Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

20.05.2006

20.05.2006
07.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und vernehme nervtötendes Geschrei aus dem Garten - wie unlöblich. Badebemäntelt eile ich nach Draussen und erblicke mehrere Ajaja Vögel, die im hauseigenen Schwimmbecken laut schnatternd hin und her schwimmen - wie ekelerregend. Da ich diese fliegenden Nervensägen nicht ausstehen kann, werfe ich kurzerhand meinen bequemen Hausschuh ins Wasser und sorge umgehend für Ruhe und Frieden - wo soll das noch hinführen.
07.30 Uhr Nachdem ich die wichtige Morgengymnastik absolviert und mich etwas beruhigt habe, begebe ich mich ins Badezimmer und geniesse ein erquickendes Vollbad - das habe ich mir nach dem Stress redlichst verdient. Ich wasche und rasiere mich ordentlich und lausche nebenbei dem informativen Radioprogramm von "CAT COUNTRY" (löblich: Katze Landmusik) direkt aus Fort Myers - wie schön. Mark "the Shark" (löblich: der Hai) und Stacy Collins führen durch das Vormittagsprogramm und bieten neben informativen Werbebotschaften auch aktuelle Countrymusik vom Feinsten - von solch einem Radioprogramm kann man in Bayern nur träumen. Ich lehne mich entspannt zurück und höre plötzlich, dass heute in der Nachbarschaft ein nagelneuer PUBLIX Supermarkt eröffnet wird. Neben Schnäppchen und sogenannten "Give-Aways" (löblich: Geschenken) wird ausserdem am Nachmittag eine aufstrebende Musikbande aus Naples aufspielen und die Besucher mit löblicher Musik beschallen. HEUREKA - dieses Spektakel darf ich mir unter keinen Umständen entgehen lassen.
08.30 Uhr Nachdem ich eine moderne Tschienshose, ein farbenfrohes Hawaiihemd und die Kuhjungenstiefel angezogen habe, nehme ich ein reichhaltiges Frühstück in Form von geröstete Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreiern mit Speck und rösch herausgebratenen Kartoffelspalten ein - schmeckt nicht schlecht, Herr Specht.
08.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, verfolge ich nebenbei das deprimierende Radioprogramm aus der fernen Heimat und erfahre Dank löblicher Kurzwelle, dass in Deutschland ein Streit wegen einer WM-Reisewarnung von Herrn Uwe-Karsten Heye entbrannt ist. Der Stein des Anstosses war eine drastische Warnung des ehemaligen Sprechers der Bundesregierung vor rechtsextremen Schlägern im Osten Deutschlands. In einer Zwischenschau (unlöblich: Interview) teilte der schlaue Mann folgendes mit: "Es gibt kleine und mittlere Städte in Brandenburg und anderswo, wo ich keinem, der eine andere Hautfarbe hat, raten würde, hinzugehen. Er würde sie möglicherweise lebend nicht mehr verlassen" - dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Anstatt Zustimmung zu ernten, haben besonders Mitglieder der SPD und der Grünen den Aussagen widersprochen und diese "Reisewarnung" als Unfug abgetan - das ist wieder einmal typisch. Auch der stellvertretende SPD-Scheff und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse warnte in der "Berliner Zeitung" vor einer "Stigmatisierung ganzer Landstriche", räumte aber ein, dass Brandenburg durchaus ein Problem mit rechtsextremer Gewalt habe - das sehe ich genau so. Schliesslich weiss jedes Kind, dass sich im Zeitraum der letzten drei Jahren in Brandenburg fast 400 rechtsextreme Angriffe ereignet haben. Laut einer aktuellen Studie ist das Risiko, von rechten Schlägern in Brandenburg attackiert zu werden, im Schnitt zehnmal höher als in den alten Bundesländern - wie schrecklich.
09.15 Uhr Nachdem ich mein Frühstück beendet und die Küche auf Vordermann gebracht habe, eile ich zum JEEP und brause mit quietschenden Reifen davon. Gekonnt steuere ich das PS-strotzende Gefährt auf der Vanderbild Beach Strasse gen Westen und treffe nach genau 1,8 Meilen auf dem Parkplatz des neueröffneten PUBLIX-Marktes ein. HEUREKA - staunend springe ich aus dem Wagen und sehe eine Hüpfburg für Kinder sowie Dutzende wehende Fahnen - wie aufregend. Natürlich lasse ich keine Minute verstreichen und eile sofort in den Laden, um mir die feilgebotenen Produkte ganz aus der Nähe anzusehen.
09.30 Uhr HEUREKA - neben Lebensmittel aus allen Teilen der Welt, gibt es in diesem Geschäft, das übrigens die 676. Filiale besagter Kette in Nordamerika ist, auch allerhand Pflegeprodukte, eine grosse Auswahl an DVD- und Videofilmen, eine gut sortierte Gartenabteilung sowie eine Film- und Fotoabteilung - dieses Angebot muss man einfach gesehen haben. Gutgelaunt strebe ich durch den überfüllten Supermarkt und bekomme in fast jedem Gang Tabletts mit verschiedensten Schmankerl angeboten. Ich probiere unter anderem Schokolade der Marke "Mövenpick", eine herzhafte Streichwurst aus Alabama sowie ein Stück schmackhaften Bananenkuchen einer Bäckerei namens "Collier Bakery". HEUREKA - obwohl das Backwerk lange nicht so gut mundet, wie das von Coppenrath und Wiese, lade ich mir kurzerhand einen Kuchen in den Einkaufswagen. Ferner entscheide ich mich für Schuhkreme, frisches Obst, Coca Cola und Grillfleisch für das heutige Grillvergnügen im Garten.
10.00 Uhr Nachdem ich an einem lustigen Gewinnspiel teilgenommen und einen Füllfederhalter sowie einen Schreibblock gewonnen habe, statte ich noch der DVD-Abteilung einen kurzen Besuch ab und beäuge die ausgestellten Filme kritisch. Neben der neuen Harry Potter Gewaltorgie namens "The Goblet of Fire" (löblich: Der Becher des Feuers) gibt es hier ausserdem Kriminalfilme und Western aus den löblichen 50er und 60er Jahren - das ist genau nach meinem Geschmack. Als ich auf eine löbliche Schachtel mit zwanzig John Wayne Filmen aufmerksam werde, greife ich sofort zu und lade das Produkt in meinen Wagen. HEUREKA - bei einem Preis von lächerlichen 8,47 DOLLARS kann man einfach nicht wiederstehen.
10.30 Uhr Ich treffe gutgelaunt an der Kasse ein und werde von einer freundlichen Maid überschwänglich begrüsst - wie aufmerksam. Da das Geschäft erst heute eröffnet wurde, teilt mir die Mitarbeiterin höflich mit, dass auf alle Einkäufe 20% Rabatt gewährt wird - der KONSUMLAND sollte sich daran ruhig einmal ein Beispiel nehmen.
11.00 Uhr Zurück am Fahrzeug stelle ich beim Blick auf meine wertvolle ROLEX fest, dass es für das Mittagessen noch viel zu früh ist - wie schade. Um die Wartezeit zu überbrücken, brause ich bei Sonnenschein und fast 28°C auf dem Tamiami Trail in Richtung Süden. Als Schlager am laufenden Band aus dem Autoradio dröhnen, finde ich mich nach kurzer Fahrt in der Innenstadt von Naples wieder - wie schön. Da ich mein Mittagessen auch in einem schmucken Stadtlokal einnehmen könnte, parke ich den JEEP kurzerhand gegenüber des Rathauses und flaniere die einladenden Strassen entlang - da kommt Freude auf.
12.00 Uhr Schwitzend betrete ich auf der fünften Avenue in ein schönes Lokal namens "McCabe's Irish Pub and Grill" (löblich: McCabe's Irische Tränke und Grill) und freue mich auf ein feines Mittagessen. Nachdem mir ein schöner Platz an einem Einzeltisch am Fenster zugewiesen wurde, erscheint auch schon der rothaarige Ober und überreicht mir die Speisekarte - wie freundlich. Da ich heute einen Gusto auf Pizza habe, fällt mir die Entscheidung nicht schwer. Ich bestelle ein italienisches Schmankerl namens "Napolaton Pizza", belegt mit gegrillter, aber keuscher Hühnerbrust, Spinat, Tomaten und Schwammerln - schmeckt bestimmt nicht schlecht. Dazu lasse ich mir ein eisgekühltes Budweiser Bier schmecken - das tut so richtig gut.
12.30 Uhr Während ich mir das hervorragende Mahl munden lasse, betreten plötzlich mehrere Jugendliche in weiten Sackhosen und Käppis das schöne Gasthaus und nehmen zu allem Überfluss auch noch am Nebentisch platz - das hat mir gerade noch gefehlt. Missgelaunt beobachte ich die Heinis ganz genau und höre, dass sie sich über Mitschülerinnen an der hiesigen Schule (unlöblich: High School) und den heutigen Lichtspielhausbesuch unterhalten. HEUREKA - im Gegensatz zu der ungehobelten Jugend in Deutschland, wissen diese Kinder (17, 18 und 19) wenigstens mit Messer und Gabel umzugehen - wie schön.
13.00 Uhr Als der Ober mein Eis "Malibu" mit Schlagsahne und lustigem Schirmchen an den Tisch bringt, blicke ich gespannt nach Draussen und beobachte, wie ein Verkehrsteilnehmer dem anderen die Vorfahrt nimmt und einen leichten Auffahrunfall verursacht. Anstatt jedoch schreiend und mit hochroten Köpfen ein Theater zu veranstalten, bleiben die beiden Unfallgegner gelassen und lachen sogar über den entstandenen Schaden - so etwas wäre in Deutschland undenkbar. HEUREKA - in den Vereinigten Staaten lebt es sich eben doch gemütlicher als in der Heimat.
13.30 Uhr Nachdenklich verlasse ich das schöne Restaurant und kehre zum Fahrzeug zurück, um mit hohen Geschwindigkeiten von bis zu 45 Meilen pro Stunde zum Wohngebiet zu brausen. Da ich keine wichtigen Nachmittagstermine im Kalender stehen habe, fahre ich noch durch die schönen Wohngebiete von Ost-Naples und passiere die beiden Golfplätze "Glen Eagle" und "Countyside" - diese Idylle muss man einfach gesehen haben.
14.15 Uhr Erschöpft treffe ich wieder im Lowbank Drive ein und lasse es mir nun nicht nehmen, einen kleinen Mittagsschlaf im Schatten zu geniessen. Ich lege mich in den Liegestuhl auf der Terrasse und erhole mich von diesem spannenden Ausflug redlichst.
15.15 Uhr HEUREKA - ich erwache unlöblichst und stelle fest, dass ich mich nicht mehr im Schatten, sondern in der prallen Sonne befinde. Um nicht wie so viele meiner Landsleute am schrecklichen Gehirnbrand zu erkranken, springe ich schnell auf und ziehe mich ins redlichst klimatisierte Haus zurück.
15.45 Uhr Bei Bananenkuchen und echtem Bohnenkaffee mache ich mir meine eigenen Gedanken und überlege, ob ich zum heutigen Grillabend Gurken- oder Tomatensalat zubereiten soll. HEUREKA - Fragen über Fragen. Wahrscheinlich wird es am besten sein, Tomaten- und Gurkensalat zu zaubern.
16.15 Uhr Bevor ich mich in der Küche zu schaffen mache, rufe ich noch schnell bei Herrn Wang im Nachbarhaus an und erinnere ihn, dass das Grillvergnügen um 18.30 Uhr anfängt. Der Gute berichtet, dass er gerade vom Golfplatz zurückgekommen ist und jetzt ein kleines Nickerchen hält - das soll mir Recht sein. Jetzt steht der löbliche Anschnurgang auf dem Programm. Ich segle direkt auf meine löbliche Heimseite und sorge im elektronischen Briefkasten und im Gästebuch für Ordnung. Danach picke ich einige Anfragen besorgter Eltern heraus und beantworte sie redlichst. Unter anderem rate ich einer kleinen Frau aus dem ostdeutschen Rostock, dass sie ihre garstige Tochter Peggy (15) am besten mit Hausarrest und Taschengeldentzug auf den Weg der Löblichkeit zurück bringt.
17.00 Uhr Düdeldü - nachdem ich den Brief mausdrückend abgeschickt habe, überarbeite ich nochmals meinen neuen Bericht zur unlöblichen Fussball Weltmeisterschaft 2006. HEUREKA - diese investigative Reportage wird der Welt endgültig die Augen über das unlöbliche Sportspektakel öffnen.
17.30 Uhr Ich beende den Anschnurgang redlichst und fahre den Heimrechner fachmännisch herunter. Danach eile ich in den Garten und befülle den löblichen Grill mit Holzkohle und hochwirksamem Grillanzünder. Mit Hilfe meines neuen ZIPPO Feuerzeugs entfache ich das Feuer und werde Zeuge, wie die Flammen redlichst in die Höhe schiessen - wie aufregend.
17.45 Uhr Während im Grill eine wunderbare Glut entsteht, schwinge ich den Kochlöffel in der Küche und bereite vitaminreiche Salate zu. Ausserdem mariniere ich das Fleisch aus dem Publix Markt und würze es ordentlich mit Salz, Pfeffer, Kräutern und sogar etwas Paprika. HEUREKA - schon beim Anblick der saftigen Fleischstücke läuft einem das Wasser im Munde zusammen.
18.15 Uhr Gerade als ich den Tisch auf der Terrasse decke, kommt Herr Wang durch den Garten und wünscht mir einen guten Abend. Natürlich bitte ich den guten Mann sofort zu Tisch und kredenze ihm ein kühles Bierchen.
18.45 Uhr Endlich können wir speisen. Wir lassen uns das herzhafte Fleisch, Salat und Kartoffelstäbe redlichst schmecken und verfeinern alles mit Kätschap und delikater Knoblauchgrillsosse - wie gut das duftet. Herr Wang lobt mich für meine Kochkünste und sagt, dass dieses zarte Schnitzel (unlöblich: Steak) ganz extraordinär schmeckt - wie schön.
19.15 Uhr Während wir uns weitere eisgekühlte Biere genehmigen, erzähle ich Herrn Wang von meinem Ausflug zum nagelneuen Publix Einkaufsmarkt und der grossen Auswahl in besagtem Laden. Mein Nachbar ist von meinen Schilderungen begeistert und sagt, dass er gleich am Montag seinen Wocheneinkauf im Publix erledigen will.
19.45 Uhr Wir plaudern über Dies und Das und kommen schliesslich auch auf das Preisausschreiben gestern Mittag beim örtlichen BUICK Händler zu sprechen. Ich erzähle Herrn Wang, dass ich bis jetzt nichts mehr davon gehört und deswegen wohl auch nichts gewonnen habe. Mein Nachbar lacht und macht mich darauf aufmerksam, dass die Auslosung erst am Sonntag Nachmittag stattfindet und wir immer noch Schanzen haben. HEUREKA - nachdem ich bekanntlich schon vor drei Jahren in Las Vegas einen sogenannten DODGE Viper im Wert von 80.000 DOLLARS gewonnen habe, glaube ich kaum, dass mir das Glück in Sachen Autoverlosung schon wieder hold sein wird. Ausserdem ist mir völlig schleierhaft, wie ich den Wagen nach Hause in den Waldweg schaffen sollte.
20.30 Uhr Bei Schaumkaffee und Kuchen lassen wir den Abend ausklingen und unterhalten uns über Frau Goldsmith Hochzeit. Herr Wang erklärt, dass er zu diesem Anlass unbedingt einen neuen Smoking benötigt und nächste Woche deswegen ein schönes Einkaufszentrum besuchen möchte. HEUREKA - da auch ich einige Kleidungsstücke brauche, sollten wir vielleicht gemeinsam "abschoppen" gehen.
21.00 Uhr Nachdem meine Nachbar nach Hause gegangen ist, sorge ich in der Küche für Sauberkeit und Ordnung und räume Teller und Besteck in die Spülmaschine ein. HEUREKA - angesichts dieser schweren Küchenarbeit könnte einem glatt der Spass am Grillen vergehen. Um auf Nummer sicher zu gehen, befülle ich noch einen Eimer mit Wasser aus dem Schwimmbecken und lösche damit die Glut im Grill. Ein durch Funkenflug ausgelöster Grossbrand im Lowbank Drive würde mir nämlich gerade noch fehlen.
21.45 Uhr Völlig erschöpft mache ich noch einen Rundgang durchs Eigenheim und verschliesse Fenster und Türen sicher. Danach gehe ich zufrieden ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.

Ich besuche einen neueröffneten PUBLIX Markt:

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Dort erwerbe ich eine Filmkollektion von Herrn John Wayne - wie aufregend:

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Bericht: Harry Potter ist sehr unlöblich:

http://pfaffenberg.permuda.net/harrypotter.html

Bericht: Lichtspielhäuser:

http://pfaffenberg.permuda.net/lichtspiele.html

Bericht: Taschengeld für Jugendliche:

http://pfaffenberg.permuda.net/taschengeld.html

Bericht: Die unlöbliche Fussball Weltmeisterschaft:

http://pfaffenberg.permuda.net/wm2006.html

Auch in der Ferne kümmere ich mich um die vielen Anfragen besorgter Eltern:

http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

Mein löbliches Anschnurgästebuch:

http://two.guestbook.de/gb.cgi?gid=626861&prot=bprirl

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 20.05.2006
© Reinhard Pfaffenberg