Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

21.05.2006

21.05.2006
07.00 Uhr Düdeldü - ich erwache verschwitzt und stelle fest, dass die hauseigene Klimaanlage ausgefallen ist - das hat gerade noch gefehlt. Da im Haus mittlerweile eine Hitze von fast 27°C herrscht, greife ich umgehend zum Telefon und rufe bei meinem Bruder im fernen Toronto an. HEUREKA - Maria meldet sich bereits nach dem zweiten Klingeln und fragt verschlafen nach dem Rechten. Selbstverständlich schildere ich meiner Schwägerin die Sachlage in allen Einzelheiten und berichte, dass ich bald einen Hitzeschlag erleiden werde. Nach langem Hin und Her habe ich endlich Georg im Rohr und erzähle die ganze Geschichte noch einmal. Mein Bruder ist wie immer die Ruhe selbst und sagt, dass ich am besten in den Nebenraum der Garage gehen und einen Blick auf die Klimasteuerung werfen sollte - wie aufregend. Ich folge dem Rat umgehend und sehe im Morgenmantel nach dem Rechten. HEUREKA - anstatt redlichst zu arbeiten, hat die garstige Anlage der bekannten Firma "TRANE" anscheinend einen Generalstreik eingelegt und lässt mit roten Buchstaben ein "ERROR" (löblich: Fehler) auf der digitalen Anzeigetafel erscheinen. HEUREKA - ich wische mir den Schweiss von der Stirn und weiss nicht mehr ein noch aus. Georg steht mir aber redlichst zur Seite und fordert mich unmissverständlich auf, den grossen grünen Klopf links unten zu drücken und die Klimaautomatik neu zu starten. Mit zittrigen Händen folge ich dem Ratschlag und höre plötzlich ein Klicken sowie anschliessendes Rauschen in den angeschlossenen Rohren. HEUREKA - wenige Augenblicke später erlischt die Anzeige "ERROR" endlich und kühle Luft strömt aus den Schlitzen - das wurde aber langsam Zeit.
07.30 Uhr Nachdem ich noch etwas mit Georg geplaudert habe, beende ich das teure Ferngespräch und begebe mich in den Garten, um die wichtige Morgengymnastik unter freiem Himmel zu absolvieren. Just als ich fröhlich auf und ab springe und mich mit dem Hampelmann in Form bringe, erscheint Herr Wang am Gartenzaun und fragt laut gähnend nach dem Rechten. Ich berichte meinem freundlichen Nachbarn vom Ausfall der Klimaanlage und gebe ihm zu verstehen, dass ich bereits redlichst mit dem Schraubenzieher hantiert und die Anlage in Null Komma Nichts repariert habe. Mein Gegenüber staunt nicht schlecht und fordert mich zu allem Überfluss auch noch auf, auch einmal bei seiner Klimaanlage nach dem Rechten zu sehen. HEUREKA - natürlich rede ich mich ganz schnell heraus und erkläre Herrn Wang, dass ich aus versicherungstechnischen Gründen selbstverständlich an fremden Klimageräten keine Hand angelegen werde. Sollte ich nämlich durch einen Stromschlag verletzt werden, würde keine Versicherung für die entstehenden Krankenhauskosten einspringen. Herr Wang nickt zustimmend und sagt, dass er in nächster Zeit einen Fachmann verständigen wird - das soll mir ganz Recht sein.
08.00 Uhr Nach dem Stress des Morgens habe ich mir ein erquickendes Vollbad redlichst verdient. Ich kehre verschwitzt ins Haus zurück und lasse mir sofort ein erquickendes Bad einlaufen. Während ich mich ordentlich wasche und rasiere, lausche ich nebenbei dem Nachrichtenprogramm aus der fernen Heimat und höre, dass gestern in Athen der sogenannte "Eurovisions Song Contest" (löblich: Europäischer Gesangs Wettbewerb) stattgefunden hat. Der Sprecher berichtet ausführlich von dem Spektakel in der Athener Olympiahalle und sagt, dass das unlöbliche Hartfelsenlied einer finnischen Combo namens "Lordi" zum diesjährigen Gewinner gekürt wurde - das ist wieder einmal typisch. Anstatt einen stimmungsvollen Volksmusikschlager zu wählen, haben Millionen Jugendliche zu ihren Handtelefonen gegriffen und Lordis "Hard Rock Hallelujah" vor Dima Bilan aus Russland und Hari Mata Hari aus Bosnien-Herzegowina zum "schönsten Lied" Europas gemacht - wie schrecklich. HEUREKA - da ich solchen Unsinn nicht hören will, fordere ich die Verantwortlichen auf, im nächstes Jahr hart durchzugreifen und aggressive elektrische Gitarren sowie lautes Geschrei zu verbieten - so kann es jedenfalls nicht weitergehen.
09.00 Uhr Verärgert steige ich aus der Wanne und werfe mich für den heutigen Kirchgang redlichst in Schale. Wie es sich für einen redlichen Christen gehört, ziehe ich mir trotz der heissen Temperaturen einen schicken Sonntagsanzug mit Krawatte an. Anschliessend eile ich wie der Wind in die Küche und nehme ein kleines, aber feines Frühstück in Form von gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Tost) mit Marmelade ein. Dazu trinke ich erfrischenden Pfefferminztee und ein grosses Glas Orangensaft - das tut richtig gut.
09.30 Uhr HEUREKA - nun ist Eile geboten. Ich verlasse das Ferienhaus auf schnellstem Weg und springe ich den JEEP, um mit quietschenden Reifen zum Gotteshaus zu brausen. Nach einer kurzweiligen Fahrt durch die Strassen des Collier County, treffe ich auf dem Parkplatz direkt vor der "All Saints Catholic Church" (löblich: Katholische Kirche aller Heiligen) ein und parke das Fahrzeug sicher direkt neben dem Haupteingang. Da die heilige Messe erst in knapp dreissig Minuten beginnt, halte ich mit einigen Gemeindemitgliedern löbliche Kleingespräche (unlöblich: Small Talk) und gebe mich als praktizierender Katholik aus Bayern zu erkennen. Angesichts des löblichen bayerischen Papstes staunen die Menschen nicht schlecht und freuen sich sehr, mich in ihrer Kirche begrüssen zu dürfen - wie aufregend.
10.15 Uhr Pünktlich zum Beginn der Messe nehme ich in der zweiten Reihe platz und sehe, wie ein löblicher Kinderchor vor den festlich geschmückten Altar tritt und ein stimmungsvolles Lied anstimmt - wie schön. Danach kommt auch der Pfarrer dazu und hält eine ausgesprochen gute Sonntagspredigt - daran könnte sich unser Stadtpfarrer ruhig einmal ein Beispiel nehmen.
11.00 Uhr Nachdem uns der fromme Mann noch ein lautes Halleluja zugerufen hat, verlasse ich zufrieden die Kirche und steige in den Wagen. Da mein Magen sein Recht auf eine reichhaltige Mahlzeit fordert, fackle ich nicht lange und steuere "Julies Restaurant" an - ein kleiner Frühschoppen kann jetzt nicht schaden.
11.30 Uhr Schon nach wenigen Meilen auf der zweispurigen Vanderbilt Beach Strasse treffe ich vor dem besagten Gasthaus ein und komme mit quietschenden Reifen zum stehen. Hungrig strebe ich ins Lokal und lasse mich von einer freundlichen Maid zu einem schönen Tisch direkt am Fenster führen. Nachdem ich die Speisekarte ganz genau studiert habe, bestelle ich mir neben einem eisgekühlten Budweiser Bier auch noch einen vitaminreichen Käseburger mit Kartoffelstäben und kleinem Salat - Vitamine und Ballaststoffe dürfen auch im Urlaub nicht fehlen.
11.45 Uhr Endlich wird das Essen serviert - wie schön. Während ich mir die wohlschmeckende Jause munden lasse, blicke ich entspannt aus dem Fenster und sehe auf der anderen Strassenseite einen dunklen Wagen mit Nummernschild aus New York parken. HEUREKA - da ich in dieser Gegend noch nie ein Kennzeichen aus dem hohen Norden gesehen habe, halte ich die Augen offen und sehe plötzlich den Verlobten von Frau Goldsmith aus einem der Häuser kommen und in den Wagen einsteigen. HEUREKA - da mir die gute Frau erzählt hat, dass Herr Porello für eine ganze Woche wegen angeblicher Geschäfte in New Jersey verweilt, wird mir schnell klar, dass hier etwas nicht stimmen kann. HEUREKA - nun kann mich keiner mehr davon abbringen, dass Herr Porello irgendetwas mit dem organisierten Verbrechen zu tun hat.
12.30 Uhr Nach einem weiteren Bier verlasse ich nachdenklich das Gasthaus und brause mit hoher Geschwindigkeit zurück zum Lowbank Drive. Nachdem ich mein Fahrzeug ordnungsgemäss in der Garage abgestellt und nochmals einen prüfenden Blick auf die Klimaanlage geworfen habe, stapfe ich schnurstracks zum Haus meines Nachbarn hinüber und klingle Sturm. Als Herr Wang öffnet, trete ich sofort ein und berichte von meinen Beobachtungen. Leider will mir mein Bekannter kein Wort glauben und fordert mich zu allem Überfluss auf, doch Frau Goldsmith die Geschichte zu erzählen. HEUREKA - da ich nicht als Betonklotz im Golf von Mexiko landen will, werde ich natürlich ruhig verharren und kein Wort über die Sache verlieren.
13.30 Uhr Kopfschüttelnd kehre ich ins Eigenheim zurück und nehme auf dem Liegestuhl unter einer grossen Palme platz. Da nun ein kleiner Mittagsschlaf nicht schaden kann, schliesse ich die Augen und schlafe sofort ein - wie schön.
14.45 Uhr Während ich gerade im Traum im "Wilden Esel" sitze und eine gesunde Mass Bier sowie eine Schweinshaxe mit Knödel und Kraut verköstige, klingelt das Telefon laut und ganz besonders aggressiv. Ich nehme verschlafen den Hörer von der Gabel und vernehme die Stimme meiner Untermieterin in der Leitung. Sandra keucht nicht schlecht und teilt mir mit, dass sie immer noch krank ist und sich wohl eine Sommergrippe eingefangen hat - wie schrecklich. Natürlich spreche ich dem Kind sofort Trost zu und frage nebenbei, ob im Eigenheim alles in Ordnung ist. Das Kind beruhigt mich redlichst und erzählt, dass James fast täglich herüberkommt und die Pflanzen und Sträucher im Garten giesst - wie schön. Ferner schimpft die Maid wie ein Rohrspatz und gibt mir zu verstehen, dass Admiral a.D. Bürstenbinder immer öfter ins Eigenheim hereinschneit und sich am Heimrechner zu schaffen macht, um im weltweiten Internetz an dummen Gewinnspielen und E-Bucht-Auktionen teilzunehmen - das hat gerade noch gefehlt. HEUREKA - da auf meinem Heimrechner wichtige Dateien und persönliche Sachen gespeichert sind, fordere ich meine Mitbewohnerin unmissverständlich auf, Friedbert daran zu hindern, mit dem Gerät weiter Anschnur zu gehen - wegen der vielen Häcker und Anschnurverbrecher kann man nämlich nicht vorsichtig genug sein. Sandra gibt mir ganz Recht und verspricht, Friedbert bei seinem nächsten Besuch ordentlich ins Gebet zu nehmen - wie schön.
15.15 Uhr Nachdem ich das teure Ferngespräch beendet und mir den Angstschweiss von der Stirn gewischt habe, brühe ich frischen Kaffee auf und geniesse das Kaffeekränzchen auf der Terrasse.
15.45 Uhr Während ich mir zwei lustige Donuts aus der Publix Bäckerei sowie brühfrischen Kaffee munden lasse, kommt schon wieder der freche Waschbär von neulich in den Garten und glotzt mich dumm an. HEUREKA - anscheinend ist das Vieh nur hier, um wieder irgendwelche Leckereien zu erbetteln. Da ich bekanntlich ein grosser Tierfreund bin, lasse ich mich erweichen und werfe einen halben Donut in Richtung des Pelzträgers. Der kommt auch sofort näher und lässt sich den Donut redlichst schmecken - wie schön.
16.15 Uhr Nachdem das Tierchen wieder im Gebüsch verschwunden ist, gehe ich ins Haus und widme mich der löblichen Anschnurgang. Düdeldü - ich segle direkt auf meine löbliche Heimseite und beantworte Fragen besorgter Eltern. Auch heute gebe ich wieder qualifizierte Ratschläge zum Umgang mit jugendlichen Rabauken und helfe, wo ich nur kann. Frau Andrea L. aus Salzburg schreibt, dass ihre Tochter Maike (12) mit dem Gedanken spielt, sich ein sogenanntes Arschgeweih tätowieren zu lassen - wie schrecklich. Selbstverständlich spende ich der armen Frau Trost und rate ihr, ihre unlöbliche Tochter auf meinen diesbezüglichen Anschnurbericht zu verweisen - ganz sicher kommt das Kind dann schnell zur Vernunft.
17.00 Uhr Ich schicke den Brief mausdrückend in Richtung Europa und verfasse dann noch ein Schreiben an das renommierte Institut Kuschmelka (München), um mich für die gute Zusammenarbeit bezüglich meines neuen Fussball WM 2006 Berichts zu bedanken. Ohne das ein oder andere Geheimdossier des Instituts hätte ich niemals in so kurzer Zeit eine so investigative und preisgekrönte Reportage erstellen können.
17.30 Uhr Nachdem ich auch noch diesen elektronischen Brief fachmännisch verschickt habe, fahre ich den Heimrechner herunter und freue mich auf ein erfrischendes Budweiser Bier aus dem Kühlschrank. Ich lasse es ordentlich zischen und trete auf die Terrasse hinaus, um mir die Hopfenkaltschale in grossen Schlucken schmecken zu lassen - das tut gut.
18.00 Uhr Weil ich bekanntlich auf meine Diät achten muss, gibt es heute Abend nur eine kleine, aber feine Brotzeit in Form eines Schinken Käse Brotes mit Gewürzgurke sowie vitaminreichen Tomatensalat. Just als ich mir ein grosses Glas Coca Cola einschenke, werde ich durch lautes und sehr aggressives Telefonklingeln gestört - wie unlöblich. Prof. Kuhn ist in der Leitung und möchte wissen, wie es mir im Sonnenscheinstaat ergeht. Natürlich berichte ich ausführlich von meinen Abenteuern und rate dem Professor, ebenfalls seine sieben Sachen zu packen und nach Florida umzusiedeln. Edelbert seufzt laut und sagt, dass er jetzt erst einmal nach Berlin reisen wird, um für ein paar Tage seinen Sohn zu besuchen - wie schön. Natürlich rufe ich Prof. Kuhn zur Achtsamkeit auf und erkläre ihm, dass man in der unlöblichen Hauptstadt Berlin angesichts marodierender Jugendbanden und anderer Krawallbrüder nicht vorsichtig genug sein kann.
18.30 Uhr Ich beende das Ferngespräch und kann nun endlich mein schönes Sandwich (löblich: belegtes Brot) verzehren. Ausserdem schenke ich mir ein weiteres Glas Coca Cola ein und lasse es mir redlichst munden.
19.00 Uhr Nach dem Essen sollst du ruh´n, oder Tausend Schritte tun. Ich entscheide mich für einen Spaziergang und verlasse gutgelaunt das Haus, um laut pfeifend den Lowbank Drive hinunter zu wandern. HEUREKA - bei 28°C gerate ich direkt ins Schwitzen und ringe nach Luft. Das schwülwarme Klima haut wirklich den stärksten Rentner um.
19.45 Uhr Zurück im Eigenheim laufe ich verschwitzt ins Badezimmer und nehme umgehend eine kalte Dusche. Danach ziehe ich eine leichte Bermudahose sowie ein farbenfrohes T-Hemd an und setze mich gemütlich ins Wohnzimmer - einem entspannten Fernsehabend sollte eigentlich nichts mehr im Weg stehen.
20.15 Uhr Colatrinkend und tschipsknabbernd schalte ich mich durch die vielen Programme und suche nach rentnergerechter Sonntagabend Unterhaltung - leider ohne Erfolg. Plötzlich habe ich eine hervorragende Idee und eile zum Regal, um eine löbliche DVD aus meiner neuen John Wayne Filmesammlung in den DVD Spieler einzulegen - wie aufregend.
20.30 Uhr Ich verfolge gespannt den bekannten Western "Big Jake" (löblich: grosser Jake) aus dem Jahre 1971 und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. John Wayne spielt Herrn Big Jake McCandles und verfolgt unlöbliche Verbrecher und Entführer von Texas bis nach Mexiko - wie aufregend. John Wayne bezahlt den Banditen aber kein Lösegeld, sondern löst das Problem auf seine Art - wie schön.
22.15 Uhr Der spannende Film geht zu Ende und ich schalte den Fernseher gähnend ab, um einen Rundgang durchs Haus zu unternehmen. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und lese noch etwas in der Bibel. Gute Nacht.

Es gibt Probleme mit der "Trane Klimaanlage":

http://pfaffenberg.permuda.net/Trane.gif

Das Eigenheim in Naples:

http://pfaffenberg.permuda.net/georghaus2.jpg

Bericht: Strahlende Handtelefone:

http://pfaffenberg.permuda.net/handtelefon.html

Bericht: Vorsicht bei E-Bucht Auktionen:

http://pfaffenberg.permuda.net/e-auktion.html

Bericht: Gefährliche Heimrechnerviren:

http://pfaffenberg.permuda.net/viren.html

Bericht: Tätus und Körperverunstaltungen:

http://pfaffenberg.permuda.net/verunstaltungen.html

Bericht: Die Fussball Weltmeisterschaft:

http://pfaffenberg.permuda.net/wm2006.html

Meine Untermieterin Sandra ruft aus der Heimat an:

http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html

Ich beantworte Fragen besorgter Eltern:

http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 21.05.2006
© Reinhard Pfaffenberg