26.05.2006
26.05.2006
07.00 Uhr Ich erwache mit unlöblichen Kopfschmerzen und fühle mich wie gerädert. HEUREKA - da mir Herr Dr. Singh gestern mitgeteilt hat, dass man nach einem Sonnenstich oftmals mit Kopfschmerzen zu kämpfen hat, mache ich mir keine Gedanken und nehme sofort eine löbliche ASPIRIN Tablette ein. Anschliessend entspanne ich mich noch etwas beim stimmungsvollen Radioprogramm von CAT COUNTRY (löblich: Katze Landmusik).
07.45 Uhr Nachdem die Schmerzen endlich nachgelassen haben, stehe ich vorsichtig auf und fühle mich gleich besser. Gutgelaunt begebe ich mich ins Bad und genehmige mir ein erquickendes Vollbad. Nebenbei greife ich spontan zum Schnurlostelefon und wähle die Handtelefonnummer meiner Untermieterin. Schon nach dem zweiten Klingeln meldet sich Sandra in der Leitung und sagt, dass sie wegen der Arbeit nicht lange sprechen kann. HEUREKA - selbstverständlich rufe ich die Maid umgehend zur Ordnung und stelle klar, dass ich gestern dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen bin. Sandra zeigt sich jedoch alles andere als betroffen und erkundigt sich zu allem Überfluss, ob ich wieder einmal gestürzt bin und mich am Arm verletzt habe. HEUREKA - nun platzt mir aber der Kragen. Missgelaunt berichte ich von meinen gestrigen Erlebnissen und gebe dem Kind zu verstehen, dass ich nach dem Biss einer giftigen Schildkröte einen Kreislaufkollaps erlitten und den ganzen Nachmittag unter grössten Schmerzen das Krankenhausbett hüten musste. Anstatt mich redlichst zu bemitleiden, lacht Sandra frech und meint, dass es angesichts unseres Telefonats ja gar nicht so schlimm sein kann - wo soll das noch hinführen mit der heutigen Jugend. Da Sandra nur Flausen im Kopf hat, beende ich das Gespräch umgehend und ärgere mich sehr. HEUREKA - gleich nach meiner Rückkehr in die Heimat wird für Sandra ein anderer Wind wehen - so kann es einfach nicht weitergehen.
08.30 Uhr Gutgelaunt steige ich aus der Wanne und begebe mich redlichst in Schale geworfen in die Küche, um das wichtigste Mahl des ganzen Tages vorzubereiten. Da mir Herr Singh gestern aufgetragen hat, mich zu schonen und nur leichte Kost zu mir zu nehmen, lasse mir zwei gesunde Honigbrote, vitaminreiche Spiegeleier mit Speck sowie einen ballaststoffreichen Erdebeerjoghurt aus dem PUBLIX Markt munden - schmeckt nicht schlecht, Herr Specht. Nebenbei aktiviere ich meinen leistungsstarken Weltempfänger und lausche den informativen Nachrichten aus der fernen Heimat. Nachdem eine unlöbliche Werbesendung für den SATURN Ramschladen ausgestrahlt wurde, räuspert sich der Sprecher redlichst und berichtet, dass alleine am heiligen Himmelfahrtstag in den ostdeutschen Städten und Gemeinden mindestens fünf rechtsextreme Übergriffe zur Anzeige gebracht wurden:
Bei einem Überfall in Weimar wurden zwei Mosambikaner sowie ein Mann aus Kuba von mindestens acht Rechtsextremen geschlagen und getreten.
Im mecklenburgischen Wismar attackierten ausserdem fünf Männer einen 36jährigen Inder auf einem Flohmarkt.
Zu guter Letzt kam es auch im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer-Berg zu einer Keilerei zwischen einem türkischstämmigen Mann und vier kahlrasierten Männern der rechtsradikalen Szene.
HEUREKA - da die "braune Brut" kurz vor der Fussballweltmeisterschaft immer mehr Zulauf gewinnt, fordere ich den sofortigen Einsatz der Bundeswehr im Inneren sowie den Einmarsch von löblichen UNO-Verbänden in die sogenannten ostdeutschen "No-Go-Areas" (löblich: Nicht hineingehen Gebiete). Diesen neofaschistischen Umtrieben in Ostdeutschland muss endlich mit harter Hand Einhalt geboten werden.
09.15 Uhr Just als ich verärgert auf den "OFF" (löblich: AUS) Knopf des Radios drücke, klopft es laut an der Terrassentüre. Natürlich sehe ich sofort nach dem Rechten und finde Herrn Wang vor - wie schön. Ich bitte meinen Nachbarn umgehend in die gute Stube und erkläre ihm, dass es mir heute schon viel besser geht und dem morgigen Ausflug nach Fort Lauderdale nichts im Weg steht. Herr Wang ist beruhigt und verspricht, dass mich das Konzert von Frau Donna Summer bestimmt wieder auf die Beine bringen wird - wie aufregend.
09.45 Uhr Während wir Kaffee trinken und lustige Donuts verzehren, schlägt Herr Wang plötzlich vor, dass wir zur Abwechslung eine Partie Schach spielen könnten - das ist eine hervorragende Idee. Da leider kein Spielbrett im Eigenheim zu finden ist, folge ich meinem Nachbar in sein Eigenheim und nehme bequem im Wohnzimmer platz. Herr Wang reibt sich redlichst die Hände und erklärt stolz, dass ich gegen ihm keine Schanze habe und bestimmt schon nach dem fünften Zug aufgeben werde - das werden wir ja sehen.
10.15 Uhr HEUREKA - nachdem Herr Wang handgeschnitzte Holzfiguren auf einem edlen Brett aufgebaut hat, überlege ich ganz genau und beginne mit einem pfiffigen Bauernzug von B2 auf B4. Leider durchschaut mein Gegenüber die Taktik und kontert mit seinem Springer von B8 auf A6.
10.45 Uhr Langsam aber sicher lichtet sich das Brett. Da ich nur noch über drei Bauern, einen Turm, einen Springer sowie Dame und König verfüge, suche ich in der Offensive mein Glück und ergattere mit einem intelligenten Bauerndurchmarsch eine weitere Dame - wie schön. Herr Wang kann es nicht glauben und kürt mich laut schimpfend zum Sieger. HEUREKA - ich bin eben doch ein wahrer Schachmeister. Mit stolzgeschwellter Brust fordere ich Herrn Wang nun auf, mich angesichts seiner Niederlage zum Mittagessen in ein Lokal meiner Wahl einzuladen. Obwohl mein Nachbar sagt, dass ich mich eigentlich schonen müsste, lasse ich nicht locker und dränge zur Abfahrt.
11.00 Uhr Düdeldü - da ich in der gestrigen Ausgabe der "Naples Daily News" (löblich: Naples tägliche Nachrichten) die Anzeige eines neuen Fischlokals am Gulfshore Drive entdeckt habe, lotse ich Herrn Wang in die richtige Richtung und rufe laut "HALT" als ich das Werbeschild des "Lighthouse Restaurant" (löblich: Leuchtturm Gaststätte) in den Himmel ragen sehe. Herr Wang schüttelt seufzend den Kopf und erklärt auf Nachfrage, dass ich mir zielsicher das teuerste Gasthaus der ganzen Gegend ausgesucht habe - wie schön.
11.30 Uhr Nachdem wir den schnittigen Mercedes ordentlich geparkt haben, eilen wir hungrig und durstig in das schöne Gebäude und sehen, dass das Gasthaus nach dem Vorbild eines alten Leuchtturms eingerichtet wurde - diesen Schnickschnack muss man gesehen haben. Ein übergewichtiger Ober im Smoking lässt nicht lange auf sich warten und führt uns zu einem schönen Tisch mit Meerblick - wie aufregend. Der Angeber überreicht uns die Speisekarten und erklärt, dass es heute fangfrische Krebse in Knoblauchsosse gibt - wie ekelerregend. Wir lehnen dankend ab und entscheiden uns für zwei spritzige Budweiser Biere - die haben wir uns nach dem Stress des Vormittages redlichst verdient. Nebenbei werfen wir prüfende Blicke in das reichhaltige Angebot und stellen fest, dass die Speisen gar nicht so teuer sind, wie zuerst angenommen. HEUREKA - während sich mein Bekannter für einen gemischten, aber keuschen Frühlingssalat mit Käsedressing sowie eine "Broiled Seafood Platter" (löblich: Herausgebratene Fisch Platte) entscheidet, wähle ich einen "Seaside Salad" (löblich: Seeseiten Salat) und einen Red Snapper Fish (löblich: Rot Schnapp Fisch) mit Kartoffeln und Gemüse - schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.00 Uhr Pünktlich um Zwölfuhr erscheint der Ober ein weiteres Mal am Tisch und kredenzt uns die Speisen - wie aufregend. Während wir zungeschnalzend die wohlschmeckenden Spezialitäten verzehren, macht mich Herr Wang darauf aufmerksam, dass sich Scherriff Bradfort für heute Abend zum Grillvergnügen angekündigt hat. HEUREKA - das hätte ich glatt vergessen. Da ich fast keine Getränke mehr im Haus habe, müssen wir nach dem reichhaltigen Mittagsmahl unbedingt noch bei "Bob's Liquore Store" vorbeifahren und redlichst abschoppen. Herr Wang stimmt mir zu und sagt, dass wir neben wohlschmeckenden Weissbieren auf alle Fälle einige Flaschen Wein aus Kalifornien erwerben sollten - dem ist nichts hinzuzufügen.
12.45 Uhr Nachdem Herr Wang die gesalzene Rechnung über 38,50 Dollars mit seinem unlöblichen Zahlungsmittel beglichen hat, brausen wir bei fast 28°C in Richtung WINN DIXIE Einkaufsmarkt und statten Herrn Bob in seinem hervorragend ausgestatteten Laden einen kurzen Besuch ab. Herr Wang zeigt sich heute sehr grosszügig und erwirbt neben Löwenbräu Bieren und verschiedenen Weinen sogar noch eine Flasche Whiskey von Jack Daniels - wie schön.
13.15 Uhr Verschwitzt treffen wir endlich wieder im Lowbank Drive ein und verabreden uns für 17.30 Uhr zum gemeinsamen Grillabend - wie aufregend. Da ich mich laut Dr. Singh schonen muss, nehme ich umgehend auf dem Sofa platz und schliesse die Augen. Schon wenige Augenblicke später finde ich mich im Reich der Träume wieder und spaziere durch den verschneiten Central Park im grossen Apfel - wie aufregend.
14.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und stehe laut gähnend auf. Danach eile ich in die Küche und brühe frischen Kaffee auf. Ferner lege ich zwei Stücke delikaten Nusskuchens auf einen schönen Teller und nehme auf der schattigen Terrasse platzt.
15.00 Uhr HEUREKA - lautes und sehr aggressives Telefonklingeln stört mich bei meiner wohlverdienten Ruhe. Ich eile entnervt zum Telefonapparat und vernehme die Stimme meines Neffen James in der Leitung. Der Junge macht sich grosse Sorgen und erklärt, dass er heute mein Anschnurtagebuch besucht und vom schrecklichen Angriff der Monsterschildkröten gelesen hat. Ich stimme dem Buben umgehend zu und berichte, dass ich dem sicheren Tod in letzter Sekunde noch einmal von der Schippe gesprungen bin. Ferner gebe ich zu verstehen, dass es mir heute schon wieder viel besser geht und morgen sogar eine aufregende Reise zu einem Konzert nach Fort Lauderdale auf dem Programm steht. James freut sich sehr und meint, dass Frau Donna Summer eine ganz hervorragende Künstlerin ist - das werden wir ja sehen.
15.30 Uhr Nachdem ich das sündteure Auslandstelefonat beendet habe, kehre ich auf meinen Liegestuhl im Garten zurück und entspanne mich erneut. Kurze Zeit später kämpfe ich im Traum heldenhaft gegen feuerspeiende Drachen, meterlange Krokodile und bissigen Schildkröten - wie aufregend.
16.00 Uhr Just als ein garstiger Flugsaurier über mich herfällt, tippt mir Herr Wang auf die Schulter und weckt mich redlichst. HEUREKA - ich wische mir sofort den Angstschweiss von der Stirn und frage nach dem Rechten. Mein löblicher Nachbar überreicht mir eine schöne Plastiktüte aus dem WINN DIXIE Einkaufsmarkt und erzählt, dass er gerade in besagtem Einkaufszentrum war und löbliches Nackenschnitzel (unlöblich: Brand Beef) sowie einen Kuchen namens "PET RITZ CREAM PIE" (löblich: Haustier Ritze Sahne Torte) gekauft hat - wie schön. Gutgelaunt beäuge ich die Kuchenschachtel ganz genau und erkläre Herrn Wang, dass diese Kreation zwar besonders schmackhaft aussieht, aber bestimmt nicht so wohlschmeckend ist, wie die Spezialitäten von Coppenrath und Wiese.
17.00 Uhr Düdeldü - da wir Scherriff Bradfort bereits in einer knappen Stunde zum Grillvergnügen erwarten, befülle ich gemeinsam mit Herrn Wang den gemauerten Gartengrill mit löblichen Holzkohlebriketts. Während mein Bekannter schon einmal die saftigen Fleischstücke mit Olivenöl benetzt, entfache ich mit Hilfe praktischer Grillanzünder und meines neuen ZIPPO Feuerzeugs das Feuer - wie schön das lodert.
17.30 Uhr Verschwitzt decke ich den Tisch auf der Terrasse und erkundige mich bei Herrn Wang, wie es denn in der Küche voran geht. HEUREKA - da ich keine Antwort erhalte, eile ich kurzerhand ins Haus finde meinen Nachbarn zeitungslesend und budweiserbiertrinkend im Wohnzimmer vor - das hat mir gerade noch gefehlt. Laut schimpfend deute ich auf meine wertvolle ROLEX und erkläre, dass wir schon bald Besuch erwarten. Herr Wang nickt eifrig und sagt, dass er bereits einen Tomaten- sowie einen grünen Salat in der Küche bereit gestellt hat - das ging aber schnell.
18.00 Uhr Pünktlich wie immer kommt der Scherriff mit seinem nagelneuen Polizeiwagen vor dem Eigenheim zum stehen - wie schön. Ich eile nach draussen und fordere den fleissigen Mann auf, umgehend mit in den Garten zu kommen. Selbstverständlich kredenze ich ihm sofort ein eisgekühltes bayerisches Weissbier und erkundige mich nach dem Rechten. Der löbliche Gesetzeshüter nimmt einen grossen Schluck und erzählt, dass er heute einen Ladendieb festnehmen und sogar eine Kindesentführung aufklären konnte - wie aufregend.
18.30 Uhr Nach der Begrüssung machen wir uns daran, den Rost mit gesunden Schnitzeln (unlöblich: Steaks) zu belegen. Da Herr Wang sein Fleisch ganz besonders blutig mag, nimmt er es schon nach wenigen Minuten vom Grill und lädt sich nebenbei Salat und würzige Kartoffelspalten auf den Teller.
19.00 Uhr Endlich sind auch unsere Fleischstücke redlichst durchgebraten. Ich greife umgehend zu und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus - das Essen schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet. Während das Bier nur so in Strömen fliesst, erzählt Herr Wang von Frau Goldsmith Hochzeit am kommenden Sonntag und gibt uns zu verstehen, dass die Feierlichkeit im "Southern Club" Restaurant im Vinyards Community Park stattfinden soll - schon jetzt freue ich mich auf das reichhaltige Büfett nach der Trauung.
19.30 Uhr Nachdem ich eine weitere Ladung Biere aus dem Kühlschrank geholt habe, lacht Scherriff Bradfort laut und wettet mit uns, dass sich Frau Goldsmith spätestens nach einem halben Jahr wieder scheiden lassen wird. HEUREKA - ferner meint er, dass sich die "alte Schachtel" nach der Trennung neu orientieren und sich bestimmt Herrn Wang zuwenden wird - das ist ja wirklich allerhand.
20.30 Uhr Langsam geht der schöne Abend zu Ende. Herr Wang und Scherriff Bradford verlassen erheitert das Eigenheim und wünschen mir eine gute Nacht. Ich trage noch das Geschirr in die Küche und sorge ausserdem für Sauberkeit und Ordnung auf der Terrasse. Anschliessend überprüfe ich noch kurz meinen elektronischen Briefkasten und finde Dutzende Schreiben besorgter Eltern vor. HEUREKA - da es aber bereits recht spät ist, hebe ich mir die viele Arbeit für Morgen auf und gehe ganz schnell von der Leine.
21.15 Uhr Nachdem ich noch einen Rundgang durchs Eigenheim gemacht und alle Fenster und Türen redlichst abgesperrt habe, gehe ich zufrieden ins Bett und schmökere noch etwas in meinem spannenden Agatha Christie Roman. Gute Nacht.
Wir kehren in die Leutturm Gaststätte ein:
Ich rufe bei meiner Untermieterin Sandra an:
http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html
Bericht: Die Fussball Weltmeisterschaft 2006:
http://pfaffenberg.permuda.net/wm2006.html
Bericht: Unlöbliche Zahlungsmittel:
http://pfaffenberg.permuda.net/zahlen.html
Ich lese meine elektronischen Briefe:
http://pfaffenberg.permuda.net/ebriefe.html
Reisebericht: New York im letzten Jahr:
http://pfaffenberg.permuda.net/nyc2005.html
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 26.05.2006
©
Reinhard Pfaffenberg |
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