28.03.2011
07.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und fühle mich wie
gerädert. Weil mir die stundenlange Anfahrt noch immer in den Knochen
steckt, fällt es mir gar nicht leicht, aus den Federn zu kommen und die
Vorhänge zur Seite zu ziehen. Missmutig blicke ich auf den Las Vegas
Boulevard und bemerke, dass mein Rücken ganz verspannt ist - wie
unlöblich.
07.45 Uhr Während sich Dixon auf dem Bett einrollt, greife ich
zum NOKIA Telefon und gebe Edelberts Nummer ein. Wie nicht anders zu
erwarten, treffe ich den schlauen Mann in Kasino an und höre, dass er
seit 22 Uhr an einem 25 CENT Münzspielautomaten sitzt und 270 Dollars
gewonnen hat - wie unlöblich. Ich falle Edelbert prompt ins Wort und
werfe ihm vor, spielsüchtig zu sein und ärztliche Hilfe zu benötigt.
Mein Bekannter will davon nichts wissen und sagt, dass wir uns in zwei
Stunden im "The Buffett" (löblich: Das Büffet) treffen sollten, um ein
extraordinäres Frühstück zu verzehren. Wegen der anhaltenden
Rückenschmerzen gebe ich mich deprimiert und erkläre, dass es schlauer
wäre, ein Krankenhaus aufzusuchen und mir eine Spritze verpassen zu
lassen. Mein Gesprächspartner weiss es jedoch besser und animiert mich,
das hauseigene "Spa" zu besuchen und mich massieren zu lassen - das ist
eine hervorragende Idee. Wortlos beende ich das Gespräch und erkläre
meinem Vierbeiner, dass er alleine im Zimmer bleiben und etwas
Fernsehschauen soll.
08.30 Uhr Nachdem ich in den Bademantel geschlüpft bin und den
SCI-FI (löblich: Zukunft) Kanal eingestellt habe, humple ich mit
schmerzverzerrtem Gesicht zum Aufzug und fahre ins erste Untergeschoss.
Schon bald stehe ich am Empfang der Wohlfühl Oase und lerne, dass eine
dreissigminütige Massage mit 45 Dollars zu Buche schlägt. Die
zuvorkommende Dame hinter dem Tresen schenkt mir ein Lächeln und
verspricht, dass meine Rückenschmerzen bald verfliegen werden - das will
ich hoffen.
09.00 Uhr Ich lasse meine Mastercard
(löblich: Meisterkarte) belasten und werde spornstreichs in einen
Nebenraum geführt. Wenige Augenblicke später kommt ein junges Ding von
gerade einmal 25 Jahren dazu und stellt sich mir als Frau Jacky vor. Die
Maid bittet mich, auf einer Pritsche Platz zu nehmen und die Augen zu
schliessen. Ich komme der Aufforderung anstandslos nach und freue mich,
als die kleine Frau ordentlich zupackt und meine verspannte
Rückenmuskulatur durchknetet. Obgleich eine Massage ganz schön
anstrengend sein kann, klingen die Schmerzen bereits nach wenigen
Minuten ab - das ist phantastisch.
09.30 Uhr Als ich nach einer halben Stunde von der Massagebank
steige, fühle ich mich federleicht und könnte Bäume ausreissen. Frau
Jacky überreicht mir eine Visitenkarte und sagt, dass ich sie in den
nächsten Tagen gerne aufs Zimmer bestellen kann - wie schön.
10.00 Uhr Kraftstrotzend steige ich in den Lift ein und kehre in
den siebten Stock zurück. Im Zimmer angekommen, werde ich von Hund
Dixon bellend begrüsst und erkenne, dass jemand eine Nachricht auf den
Anrufbeantworter gesprochen hat. Ich rufe die Botschaft ab und erfahre,
das sich Edelbert aufs Ohr gelegt hat und mich zum Lunch (löblich:
Mittagessen) im "Olives Restaurant" treffen möchte. Achselzuckend werfe
ich den Morgenrock aufs Bett und mache mich daran, heisses Wasser in die
Badewanne einlaufen zu lassen und mich von den Strapazen der Massage zu
entspannen. Unterdessen studiere ich eine Broschüre und bringe heraus,
dass das
Bellagio
der "MGM Resorts" Gruppe angehört und 3.933 Zimmer bietet. Ferner
gehört die Herberge zu den "Leading Hotels of the World" (löblich:
Führende Hotels der Welt) und verwöhnt die Gästen in mehreren
Wirtschaften und Bars mit internationalen Schmankerln. Zudem können
Urlauber auf fast 11.000 Quadratmetern dem Glücksspiel frönen und
täglich mehrere Millionen Dollars bei Sonderausspielungen gewinnen
- wie aufregend.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Elf
deutet, beende ich den Badespass und lasse Hund Dixon wissen, dass wir
nun auf dem "Strip" Gassi gehen werden. Der Rüde wedelt begeistert mit
der Rute und rennt schnurstracks zur Türe. Wie es sich gehört,
schlüpfe ich in bequeme Freizeitkleidung und vergesse auch nicht, die Leine aus dem Koffer zu holen.
11.30 Uhr Kurze Zeit später schlendern wir aus dem Hotelkomplex
und bestaunen die Springbrunnenfontänen, die dem Lichtspielhauspublikum
aus den Kriminalfilmen "Ocean's Eleven" und "Ocean's Thirteen" bestens
bekannt sein dürften. Im Anschluss eile ich mit Dixon im Schlepptau zum
Las Vegas Boulevard und werde dort von einem aufdringlichen Heini
angesprochen, der mich in eine Oben-Ohne Biertränke namens "Nude Maids"
(löblich: Nackte Mägdelein) einladen möchte. Natürlich lehne ich dankend
ab und stelle klar, dass ich ein Rentner mit Prinzipien bin und mich
nicht im Rotlicht-Milieu tummeln werde - wo soll das noch hinführen.
12.00 Uhr Nach einer Meile passiere ich das legendäre "Caesars Palace Hotel" und finde anhand einer überdimensionalen Infotafel heraus, dass die kanadische Sängerin
Celine Dion
morgen Abend im angeschlossenen "Colosseum Theater" auftritt. Weil die
Billets weit über 100 Dollars kosten, tippe ich mir an die Schläfe und
gehe ganz schnell weiter.
12.30 Uhr Nachdem ich in einem kleinen Supermarkt einen YOO-HOO
Schokotrunk und ein französisches Hörnchen (unlöblich: Croissant) mit
Käse gekauft habe, mache ich kehrt und laufe pfeifend zum Bellagio Hotel
weiter. Unter anderem komme an
"Bill's Gamblin' Hall and Saloon"
vorbei und nehme mir das Recht heraus, Edelbert zu kontaktieren und an
unser anstehendes Mittagessen zu erinnern. Der Professor gähnt in einer
Tour und erwidert, dass er sich jetzt in Schale werfen und mich zeitnah
in der Lobby treffen wird - wie schön.
13.00 Uhr Im Hotel angekommen, nehme ich das weitläufige
Schwimmbad im Innenhof in Augenschein und genehmige mir ein
vitaminreiches Langgetränk an einem Ausschank. Der Heini hinter den
Zapfhähnen mustert mich skeptisch und belehrt, dass Hunde keinen Zutritt
zum Aussenbereich haben. Ich nicke eifrig und flunkere, dass ich am
grauen Star leide und auf meinen Blindenhund nicht verzichten kann. Der
Knecht zeigt Verständnis und setzt mir eine Schüssel mit köstlichen
Erdnüssen vor.
13.30 Uhr Pünktlich auf die Minute kehre ich ins Hotel zurück
und finde Edelbert an einem Informationsstand vor. Der schlaue Mann hat
sich besonders schick gemacht und erzählt, dass es in einschlägigen
Nachtvereinsheimen (löblich: Night Clubs) super Burlesque-Shows geben
soll, die man gesehen haben muss. Ich mache grosse Augen und bringe
weiter in Erfahrung, dass es sich hierbei um eine erotische Tanzart
handelt, die sich in Amerika schon seit den 1920er Jahren grösster
Beliebtheit erfreut. Mein Bekannter hält mir ein Flugblatt unter die
Nase und lotet aus, ob wir am Abend ins
"Flamingo Hotel"
gehen wollen, um uns dort einer Schau hinzugeben. Ich zeige dem
schlauen Mann den Vogel und unterbreite, dass ich am Abend zeitig zu
Bett gehen und mich ausschlafen werde
- wo kämen wir denn da hin.
14.00 Uhr Wenig später sitzen wir im "Olives Restaurant" und
werden von einem beschürzten Ober mit durstlöschendem Wasser und den
Speisekarten ausgestattet. Während es sich Hund Dixon unter dem Tisch
bequem macht, überfliege ich das reichhaltige Angebot und ordere
kurzerhand italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit Lauch und
Langusten. Mein Tischnachbar folgt meinem Beispiel und wählt ebenfalls
köstliche Pasta (löblich: Nudeln) vom Stiefel. Dazu gibt es aus der
extraordinären Weinsammlung einen edlen Tropfen aus dem benachbarten
Kalifornien.
14.30 Uhr Während der Rebentrunk in Strömen fliesst und wir uns
an der reichhaltigen Mahlzeit laben, bringe ich meine Tageserlebnisse
zur Sprache und merke an, dass ich am Morgen eine Massage genossen habe.
Edelbert folgt meinen Aussagen und wirft ein, dass er sich die ganze
Nacht über an den 25 CENT Spielautomaten amüsiert und in den frühen
Morgenstunden ein saftiges T-Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel)
im "Jasmine" verzehrt hat. Der gute Mann reibt sich den Bauch und macht
mich auf den Umstand aufmerksam, dass er ausserdem mit einer älteren
Dame aus Scottsdale, AZ ins Plaudern gekommen ist und die kleine Frau am
Abend wieder treffen wird - das ist ja allerhand.
15.15 Uhr Nach der opulenten Mahlzeit vertreten wir uns die
Füsse und begutachten die Schaufenster der unzähligen Geschäfte, die
entlang der "Promenade" um Kunden werben. Prof. Kuhn ist begeistert und
regt an, dass wir unseren Aufenthalt etwas ausdehnen und bis Samstag
bleiben sollten - das ist gar keine schlechte Idee.
15.45 Uhr Als nächstes suchen wir die "Bellagio Gallery of Fine Art"
(löblich: Bellagio Galerie der feinen Kunst) auf und sehen uns am
Eingang genötigt, pro Person 12 Dollars zu entrichten. Obwohl ich keinen
Goldesel im Vorgarten stehen habe, überreiche ich den Schnösel mehrere
Scheine und komme während der folgenden Stunde in den Genuss, Kunstwerke
von Pierre-Auguste Renoir, Pablo Picasso, David Hockney und Roy
Lichtenstein zu sehen. Edelbert staunt Bauklötze und erklärt, dass in
diesen Hallen Werke von internationalem Rang ausgestellt sind - wie
wahr.
16.45 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, schaue ich auf meine
Uhr und gebe zu Protokoll, dass nun eine kurze Ruhepause nicht schaden
kann. Edelbert ist einverstanden und kündigt an, dass er ebenfalls an
der Matratze horchen und gegen 19 Uhr im Japangasthaus "Noodles"
(löblich: Nudeln) sein wird - wie schön. Ich winke meinem Bekannten
freundlich zu und verschwinde dann in meinem Luxuszimmer. Wie es sich
gehört, serviere ich Hund Dixon frisches Trinkwasser sowie Hill's
Trockenfutter und lege mich dann ins Bett. Schon bald döse ich ein und
träume von meinem
beschaulichen Häuschen im Willoughby
Drive.
17.45 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre ein unangenehmes
Kratzen in der Kehle. Um nicht auszutrocknen, führe ich mir ein süffiges
Budweiser aus der Minibar zu Gemüte und nehme nebenbei das praktische
iPad in Betrieb. Gekonnt navigiere ich durch das Internetz und mache
mich auf der Heimseite von CNN.com über die aktuellen Entwicklungen in
der Welt schlau.
18.00 Uhr Bevor ich mich ins Vergnügen stürze, leine ich Dixon
an und verschaffe dem Mischling etwas Auslauf. Bei angenehmen
Temperaturen führe ich den Vierbeiner durch den hoteleigenen Park und
ermutige ihn, an einer Palme sein Beinchen zu heben - da kommt Freude
auf.
18.30 Uhr Nachdem mein treuer Begleiter den Garten bewässert
hat, bringe ich ihn aufs Zimmer und lasse ihn wissen, dass er während
meiner Abwesenheit keinen Unsinn treiben darf. Um dem Hund etwas gutes
zu tun, schalte ich die Flimmerkiste ein und kredenze ausserdem einen
Kauknochen. Danach lasse ich die Pforte ins Schloss fallen und fahre mit
dem Lift ins Parterre, um ins "Noodles" Restaurant einzukehren.
19.00 Uhr Edelbert hat es sich bereits an einem Tisch bequem
gemacht und einen Pitcher Coors bestellt. Ich öle meine Kehle mit
grossen Schlucken und frage nach, ob wir einen Spaziergang entlang des
Strips machen wollen. Während der Kellner feine Spezialitäten aus Asien
auffährt, schüttelt Edelbert entschieden den Kopf und entgegnet, dass er
das Glück im hauseigenen Kasino herausfordern will - das soll mir auch
Recht sein.
20.00 Uhr Redlichst gestärkt bezahlen wir die Zeche in Bar und
laufen dann ins "Bellagio Casino". Dort angekommen, steuern wir die
Münzautomaten im hinteren Teil des Etablissements an und werfen freudig
Geld in die blinkenden Maschinen - das macht Spass.
20.45 Uhr Nach nicht einmal einer Dreiviertelstunde habe ich die
Schnauze voll und ärgere mich sehr. Edelbert schnalzt hingegen mit der
Zunge und ist sich sicher, dass ihm die Glücksgöttin Fortuna hold ist
und es ihm ermöglichen wird, die Bank um den Hauptgewinn zu erleichtern -
papperlapapp.
21.15 Uhr Weil Edelbert bald seine neue Bekanntschaft aus
Scottsdale treffen wird, halte ich es für klüger, das Spielen
einzustellen und mich vor dem Fernseher zu entspannen. Ich verabschiede
mich vom Professor und wünsche ihm weiterhin viel Erfolg. Anschliessend
lüfte ich meinen
repräsentativen Cowboyhut aus Dallas und steige in den Aufzug ein, der mich in Windeseile in den siebten Stock bringt.
21.30 Uhr Ein aufregender Tag neigt sich seinem Ende zu und ich
lege mich neben Hund Dixon ins Bett. Mit Hilfe der neumodernen
Fernbedienung schalte ich mich durch die Kabelprogramme und bleibe nach
den FOX NEWS (löblich: Fuchs Nachrichten) auf HBO hängen, wo eine
Wiederholung der Mafiaserie "Sopranos" läuft. Ich amüsiere mich köstlich
und werde Zeuge, wie die Tochter des Mafiascheffs einen dunkelhäutigen
Freund nach Hause bringt.
22.00 Uhr Als der Abspann über den Flachbildschirm flimmert,
schalte ich ab und schlüpfe in meinen bequemen Schlafanzug. Zu guter
Letzt ziehe ich die Vorhänge zu und wünsche Dixon angenehme Träume. Gute
Nacht.
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 28.03.2011
©
Reinhard Pfaffenberg |
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