gesetzt wird. Herr Wang ist schlau und berichtet, dass dies zu Ehren von General John Logan geschieht, der am 30. Mai 1868 zum ersten Mal einen landesweiten Feiertag ausrief - wie interessant.
13.00 Uhr Nachdem weitere Böllerschüsse abgefeuert wurden und die Militärkapelle weitergezogen ist, deute ich aufgeregt auf meine wertvolle ROLEX und mache Herrn Wang darauf aufmerksam, dass das Mittagessen schon lange überfällig ist. Mein Freund stimmt sofort zu und schlägt vor, ein schönes Stadtgasthaus aufzusuchen - das ist die beste Idee des ganzen Tages. Gutgelaunt schreiten wir die schmucke 9 Avenue entlang und entscheiden uns, in das "Chart House Restaurant" am Hafen einzukehren. Ein hochnäsiger Kellner lässt nicht lange auf sich warten und nimmt die Bestellung auf. Während sich Herr Wang für ein karibisches Langgetränk namens "Mojito" entscheidet, wähle ich ein eisgekühltes Budweiser Bier sowie eine schmackhafte Fleischpflanzerlsemmel mit Käse (unlöblich: Cheeseburger) und Kartoffelstäbe - etwas deftiges ist jetzt genau richtig.
13.30 Uhr Als meine deftige Jause serviert wird, greife ich natürlich sofort zu und unterhalte mich mit Herrn Wang über Dies und Das. Laut seufzend erzähle ich meinem Bekannten, dass meine Freunde gerade im "Wilden Esel" zum löblichen Philosophentreffen zusammengekommen sind, und über wichtige politische und gesellschaftliche Themen plaudern. Herr Wang kann sich ein Lachen nicht verkneifen und vermutet, dass zu diesem Anlass sicher das Weissbier in Strömen fliesst - davon kann man ausgehen.
14.00 Uhr Nach einem weiteren gesunden Hopfentrunk lade ich meinen Begleiter ein und bezahle die gesalzene Rechnung in Bar. Anschliessend kehren wir zum Fahrzeug zurück und treten die Heimfahrt an.
14.30 Uhr Zurück im Eigenheim lasse ich mich müde aufs Sofa fallen und freue mich auf einen kleinen Mittagsschlaf. Ich entspanne mich redlichst und finde mich kurze Zeit später im Reich der Träume wieder - wie schön.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und brühe als erstes frischen Kaffee auf. Anschliessend nehme ich bananenkuchenverzehrend am Heimrechner platz und widme mich der löblichen Anschnurarbeit. Unter anderem miste ich meinen elektronischen Briefkasten aus und lösche die unsinnigen Werbebriefe für Viagra, Heimrechnerspiele und anderen Schnickschnack mausdrückend. Ferner lesen ich die vielen ernstgemeinten Anfragen besorgter Erziehungsberechtigter und stosse auf ein unglaubliches Schreiben eines 69jährigen Rentners aus Hessen. Der gute Mann berichtet von seinem Enkel Dieter (19) und erzählt, dass sich der garstige Bube standhaft weigert, seiner Pflicht nachzukommen und zur Bundeswehr zu gehen. Stattdessen möchte der Faulpelz viel lieber den Zivildienst antreten und in einem Hort als Kindergärtner fungieren - diesen Unsinn muss man gelesen haben. Selbstverständlich beruhige ich den verzweifelten Mann sofort und teile ihm mit, dass sein Enkel selbst entscheiden soll, ob er lieber mit Kleinkindern spielen, oder mit scharfen Waffen herumballern will. HEUREKA - schliesslich leben wir immer noch in einem freien Land.
16.15 Uhr Kopfschüttelnd beende ich die schwere Anschnurarbeit und nehme mit einem grossen Glas eisgekühlter Coca Cola im Garten platz. Ich geniesse noch einmal die wärmenden Sonnenstrahlen im Rentnerparadies und kann gar nicht glauben, dass schon übermorgen die Heimreise auf dem Programm steht. HEUREKA - bei meinem nächsten Besuch bleibe ich am besten gleich einen ganzen Monat in Florida.
17.00 Uhr Da es mit fast 30°C ziemlich schwül ist, schlüpfe ich kurzerhand in meine moderne Badehose und wage einen Sprung in das Schwimmbecken. HEUREKA - das kühle Nass tut wirklich gut. Natürlich schaue ich mich immer wieder redlichst um und vergewissere mich, dass sich kein menschenfressendes Ungetüm in Form von Alligatoren oder Monsterschildkröten in den Garten verirrt hat - in der heutigen Zeit kann man nicht vorsichtig genug sein.
17.30 Uhr Als ich zum Handtuch greife, um mich redlichst abzutrocknen, schielt Herr Wang über den Zaun und fragt, ob ich Lust hätte, mit ihm die "Southern Club" Wirtschaft im Vinyards Community Park zu besuchen. HEUREKA - da ich heute sowieso keine grosse Lust habe, den Kochlöffel zu schwingen, erkläre ich mich einverstanden und freue mich jetzt schon auf ein schmackhaftes Mahl. Nachdem ich mich umgezogen habe, eile ich zum Nachbarhaus hinüber und springe in Herrn Wangs Mercedes. Mein Nachbar lässt den Motor ordentlich aufheulen und braust mit quietschenden Reifen durch das Wohngebiet.
18.15 Uhr Am Ziel angekommen führt uns eine wasserstoffblonde Bedienung zu einem schönen Tisch mit herrlichem Ausblick auf den Park und überreicht uns freundlicherweise die Speisekarten. Da man bekanntlich während der heissen Jahreszeit auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten muss, bestelle ich umgehend einen Pitcher (Löblich: Karaffe) Budweiser und lasse den kühlen Hopfentrunk redlichst durch meine Kehle fliessen - das tut so richtig gut.
18.30 Uhr Zum Essen wählen wir standesgemäss zwei saftige T-Knochen Schnitzel mit Ofenkartoffeln und gesundem Gemüse - ein ordentliches Stück Fleisch kommt jetzt gerade recht. Während wir uns das deftige Abendessen redlichst schmecken lassen, lassen wir die Geschehnisse des Tages noch einmal Revue passieren und beobachten zahlreichen Menschen im Park, die diversen Ballspielen und sogar Picknicken frönen - wie schön.
19.30 Uhr Nach weiteren Bieren stelle ich leider fest, dass ich meine Geldbörse zuhause vergessen haben - wie ärgerlich. Herr Wang springt freundlicherweise ein und bezahlt die gesalzene Rechnung mit seiner amerikanischen Schnellkarte. Danach verlassen wir erheitert das schöne Gasthaus und brausen auf schnellstem Weg zurück zum Lowbank Drive.
20.00 Uhr Nachdem ich meinem Bekannten eine schöne Nachtruhe gewünscht habe, falle ich erschöpft aufs Sofa und drücke auf den "ON" (löblich: AN) Knopf der modernen Fernbedienung. Ich informiere mich auf CNN über die tagesaktuellen Geschehnisse und höre, dass sich in Indonesien vor zwei Tagen ein verheerendes Erdbeben mit fast 5.000 Todesopfern ereignet hat - wie schrecklich.
20.30 Uhr Nachdenklich drücke ich mich durch die vielen Programme und stosse plötzlich auf einen löblichen Fernsehsender namens "History Channel" (löblich: Geschichtskanal). HEUREKA - da gerade über die Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika berichtet wird, verweile ich interessiert auf diesem spannenden Programmplatz und erfahre allerhand Wissenswertes über Georg Washington, John Adams und sogar Thomas Jefferson - wie aufregend.
22.30 Uhr Ein anstrengender Tag geht langsam zu Ende und ich schalte das Fernsehgerät aus. Ich verschliesse laut gähnend alle Fenster und Türen und gehe dann zufrieden ins Bett. Gute Nacht.

General John Logan erfand den "Memorial Day" Feiertag:

http://pfaffenberg.permuda.net/johnlogan.gif

Ich verfolge gespannt den "Geschichts Kanal" (unlöblich: History Channel):

http://pfaffenberg.permuda.net/geschichtskanal.gif

Bericht: Garstige Hipf Hüpf Musik:

http://pfaffenberg.permuda.net/hipfhuepf.html

Bericht: Heimrechnerspiele:

http://pfaffenberg.permuda.net/spiele.html

Bericht: Unlöbliche Zahlungsmittel:

http://pfaffenberg.permuda.net/zahlen.html

Mein Stammlokal in der fernen Heimat - der "Wilde Esel":

http://pfaffenberg.permuda.net/esel/index.html

Heute findet das Treffen der Philosophen statt:

http://pfaffenberg.permuda.net/philosophen.html

Der Kummerkasten - ich beantworte Fragen besorgter Eltern:

http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 29.05.2006
© Reinhard Pfaffenberg