Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

24.05.2006

24.05.2006
06.30 Uhr Ich werde durch den kühlen Luftzug der Klimaanlage geweckt und reibe mir sofort die Augen. Nachdem ich auf den "ON" (löblich: AN) Knopf der neumodernen Fernbedienung gedrückt habe, springe ich gutgelaunt aus den Federn und erfahre auf CNN, dass sich Terroristenanführer Osama bin Laden mit einer verwirrten Audiobotschaft zu Wort gemeldet hat - das hat gerade noch gefehlt. Während ich schwitzend die Morgengymnastik absolviere, berichtet der Fernsehsprecher, dass sich der Al Kaida Scheff in der Aufnahme nun endlich zu den Anschlägen des 11. September 2001 bekennt und angeblich die 19 "Brüder", die sich in gekaperten Flugzeugen auf die Türmen des World Trade Center und des Pentagon stürzten, persönlich ausgesucht und beauftragt habe. Zu allem Überfluss kritisiert der Islamist im Nachthemd auch noch das Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba und kündigte neue Terroranschläge in naher Zukunft an. HEUREKA - da mir beim Anblick dieses Heinis schlecht wird, schalte ich das Farbfernsehgerät sofort ab und eile ins Bad, um mich bei einem erquickenden Vollbad redlichst zu entspannen.
07.00 Uhr Während ich mich ordentlich mit Schwamm und Kernseife wasche, informiere ich mich Dank Kurzwelle über die Entwicklungen in der Heimat und höre in den Nachrichten auf BAYERN 5, dass das Bundesverfassungsgericht die sogenannte Rasterfahndung drastisch einschränken möchte - wie unlöblich. Die höchsten Richter unseres Staates entschieden gestern im Falle eines in Deutschland lebenden Marokkaners und stellte in der Urteilsbegründung fest, dass die Rasterfahndung, wie sie von der Bundesregierung durchgeführt wird, nicht verfassungskonform ist. Ein Regierungssprecher gab der wartenden Presse zu verstehen, dass "aussenpolitische Spannungen oder eine allgemeine Bedrohung, wie sie seit den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 bestehen, nicht für eine allgemeine Rasterfahndung ausreiche". HEUREKA - das ist wieder einmal typisch. Anstatt hart durchzugreifen und den internationalen Terrorismus gezielt zu bekämpfen, berufen sich die Verfassungsrichter auf den Datenschutz und machen eine Terrorbekämpfung fast unmöglich - wie schade. Auch Bayerns Innenminister Günter Beckstein kritisierte das Urteil scharf und stellte fest, "dass für das Gericht der Datenschutz fälschlicherweise einen höheren Stellenwert geniesst, als der Schutz der Bevölkerung vor Terroranschlägen". HEUREKA - der Mann hat ganz Recht.
08.00 Uhr Nachdenklich springe ich aus der Wanne und ziehe mich sofort an. Da draussen wieder die Sonne vom Himmel brennt und Temperaturen von bis zu 33°C vorausgesagt sind, schlüpfe ich kurzerhand in ein farbenfrohes Hawaiihemd, bequeme Bermudahose und Strandschuhe. Anschliessend nehme ich auf der Terrasse platz und lasse mir das wichtigste Mahl des ganzen Tages in Form von wohlschmeckenden Rühreiern mit Speck, gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) sowie Kaffee aus Kolumbien munden - das tut so richtig gut. Während ich kraftvoll zubeisse und die aktuellen Lokalnachrichten in der Zeitung lese, blickt Herr Wang über den Zaun und wünscht mir einen schönen guten Morgen. HEUREKA - natürlich winke ich meinen Nachbarn sofort herüber und lade ihn zu einem reichhaltigen Frühstück ein. Mein Bekannter lässt sich nicht zweimal bitten und springe halsbrecherisch über den Zaun, um dann im Liegestuhl Platz zu nehmen - wie schön. Während wir redlichst speisen und köstlichen Bohnentrunk geniessen, erinnert mich mein Nachbar daran, dass wir ins Einkaufsparadies fahren und uns nach schönen Anzügen für die Hochzeit von Frau Goldsmith umschauen wollten - das hätte ich fast vergessen. HEUREKA - da die Trauung bereits am kommenden Sonntag stattfindet, rufe ich Herrn Wang zur Ordnung und dränge zur sofortigen Abfahrt. HEUREKA - anstatt meiner Bitte nachzukommen, winkt mein Gegenüber gelangweilt ab und sagt, dass das "Miromar Outlet" (löblich: Miromar Herauslass Geschäft) erst um 10 Uhr öffnet - wie unlöblich.
09.00 Uhr Nachdem Herr Wang endlich seine vierte Tasse Kaffee ausgetrunken und den Teller zur Seite gestellt hat, kann die Fahrt in Richtung Fort Myers endlich beginnen. Während wir mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Norden brausen und der stimmungsvollen Musik eines aufstrebenden Landmusikers namens Eric Church lauschen, sagt Herr Wang, dass er sich anlässlich der Hochzeit einen neuen Smoking gönnen wird - wie schön. HEUREKA - da ich mit einer kleinen Rente von nur 2.900 EUROS im Monat auskommen muss, kann ich von solch kostspieligen Anschaffungen nur träumen. Herr Wang beruhigt mich aber redlichst und meint, dass man in besagtem Geschäft durchaus Schnäppchen finden kann - da bin ich schon sehr gespannt.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute treffen wir auf dem Parkplatz ein und finden uns vor einem riesigen Gebäudekomplex wieder. HEUREKA - obwohl ich bereits bei meinem letzten Floridaaufenthalt dieses Einkaufsparadies besucht habe, finde ich mich gar nicht mehr zurecht. Herr Wang kennt sich aus und erzählt, dass das Areal während des letzten halben Jahres ausgebaut und vergrössert wurde - das erklärt natürlich einiges. Fröhlich durchschreiten wir den Haupteingang und finden uns in einem Zwanzigmeter hohen Atrium wieder. HEUREKA - staunend deute ich auf die eindrucksvolle Glaskuppel und gebe meinem Begleiter zu verstehen, dass man so etwas in Deutschland nirgends zu Gesicht bekommt. Herr Wang lacht und führt mich als erstes in ein Luxuskleidungshaus namens "PERRY ELLIS". HEUREKA - da ich nur ein Hawaiihemd, kurze Hosen und Strandschuhe trage, ernte ich von den Mitarbeitern skeptische Blicke und fühle mich ganz deplaziert. Als ich den Laden schon wieder verlassen möchte, zieht mich Herr Wang am Kragen und sagt, dass ich mich nicht scheuen und einen Anzug anprobieren sollte. Missgelaunt schaue ich mich um und finde nach kurzer Zeit einen schicken Smoking für 195 DOLLARS - das ist gar nicht so teuer. Nachdem ich einen prüfenden Blick in meine Geldbörse geworfen habe, stürme ich gutgelaunt in eine Umkleidekabine und probiere das edle Stück umgehend an - steht mir gar nicht schlecht, Herr Specht.
10.30 Uhr Da ich heute die Spendierhosen anhabe, fackle ich nicht lange und lasse mir die schöne Robe sofort in eine umweltfreundliche Plastiktüte einpacken. Herr Wang grübelt währenddessen immer noch und kann sich zwischen einer sogenannten "Sterling" und einer "Black Dinner" Jacke nicht so recht entscheiden. HEUREKA - da ich bekanntlich ein Fachmann bin, stehe ich meinem Freund redlichst zur Seite und stelle klar, dass ihm der Sterling Smoking für 999 DOLLARS viel besser steht. Nach kurzem Hin und Her willigt er endlich ein und bezahlt seine Rechnung mit einem unlöblichen Zahlungsmittel - wie schön.
11.15 Uhr Düdeldü - da wir jetzt noch löbliche Schuhe benötigen, streben wir als nächstes in ein Schuhgeschäft namens "Factory Brand" - diese Auswahl an hochwertigen Schuhen muss man wirklich einmal gesehen haben. Selbstverständlich lassen wir die Turn- und gewöhnlichen Strassenschuhe links liegen und sehen uns bei den feinen Lederschuhen genau um. Nach wenigen Augenblicken habe ich das richtige Modell ausgesucht und probiere die Schuhe mit der Bezeichnung "ECCO MEN BUSINESS" an - das Schuhwerk passt wie angegossen und ist mit 87 DOLLARS auch nicht zu teuer.
11.45 Uhr Nachdem sich mein Begleiter ebenfalls entschieden hat, verlassen wir das Geschäft und wandern staunend an den vielen Schaufenstern der anderen Läden vorbei. Zu guter Letzt statten wir auch noch "The Florida Winery" (löblich: Florida Weingeschäft) einen kleinen Besuch ab und begutachten löbliche Weine aus dem sonnigen Kalifornien. Ein rothaariger Weinfachverkäufer eilt zur Hilfe und zeigt uns unter anderem die preisgekrönten Weinkreationen des letzten Jahres. Interessiert folge ich den Ausführungen des Mannes und werde auf einen Rebensaft aus der bekannten Weinherstellung "Benzinger" aufmerksam. Da ich heute sowieso schon viel zu viel Geld ausgegeben habe, kommt es jetzt auf 19 DOLLARS auch nicht mehr an. Gutgelaunt lasse ich mir eine Flasche einpacken und bezahle mit einem nagelneuen 20 DOLLAR Schein.
12.30 Uhr Nun wird es aber Zeit für das Mittagessen. Ich deute auf meine wertvolle ROLEX und mache meine Begleitung darauf aufmerksam, dass ein kleine Jause nicht schaden könnte. Herr Wang ist einverstanden und führt mich zu einer löblichen Schnellessgaststätte namens "SUBWAY" (löblich: Unterführung). Wir betreten den kleinen Laden und nehmen entspannt an einem schönen Plastiktisch direkt am Fenster platz. HEUREKA - angesichts des reichhaltigen Wurstsemmelangebots fällt die Auswahl gar nicht so leicht. Schliesslich entscheiden wir uns für ein Gericht namens "Fresh toasted Chicken & Bacon Ranch" (löblich: Frisch herausgeröstete Hühner und Schinken Bauernhof Semmel) mit knackigem aber, keuschen Salatteller - schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet.
13.00 Uhr Nachdem ich den extragrossen Becher Coca Cola geleert habe, verlassen wir gutgelaunt diesen exquisiten Wurstsemmelladen und machen uns auf den Weg in Richtung Ausgang und Parkplatz. Schon nach wenigen Minuten treffen wir tütenbepackt an Herrn Wangs schnittigem Mercedes ein und laden alle Einkäufe in den Kofferraum.
13.15 Uhr Zu stimmungsvoller Musik von Superstern Frank Sinatra geht es jetzt auf der Autobahn 75 zurück nach Naples - wie schön. HEUREKA - als wir an einem Wegweiser zum Flughafen vorbeifahren, erinnere ich mich, dass ich mich bereits in sieben Tagen auf dem Heimweg befinden werde. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und erkläre Herrn Wang, dass die Zeit im Sonnenscheinstaat wieder einmal viel zu schnell vergangen ist.
14.00 Uhr Zurück im Lowbank Drive verabschiede ich mich von meinem Nachbarn und schleppe die Einkaufstüten ins Eigenheim, um sie achtlos im Flur abzustellen. Danach ziehe ich umgehend meine Schuhe aus und lasse mich erschöpft auf das bequeme Sofa fallen - einen kleinen Mittagsschlaf habe ich mir nach dem anstrengenden Ausflug ja wohl redlichst verdient. Schon bald schlafe ich ein und träume von meiner Reise in die Musikstadt Nashville vor einem Jahr - wie aufregend.
15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und erhebe mich laut gähnend vom Sofa. Da jetzt ein Tässchen Kaffee nicht schaden könnte, laufe ich direkt in die Küche und bereite ein kleines Kränzchen in Form von Nusskuchen und echtem Bohnenkaffee aus Kolumbien zu - wie gut das duftet.
15.30 Uhr Obwohl der Nusskuchen aus der WINN DIXIE Bäckerei gar nicht schlecht schmeckt, freue ich mich doch schon wieder auf die wunderbaren Coppenrath und Wiese Leckereien in der Heimat. Bei dieser Gelegenheit erinnere ich mich daran, dass meine Untermieterin krank im Bett liegt und greife schnell zum Telefon. HEUREKA - schon nach dem zweiten Klingeln kommt Sandra an den Apparat und meldet sich mit einem unlöblichen "Hallo". Natürlich mache ich das Kind darauf aufmerksam, dass es korrekt "Grüss Gott, hier bei Pfaffenberg" heissen muss und erkundige mich dann nach seinem Gesundheitszustand. Meine Untermieterin sagt, dass es ihr schon viel besser geht und dass sie seit gestern auch wieder arbeitet - wie schön. Weiter erfahre ich, dass Prof. Kuhn morgen für vier Tage nach Berlin fliegt und dass es meiner Katze Jenny ausgezeichnet geht.
16.00 Uhr Zufrieden beende ich das kostspielige Ferngespräch und eile zum Heimrechner, um mich dem löblichen Anschnurgang zu widmen. Ich segle direkt auf meine löbliche Heimseite und schaue mich im elektronischen Briefkasten um. HEUREKA - neben dummen Beleidigungen, Werbung und sogar einer Morddrohung, finde ich auch heute wieder Fragen besorgter Eltern vor. Selbstverständlich gebe ich wie immer wertvolle Erziehungsratschläge und helfe, wo ich nur kann.
16.45 Uhr Nachdem ich mehrere Briefe mausdrückend abgeschickt habe, lese ich auch noch im löblichen Gästebuch und komme aus dem Kopfschüttelnd gar nicht mehr heraus. Neben freundlichen Einträgen finde ich auch unlöbliche Beiträge mehrere jugendlicher PISA Absolventen vor - wo soll das noch hinführen mit diesem Land.
17.30 Uhr Endlich ist die anstrengende Anschnurarbeit beendet und ich kann den Heimrechner herunterfahren. Auf dem Weg zur Küche stolpere ich beinahe über die Einkaufstüten im Flur - wie unlöblich. Bei dieser Gelegenheit werfe ich nochmals einen Blick auf meinen neuen Smoking und freue mich redlichst über dieses keusche Schnäppchen. Ich trage die Tüten in mein Zimmer und lasse es mir nicht nehmen, meine Neuerwerbung spontan anzuprobieren. HEUREKA - ich betrachte mich eingehend im Spiegel und stelle fest, dass ich in dieser Robe die neidischen Blicke sämtlicher Hochzeitsgäste auf mich ziehen werde.
18.15 Uhr In meinem eleganten Smoking stehe ich in der Küche und bereite das löbliche Abendessen zu. Heute gibt es nur eine Kleinigkeit in Form eines bunten, aber keuschen Salates mit Fetakäse und Oliven sowie französisches Langbrot mit Butter - schliesslich muss ich auf meine Diät achten.
18.45 Uhr Weil es draussen immer noch zu warm ist, nehme ich das Abendessen in der Küche ein und achte darauf, meinen neuen Smoking nicht zu bekleckern. Nebenbei blättere ich im aktuellen Publix Prospekt und suche nach löblichen Schnäppchen. Unter anderem lese ich, dass herzhafte Schweinerippchen für nur 2,39 Dollars pro Pfund angeboten werden - das darf ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.
19.15 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit und Ordnung gesorgt habe, ziehe ich meinen nagelneuen Smoking wieder aus und hänge ihn fachmännisch auf einen Bügel. In frischer Tschiens und Polohemd verlasse ich mein Schlafzimmer und nehme auch gleich meinen spannenden Agatha Christie Kriminalroman mit, um auf der Terrasse etwas zu lesen.
20.00 Uhr HEUREKA - bei 26°C lässt es sich wirklich aushalten. Ich lese in meinem Buch namens "Die Schattenhand" und trinke nebenbei ein eisgekühltes Budweiser Bier - das nenne ich Lebensqualität.
21.00 Uhr Just als Miss Marple wieder einmal in eine gefährliche Situation gemeistert hat, gähne ich laut und lege mein Lesezeichen redlichst ins Buch. Nachdem ich noch etwas dem Gezwitscher der tropischen Vögel gelauscht und die Kerze ausgeblasen habe, ziehe ich mich ins Haus zurück.
21.30 Uhr Laut pfeifend mache ich einen Rundgang durchs Eigenheim und verschliesse Fenster und Türen sicher. Danach gehe ich zufrieden ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.

Bei PUBLIX gibt es Schnäppchen:

http://pfaffenberg.permuda.net/naples068.jpg

Wir besuchen das Miromar Herauslass Geschäft:

http://www.miromar.com/florida.html

Reisebericht: Meine Reise nach Nashville:

http://pfaffenberg.permuda.net/nashville2005.html

Meiner Untermieterin Sandra geht es wieder besser:

http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html

Mein Haustier - Katze Jenny:

http://pfaffenberg.permuda.net/jenny.html

Ich lese die elektronische Post...

http://pfaffenberg.permuda.net/ebriefe.html

... und beantworte Briefe besorgter Eltern:

http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

Mein löbliches Anschnur Gästebuch:

http://two.guestbook.de/gb.cgi?gid=626861&prot=bprirl

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 24.05.2006
© Reinhard Pfaffenberg