17.05.2006
17.05.2006
07.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und springe gutgelaunt aus dem Bett. Laut gähnend öffne ich als erstes das Fenster und erspähe einen laut schreienden Ajaja Vogel im Schwimmbecken - wie schrecklich. Da mich diese Vogelart bereits bei meinem letzten Aufenthalten im Rentnerparadies zur Weissglut gebracht hat, schleudere ich gekonnt meinen löblichen Hausschuh in Richtung des Schnabelträgers und drohe ihm ausserdem mit der Faust - diesmal werde ich kurzen Prozess machen.
07.30 Uhr Nachdem endlich wieder Ruhe und Frieden herrscht, absolviere ich die Morgengymnastik an der frischen Luft und begebe mich dann ins Bad, um ein erquickendes Vollbad zu geniessen. Während ich mich ordentlich wasche und rasiere, lausche ich mit Hilfe meines leistungsstarken Weltempfängers den Nachrichten aus der bayerischen Heimat und erfahre unter anderem, dass der Bundesnachrichtendienst während der letzten Jahre Handtelefone sowie Festanschlüsse von Journalisten abgehört hat - wie unlöblich. Laut eines Berichts der "Berliner Zeitung" haben Mitarbeiter des BND bereits eingeräumt, kritische Pressevertreter ab den neunziger Jahren beschattet und überwacht zu haben. Ferner soll auch der ehemalige FOCUS-Mitarbeiter Erwin Decker in den Skandal verwickelt sein und "sensible Daten" über Kollegen an den Nachrichtendienst übermittelt haben - wo soll das noch hinführen. Während Politiker aller Parteien eine sofortige Untersuchung der Vorkommnisse fordern, hat sich auch die ehemalige Verbraucherministerin Renate Künast zu Wort gemeldet und den BND als "Saustall" betitelt. Ich frage mich aber, warum die Kaoten gerade jetzt auf die Barrikaden gehen und es nicht während ihrer siebenjährigen Regierungsbeteiligung geschafft haben, den Nachrichtendienst unter Kontrolle zu bringen. Schliesslich war schon zu Schröders Schreckensherrschaft bekannt, dass der BND zum Beispiel während des Irak-Kriegs eine zweifelhafte Rolle übernommen hat.
08.30 Uhr Just als ich mich ordentlich in Schale geworfen und ein farbenfrohes Hawaiihemd sowie eine kurze Bermudahose angezogen habe, klingelt es laut und ganz besonders aggressiv an der Türe. Natürlich sehe ich sofort nach dem Rechten und finde Herrn Wang sonnenbebrillt vor dem Eigenheim vor - wie schön. Ich begrüsse meinen Nachbarn freundlich und erfahre, dass mich der gute Mann zu einem gemeinsamen Frühstück in "Julies Restaurant" einladen möchte, weil seine für heute Morgen geplante Golfpartie leider ausfällt - das hört sich gut an. Selbstverständlich nicke ich eifrig und gebe dem freundlichen Mann zu verstehen, dass wir am besten meinen JEEP nehmen sollten.
08.45 Uhr Mit quietschenden Reifen geht es den Lowbank Drive entlang und wir erreichen schon nach wenigen Kilometern das Gasthaus unseres Vertrauens - wie schön. Nachdem uns zwei schöne Plätze an einem Fenstertisch zugewiesen wurden, bestellen wir Kaffee sowie zwei grosse Frühstücke mit "French Toast" (löblich: vor Fett triefende französische Weissbrotscheiben in Rührei), Frühstücksspeck und wohlschmeckenden Bratkartoffeln - schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
09.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und uns an den Köstlichkeiten laben, gebe ich Herrn Wang zu verstehen, dass mir Georg seine Jahreseintrittskarte für das "Naples Philharmonic Orchestra" überlassen und mir ans Herz gelegt hat, eines der Konzerte zu besuchen. HEUREKA - mein Gegenüber lacht schelmisch und meint, dass es noch nie ein Konzert dieser Kapelle besucht und auch nicht viel für klassische Musik über hat. Trotzdem zeigt sich Herr Wang interessiert und sagt zeitungslesend, dass am kommenden Samstag ein Konzertereignis namens "Music for All Ages - Magic Carpet Concerts" (löblich: Musik für alle Altersgruppen - Magischer Teppich Konzerte) auf dem Programm steht - das hört sich vielversprechend an.
09.15 Uhr Als mir die Bedienung eine weitere Tasse Kaffee kredenzt, blickt Herr Wang betroffen drein und macht mich auf einen erschreckenden Zeitungsbericht aufmerksam. Ich überfliege den Artikel ganz genau und erfahre, dass in Südflorida schon wieder ein Wassersportler von einem blutrünstigen Alligator angefallen und schwer verletzt wurde - wie schrecklich. Angeblich kam es gestern zu einem vierten Vorfall dieser Art, als eine menschenfressende Bestie eine Frau beim Schnorcheln anfiel und ihr ins Bein biss. Gott sei Dank haben die Behörden sofort reagiert und Köder ausgelegt, um die gefrässigen Alligatoren von den Menschenmassen an den Stränden und Seen fernzuhalten - wie beruhigend. Im Gegensatz zu Deutschland arbeiten nämlich die Behörden hier nicht gegen, sondern für die Bürger.
09.45 Uhr Nachdem wir unser Frühstück beendet haben und im Fahrzeug sitzen, schlägt Herr Wang einen Ausflug an den neu angelegten "Tigertail Beach" (löblich: Tigerschwanz Strand) von Marco Island vor - das ist eine hervorragende Idee. Obwohl der Strand zirka zwanzig Meilen vor den Toren Naples liegt, machen wir uns sofort auf den Weg und brausen gutgelaunt auf der Strasse 951 gen Süden
10.15 Uhr Während der Fahrt plappert Herr Wang unaufhörlich und schwärmt in den höchsten Tönen von besagtem Strand. Ich erfahre, dass der Strandabschnitt erst vor kurzem erschlossen wurde und unter anderem einen weiträumigen Parkplatz, interessante Mangrovenwälder, Schmetterlingsgärten, fünf sogenannte "Boardwalks" sowie einige Tiki-Gasthäuser beheimatet - wie aufregend.
10.30 Uhr Endlich treffen wir in Marco Island ein und schlängeln uns durch den dichten Verkehr. Als wir am Strand eintreffen, müssen wir leider feststellen, dass das Parken sage und schreibe 3 DOLLARS kostet - wo soll das noch hinführen. Missgelaunt bezahle ich und folge Herrn Wang durch den dichten Mangrovenwald in Richtung des azurblauen Meeres - diese Aussicht muss man erlebt haben. Staunend blicke ich auf den weiten Golf hinaus und kann am Horizont sogar einige Öltanker erspähen. Herr Wang berichtet aus dem Nähkästchen und erzählt, dass die amerikanische Regierung im Jahre 1990 vor der Küste alte Schiffswracks sowie ausgediente Panzer und Bahnzüge versenkt hat, um bedrohten Fischen und Korallen einen neuen Lebensraum zu schaffen. HEUREKA - da ich ein umweltbewusster Mensch bin, rufe ich Herrn Wang sofort zur Löblichkeit auf und erkläre ihm, dass diese Machenschaften doch eigentlich umweltschädigend sind. Mein Bekannter schüttelt jedoch den Kopf und sagt, dass dieses Projekt vom Umweltministerium redlichst überwacht wurde und dem Artenschutz in Nordamerika zu Gute gekommen ist. Während der Golf von Mexiko im Jahre 1990 fast von allem Leben bereinigt war, haben sich 17 Jahre später wieder grosse Korallenkolonien, die ursprünglich nur in der Karibik vorkommen, direkt vor der Küste gebildet - wie interessant. Dies beweist wieder einmal, dass die USA in Sachen Umweltschutz aktiv handeln und sich nicht wie z.B. Deutschland auf kluge Sonntagsreden beschränken - wie schön.
11.00 Uhr Während wir am Strand entlang spazieren, fällt mir auf, dass sich trotz dicker Wolken am Himmel viele Badegäste am Strand eingefunden haben und nach Muscheln Ausschau halten - wie aufregend. Natürlich schaue ich ebenfalls in die Brandung und kann es gar nicht glauben, als ich plötzlich einige schöne Exemplare im Sand erblicke. Selbstverständlich suche ich mir sofort die schönste Muschel aus und gebe Herrn Wang zu verstehen, dass sich der kleine David über das Mitbringsel sehr freuen wird.
11.30 Uhr Langsam aber sicher knurrt mir der Magen. Ich deute hungrig auf meine wertvolle ROLEX und fordere meinen guten Freund auf, endlich ein löbliches Speiselokal anzusteuern. Herr Wang reibt sich ebenfalls den Bauch und schlägt den Besuch einer nahegelegenen Strandgaststätte namens "PARADISE TIKI BAR & GRILL" vor - das ist eine ganz hervorragende Idee.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit treffen wir in der besagten Wirtschaft ein und nehmen ausgehungert an einem schönen Holztisch direkt an der Strandpromenade platz. Ein übergewichtiger Kellner im Muskelhemd lässt nicht lange auf sich warten und kredenzt uns zwei gesunde Budweiser Biere sowie die Speisekarte. Während sich Herr Wang spontan für einen gewöhnlichen griechischen Salat mit Feta Käse und Knoblauchbrot entscheidet, fällt mir die Wahl gar nicht so leicht. Ich wäge ganz genau ab und ordere letztendlich ein Mahl namens Schnitzel Hawaii (unlöblich: Hawaiian Steak) mit Knoblauch-Kartoffeln und verschiedenen Gemüsen - das schmeckt bestimmt nicht schlecht.
12.15 Uhr Endlich wird unser wohlverdientes Mittagessen serviert - wie aufregend. Ich probiere vorsichtig und bin von dem Geschmack der tropischen Fleischkreation restlos begeistert. HEUREKA - der Koch muss ein wahrer Artist des Kochlöffels sein.
13.00 Uhr Nachdem wir noch ein vorzügliches Langgetränk namens "Makahiki Madness" (löblich: Makahiki Wahnsinn) verköstigt haben, zückt Herr Wang seine unlöbliche Kreditkarte und bezahlt die Rechnung redlichst. Anschliessend wandern wir barfuss am Strand zum Fahrzeug zurück und plaudern über Dies und Das.
13.30 Uhr Während der langweiligen Heimfahrt mache ich mir meine eigenen Gedanken und teile Herrn Wang mit, dass ich nur noch über lächerliche 400 DOLLARS Bargeld verfüge. Da ich aber noch mindestens zwei Wochen im Rentnerparadies bleiben will, muss ich wohl oder übel bei Herrn Prinz in meiner Bank anrufen, oder mit meinem unlöblichen Zahlungsmittel namens Meisterkarte eine örtliche Bank aufsuchen. HEUREKA - Herr Wang beruhigt mich redlichst und schlägt vor, dass ich mir doch Geld von ihm leihen könnte - das kommt natürlich nicht in Frage.
14.15 Uhr Verschwitzt treffen wir wieder im Lowbank Drive ein und genehmigen uns auf meiner Terrasse zwei kühle Weissbiere - das tut jetzt so richtig gut. Während wir uns den Hopfentrunk redlichst schmecken lassen schaue ich kopfschüttelnd auf den Garten und erkläre Herrn Wang, dass ich in den nächsten Tagen zum Rechen greifen werde, um den Garten anständig auf Vordermann zu bringen. Bekanntlich ist ein gepflegter Garten die Visitenkarte eines jeden Eigenheims. Mein Nachbar gibt mir völlig Recht und sagt, dass ich alles für die Gartenpflege am besten in einem Geschäft namens "Home Depot" (löblich: Heimlager) in der Nähe des lokalen Flughafens kaufen kann - wie schön.
15.00 Uhr Nachdem sich Herr Wang redlichst verabschiedet hat, gehe ich ins Haus und setze mich mit einem grossen Glas eisgekühlter Coca Cola an den Heimrechner. Düdeldü - ich stelle gekonnt die Anschnurverbindung her und segle direkt auf meine löbliche Heimseite. Als erstes sehe ich mich im elektronischen Briefkasten um und stelle fest, dass das Interesse an meiner Arbeit auch während meiner Abwesenheit nicht abnimmt - wie schön. Unter anderem erkundigt sich ein redlicher Rentner (66) aus dem Saarland, ob ich ihm einen Urlaub in Salzburg empfehlen kann. HEUREKA - selbstverständlich beruhige ich den Mann redlichst und erkläre ihm, dass das schöne Österreich immer eine Reise wert ist. Ausserdem verweise ich ihn auf meine informative Reportage zu diesem Thema.
15.45 Uhr Just als ich den Brief einer verzweifelten Mutter aus Lübeck beantworte, werde ich durch lautes und sehr aggressives Telefonklingeln gestört. Ich nehme das Gespräch entgegen und habe doch tatsächlich meine Untermieterin Sandra in der Leitung - wie schön. Das Kind berichtet laut hustend, dass es seit gestern mit einer unlöblichen Erkältung im Bett liegt und von Dr. Rödlberg für die ganze Woche krank geschrieben ist. Natürlich ermahne ich die Maid sofort zur Löblichkeit und erkläre ihr, dass sie sich über Erkältungskrankheiten nicht zu wundern braucht - schliesslich rennt sie ständig "bauchfrei" herum und trägt auch keine wärmende Wollunterwäsche. Sandra will davon nichts wissen und berichtet, dass Amanda sich um sie kümmert und mit Bagels, Donuts und Orangensaft versorgt - wie schön. Ich wünsche meiner Untermieterin gute Besserung und beende dann ganz schnell das kostspielige Telefonat - immerhin ruft Sandra von meinem Apparat aus an. Danach setze ich die Anschnurarbeit fort und recherchiere für investigative Reportagen.
16.30 Uhr Jetzt wird es mir aber zu bunt. Ich fahre den Heimrechner mausdrückend herunter und entspanne mich redlichst auf dem bequemen Sofa. Schon bald döse ich ein und träume von meinem spektakulären Konzertauftritt am letzten Samstag in Dallas - wie aufregend.
17.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und springe mit Elan vom Sofa. Weil ich mich vor dem löblichen Abendessen noch sportlich betätigen will, gehe ich in mein Zimmer und krame im Koffer nach meiner modischen Badehose. Schnell werde ich fündig und erkenne bei dieser Gelegenheit, dass meine Garderobe für zwei weitere Wochen wohl nicht ausreicht - wie unlöblich. Am besten wird es sein, ein löbliches Einkaufszentrum aufzusuchen, um redlichst Tschiens, Socken, T-Hemden und vielleicht sogar einen Anzug zu erwerben.
17.30 Uhr Das kühle Nass des Schwimmbeckens tut so richtig gut und ich schwimme redlichst auf und ab. Natürlich schaue ich mich immer wieder um und vergewissere mich, dass sich kein menschenfressender Alligator ins Becken verirrt hat - das würde mir gerade noch fehlen.
18.15 Uhr Nachdem ich mich ich mich wieder ordentlich angezogen habe, mache ich mich in der Küche zu schaffen und zaubere ein nahrhaftes Abendessen. Heute gibt es italienische Langnudeln mit herzhafter Hackfleischsosse sowie vitaminreichen Gurkensalat.
18.45 Uhr Ich lasse mir die italienische Spezialität auf der Terrasse schmecken und trinke ein schönes Gläschen kalifornischen Weisswein dazu - das nenne ich Lebensqualität. Allerdings finde ich auch jetzt wieder keine Ruhe, weil ein kleiner Waschbär durch den Garten hüpft und mich kritisch beäugt. Da ich bekanntlich ein grosser Tierfreund bin, gehe ich dem Bären entgegen und lege einige Langnudeln mit Sosse auf den Rasen. HEUREKA - kaum habe ich wieder auf der Terrasse platz genommen, kommt der Waschbär in Richtung Haus und verspeist genüsslich die Nudeln - wie schön.
19.30 Uhr Ich sorge in der Küche für Sauberkeit und Ordnung und mache mich mit dem amerikanischen Geschirrspüler vertraut. Schon nach wenigen Augenblicken habe ich ein löbliches Waschprogramm eingestellt und kann den Automaten in Betrieb nehmen - wie aufregend.
20.00 Uhr Endlich komme ich zur Ruhe und darf mich auf einen geruhsamen Fernsehabend freuen. Ich schalte auf und ab und suche nach einem löblichen Programm. HEUREKA - bei dieser grossen Auswahl ist es gar nicht so einfach, sich zurechtzufinden. Plötzlich höre ich eine bekannte Melodie und verfolge die spannende Frageschau "Who wants to be a Millionaire" (löblich: Wer wird Millionär) mit Moderator Regis Philbin - wie schön. Ich rate redlichst mit und kann fast alle Fragen richtig beantworten.
21.00 Uhr Die Spielschau ist vorbei und ich schalte weiter auf den Sender HBO. Hier beginnt gerade die 75. Folge einer erfolgreichen Serie namens "The Sopranos" - wie aufregend. Nach allem was ich verstehe, dreht sich diese Serie um die Machenschaften einer unlöblichen New Yorker Mafiafamilie namens Soprano. HEUREKA - ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und werde Zeuge, wie garstige Verbrecher Drogen verkaufen und Gewalttaten am laufenden Band verüben.
21.45 Uhr Jetzt wird es mir wirklich zu bunt. Ich schalte kopfschüttelnd ab und unternehme einen Rundgang durchs Haus. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und lese noch etwas in der Bibel. Gute Nacht.
Ich finde schöne Muscheln:
Bericht: Löbliche Schuhe:
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Bericht: Haschgift und Drogen:
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Bericht: Der löbliche Urlaub:
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Meine Untermieterin Sandra ruft aus der Heimat an:
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verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 17.05.2006
©
Reinhard Pfaffenberg |
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